Geschundene Hände kämpfen sich durch den Urwald. Wo noch vor Tagen nichts als Dickicht zu sehen war, entsteht langsam die erste Plantage. Moskitos plagen die Familien. Als wenn die Fahrt aus dem fernen Kurland ihnen nicht schon genug abverlangt hätte. Dem nicht genug, müssen sie ständig auf der Hut vor den Kariben sein.
Schon zwei Expeditionen waren gescheitert und schon vor ihnen hatten die Holländer und Engländer mehrmals erfolglos von dannen ziehen müssen. Zu groß war der Widerstand der Kariben. Was kein Wunder ist, da die Spanier sie aufgestachelt und dafür gesorgt hatten, dass sie von den Nachbarstämmen der umliegenden Inseln im Kampf gegen die Fremden unterstützt wurden.
Was der Herzog von Kurland vom englischen König Charles I. geschenkt bekommen hatte, sollte endlich Ertrag abwerfen. Unter dem Schutz von 120 Soldaten des kleinen baltischen Herzogtums hatte er 80 Familien in die Karibik gesandt.
Gemeinsam sollten sie ein wehrhaftes Fort errichten, dem Urwald fruchtbares Ackerland abringen und mit tropischen Früchten bestellen. Im Jahr 1654 angekommen, schafften sie es tatsächlich, Zuckerrohr, Tabak und Ingwer anzubauen und sandten bereits 1655 ein reich beladenes Schiff in die Heimat.
Auch wenn die Freude bei den Kurländern nur kurz währte, (die Schweden nahmen den Herzog gefangen und verschacherten Tobago für 500 Taler an die Holländer) so erinnert heute noch die große Bucht zwischen Plymouth und dem Fischerdorf Black Rock an die erste erfolgreiche Kolonialisierung: die Great Courland Bay. Wen das interessiert? Nun, wir hätten es nicht gedacht.
Aber nachdem die Polen hier ein Denkmal errichtet haben, reicht die Vergangenheit tatsächlich aus, um Urlauber aus Lettland anzulocken. Aber das ist wohl überall so, dass wir Europäer gerne unsere früheren Kolonien besuchen, so wie viele Deutsche nach Südwestafrika reisen, um eine Namibia Rundreise zu unternehmen.
Immerhin hatten sie die Kurländer eine recht schöne Gegend in der Ferne ausgesucht. Die Bucht hat genau die richtige Länge für einen Strandspaziergang. Er ist von Palmen gesäumt, der Sand ist reichlich und im karibischen Meer kann man gut Schwimmen - auch wenn hier angeblich oft hoher Wellengang sein soll. Hin und wieder kommen sogar Meeresschildkröten zur Eiablage an den Strand.
Richtig interessant aber wird es auch, wenn die Fischer ihren Fang an Land bringen und gleich vor Ort sortieren. Denn ihnen folgen Pelikane, Möwen und Fregattvögel, die nur darauf warten, den ein oder anderen Happen zu erwischen. In der übrigen Zeit gehen die Pelikane selber Fischen und fliegen dabei über unsere Köpfe hinweg.