Vor unserer Jeep Safari schauen wir zunächst etwas dumm aus der Wäsche. Denn zu der Zeit, als wir abgeholt werden sollen, fährt ein Jeep am Hotel vorbei. Weil außerdem der Wachmann fragt, ob wir nicht eine Safari unternehmen wollen,
bangen wir darum, nicht vergessen worden zu sein. Entsprechend erleichtert sind wir, als fünf Minuten später ein zweiter Jeep kommt und Fabrizio, der Fahrer, erklärt, dass wir heute mit zwei Jeeps fahren.
Zusammen mit zwei Italienern (ab fünf wird es eng) treffen wir bei der Einfahrt zum Arnos Vale Hotel auf die zweite Gruppe, drei Engländern. Damit sind wir komplett und können nach kurzer Erläuterung, was alles auf dem Programm steht, auch schon starten. Um es vorweg zu nehmen:
die Jeep Safari eignet sich weder für Personen mit Gelenkschmerzen, Rückenleiden oder sonstigen Gebrechen noch für Fußfaule und konditionell schwache Menschen. Denn sobald es über unbefestigte Wege geht, schaukelt der Jeep derart hin und her, dass wir uns fast ununterbrochen festhalten müssen und in Beinen und Bauch ständig angespannt sind.
Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass einem die Jeep Safari Eindrücke von Tobago ermöglicht, die einem sonst verwehrt bleiben. Wie ein erfrischendes Bad im Highland Waterfall oder die Fahrt durch den Regenwald zum Reservoir beim Hillsborough Dam, in dem mit etwas Glück Kaimane zu sehen sind. Zuvor aber fährt uns, Entschuldigung, schaukelt uns Fabrizio über den Mot Mot Trail durch Arnes Vale Estate.
Festhalten! Schauen wir nach vorne, erblicken wir über das Dach des Jeeps hinweg eine Straße, die eine solche Bezeichnung längst nicht mehr verdient. Wo es einst vielleicht mal einen brauchbaren Wirtschaftsweg durch die Kakaoplantagen gegeben hat, reihen sich Schlaglöcher, Felsbrocken und knochenharte Erdrücken aneinander.
Sehen wir zurück, können wir kaum glauben, was für große Höhenunterschiede Fabrizio den Jeep hoch und wieder hinunter lenkt. Zugleich sind wir froh über den hohen Achsstand des Fahrzeugs, der die Tour überhaupt erst ermöglicht.
Leider liegen die meisten Kakaoplantagen heute brach, da es auf Tobago einfachere Möglichkeiten gibt, Geld zu verdienen, als in der Landwirtschaft zu buckeln. Für die Tiere, allen voran dem Mot Mot, jedoch ist dies ein Glück. Denn die reifen Früchte der alten Bäume bleiben einfach hängen,
bis sie - längst ausgehöhlt von ihren Schnäbeln - irgendwann zu Boden fallen. Zudem hat sich zwischen den Kakaobäumen ein schier undurchdringliches Dickicht breit gemacht, das den Vögeln und Tieren jede Menge Verstecke bietet.
Dann aber lichtet sich der Kakaowald und kommen wir auf eine baumfreie Anhöhe. So, wie der Jeep sie überwunden hat, erstreckt sich vor uns ein nahezu baumfreies Tal. Bis hin zu der nächsten Hügelkette, welche das Tal vom Meer trennt. Im Gegensatz zu den grün bewachsenen Hängen in Richtung Inland ragen ihre Hänge schwarz verkohlt vor uns auf.
Schuld daran soll das Gestein sein, welches in der Trockenzeit bei hoher Sonneneinstrahlung das Gras in Brand steckt. Dadurch wird die Krautschicht jedes Jahr dem Erdboden gleich gemacht und bilden die Hänge einen guten Standort für Pionierpflanzen - insofern sie es bis zum nächsten Feuer schaffen, den Samen für die nachfolgende Generation zu produzieren.
Hier oben bekommen wir Gelegenheit für einen ersten, kurzen Spaziergang. Vorsichtshalber packe ich eine Flasche Wasser ein. Bei einem Minirundgang von knapp 20 Minuten müsste aber niemand befürchten, unterwegs zu verdursten. Zumal Fabrizio eine Kühltasche mit reichlich Getränken auf der Ladefläche des Jeeps platziert hat:
»Bedient euch bitte selbst, es ist genug da.« Das hören wir doch gerne, bevor wir weiter zu einem mächtigen Kapokbaum fahren und staunen, wie viele Epiphyten Platz auf dem weit verzweigten Geäst finden. Das mit der Fotokamera einzufangen - unmöglich.