Freilichtmuseum von Salzburg bei Großgmain

Scheunen, Mühlen und Höfe im Salzburger Land

Bei der Fahrt zum Untersberg meinte ich auch ein Hinweisschild an der Straße ins Berchtesgadener Land gesehen zu haben. Bei Hellbrunn fragen wir auch noch geschwind die Angestellten des Cafés nach dem Weg. Weil den keiner so richtig kennt bzw. die Bedienungen nicht einmal wissen, dass es in der Nähe ein Freilichtmuseum gibt, fahren wir zurück zur Hauptstraße. Etwas später finden wir uns in einem Außenbezirk der Stadt Salzburg wieder. Hm, da war wohl doch kein Schild.

Suche nach dem Freilichtmuseum

Auch die nächste Tankstelle kann uns nicht wirklich weiterhelfen. Also fahre ich nach dem Gefühl und der vagen Erinnerung an den Stadtplan von Salzburg, den ich mir vor der Fahrt angeschaut hatte. Nachdem wir schon fast auf dem richtigen Weg waren, finden wir schließlich ein paar Leute, die hier ortskundig sein sollten: es ist eine Geschwindigkeitskontrolle der Polizei, die uns erst mit dem Laser ins Visier nimmt, bevor uns die Beamten den Weg zum Freilichtmuseum in Großgmain erklärt. Wer hätte gedacht, wie nützlich eine Radarfalle doch sein kann?

Um die Mittagszeit kommen wir beim Freilichtmuseum in Großgmain (im Hasenweg) an. Endlich. Bei inzwischen bewölktem Himmel ist kaum was los, sodass wir uns auf einen ruhigen Rundgang über das weitläufige Areal freuen können. Und es lohnt sich: eingeteilt in die Landstriche rund um Salzburg, stehen hier 60 Bauernhöfe, Handwerkerhäuser, Scheunen, Mühlen und Almen aus fünf Jahrhunderten zur Besichtigung offen. Zusammen mit den wechselnden und Dauerausstellungen vermitteln sie einen eindrucksvollen Einblick in die ländliche Bau- und Wohnkultur des Salzburger Landes. Hier alles bei nur einem Besuch in sich aufzunehmen, ist nicht möglich, sodass man sich besser schon vorher überlegt, was einen am meisten interessiert.

Historische Gebäude aus dem Flachgau

Wir beginnen unseren Rundgang mit den Gebäuden aus dem Flachgau. Sie nehmen den größten Teil des Freilichtmuseums ein und sind wie eine Streusiedlung angeordnet. Zwischen den Höfen befinden sich Kapellen und Bildstöcke, Teiche und Weiher, Wiesen und Waldstücke, Obstgärten und Getreidegärten. Zusammen mit den Kräuter- und Gemüsegärten und den für das jeweilige Gebäude typischen Zaun soll damit der Eindruck entstehen, als stünden die Bauten schon immer hier am Fuße des Unterbergs.

Als Erstes kommen wir zum Lohnergütl. Der Hof stammt aus Oberndorf / Bichlhaiden und veranschaulicht die charakteristische Dreiteilung der Höfe des 17. Jahrhunderts in Wohn-, Tennen- und Stallteil. Um das Jahr 1900 wurden der Stall ummauert und die unteren Fenster vergrößert. Dass unsere Wohnqualität der reine Luxus ist, erkennt man im oberen Stock des Lohnergütl.

Denn während die Küche und Stube durch den Ofen aufgewärmt wurden, sind die oberen Kammern unbeheizt. Während in der Tenne das Getreide gedroschen und die Heuernte eingelagert wurde, bot der kleine Stall zwei bis drei Kühen Platz. Weil dies nicht zum Leben reichte, erforderte der Hof schon damals einen handwerklichen Nebenbetrieb.

Wenige Meter davon entfernt steht die Breitbauernhütte. Sie wurde im 18. Jahrhundert errichtet und ist ein charakteristisches Beispiel für die im Flachgau verbreiteten Speicherbauten. Kern des fensterlosen Gebäudes ist ein im Blockbau gezimmerter Getreidekasten. Dieser ist von einer in Ständerbauweise errichteten Hütte ummantelt.

Durch diese Bauweise erzielte man eine im Winter frostfreie und im Sommer kühle Lagerung im Getreidekasten. Neben dem Saatgut und Mehl in Truhen wurden im Getreidekasten auch Wolle, Leder, Loden, Werkzeuge und sogar Urkunden, Geld und andere Wertgegenstände aufbewahrt. Im freien Raum der Hütte standen Fahrzeuge und Ackergeräte.

Neben den verschiedenen Höfen steht das Wörndl-Austraghaus zur Besichtigung offen. Es wurde 1825 erstmals erwähnt und diente den Altbauern und Dienstboten des Wörndlgutes als Wohnsitz. Als Besonderheit des Gebäudes erfahren wir vor Ort, dass dieses Austraghaus anders als üblich kein verkleinertes Abbild des Hauptgebäudes darstellt, sondern eine landwirtschaftliche Nutzung nie vorgesehen war. Der Bedarf der alten Leute an landwirtschaftlichen Produkten musste daher anderweitig gedeckt werden. Heute befindet sich in der Stube des Wörndl-Austraghauses eine Dorfkrämerei, dessen Inventar aus den 1930er Jahren stammt.

Eine weitere Besonderheit für den Flachgau ist das Bauernpeter-Wohnhaus aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts (wohl 1572), dessen Vorhaus quer zum Dachfirst verläuft. Diese Bauweise wurde meist in Hanglage angewandt. Dadurch war es möglich, das Haus von der Bergseite eben zu betreten, während zur Haustür auf der Hangseite mehrere Stufen empor führten.

Tennengau und Pongau

Allein im Flachgau gibt es so vieles zu entdecken, dass wir mehrere Stunden in dem Bereich des Freilichtmuseums verbringen könnten. Bevor die Flut an Informationen unsere Aufnahmefähigkeit erschlägt, spazieren wir jedoch weiter in den Tennengau. Im Gegensatz zum Flachgau ist dieser Themenbereich mit zwei großen Gebäuden und dem zweistöckigen Kellbauern-Getreidekasten recht übersichtlich.

Als Erstes kommen wir hier zum Prähausen-Austragshaus, das für den Tennengau typisch ist. Weil in diesem Gebäude neben den Altbauern auch Handwerker mitsamt ihrer Werkstätte untergebracht wurden, hat das Freilichtmuseum hier eine Schusterwerkstätte eingerichtet, in dem ein Schuster an einigen Tagen im Jahr noch das alte Handwerk demonstriert. Je nach Jahreszeit wurde übrigens in anderen Räumen des Austragshauses gekocht: während die Bewohner im Sommer einen offenen Herd im Vorhaus nutzten, wurde im Winter ein Sesselherd in der Stube befeuert.

Wer die Geräuschkulisse eines Tennengauer Einhofes erleben möchte, sollte das Sillbauernhaus besuchen. Seit 2004 gibt es in verschiedenen Räumen des Hofs eine Geräuschinstallation, welche die bäuerliche Welt des 19. Jahrhunderts akustisch zum Leben erweckt.

Direkt gegenüber befindet sich der Kellbauern-Getreidekasten. In dem ehemaligen Lagergebäude informiert eine Ausstellung über die Salzburger Zäune und Zaunformen, von denen auch einige auf dem Gelände des Freilichtmuseums zu sehen sind.

Vom Tennengau kommen wir in den Pongau bzw. zum Taxbauernhof, einem Pongauer Paarhof. Im Wohnteil des Hofs, dem Taxbauernhaus, befindet sich im ersten Stock eine Ausstellung über das Leben und die Arbeit der Dienstboten im Salzburger Land. Wie sie ist auch die Geschichte des 1533 errichteten Hofs sehr interessant: so emigrierte die Familie Höll, die den Hof bis 1732 führte, in die Vereinigten Staaten von Amerika. Ihre Nachfolger hatten mit dem Taxbauernhof kein Glück: in 60 Jahren wechselte er neunmal den Besitzer. Auch im 19. Jahrhundert war der Taxbauernhof immer wieder überschuldet und musste mehrfach verkauft werden. Erst 1911 kam der Hof zur Ruhe, als Ferdinand Berger, der Großvater des heutigen Altbauern, den Taxbauerhof erwarb.

Nachdem wir das Pfarrfeldstadel, einem Pongauer Heustadel, passiert haben, kommen wir zum Lärchenhaus. Auch wenn es im Freilichtmuseum im Pongau steht, stammt es aus dem Pinzgau. Im Jahr 1505 errichtet, zeigt es im Erdgeschoss eine geräumige Stube mit angrenzender Kammer der Eltern. In der 1615 eingebauten Rauchküche spielte sich damals ein Großteil des häuslichen Lebens ab. Hier wurde gekocht und abends Handwerksarbeiten erledigt. Wer in kalten Nächten nicht frieren wollte, schlief hier außerdem.

Der Lungau und Pinzgau im Freilichtmuseum

Im Lungau steht das älteste Gebäude des Freilichtmuseums von Salzburg: das Hauserl-Stadel. Der Bau ist ein typisches Beispiel einer mittelalterlichen Stallscheune, die zum Hauserlgut in Fanningberg gehörte. Im Erdgeschoss, das 1442 errichtet wurde, befindet sich der Stall, in dem je zwei Kühe in einer Stallzelle Platz fanden. In der Scheune darüber lagerten Roggen, Gerste, Hafer und Heu. Wie das Dach stammt der obere Teil aus dem Jahr 1751.

Nachdem wir das Neumann-Haus und die Greinmeister Grundalm, die während des Sommers zur Entlastung der Heimweiden genutzt und in der Heu für die Wintermonate eingelagert wurde, besichtigt haben, passieren wir den nächsten Getreidekasten und den Abrahamhof.

In dem Hof ist die Ausstellung »Lungau - Land hinterm Tauer« untergebracht. Weil wir inzwischen aber randvoll mit für uns neuen Informationen sind, verlassen wir den Lungau und spazieren in den Pinzgau, dem letzten Themenbereich des Freilichtmuseums.

Auf dem Weg dorthin kommen wir zur Liesermühle. Nach all den Höfen ist die Getreidemühle mit ihrem oberschlächtigen Wasserrad eine nette Abwechslung. Zumal sie noch funktionsfähig ist und es mit dem Mühlrad und Mahlwerk sowie dem kleinen Mühlstübl nur soviel zu sehen gibt, wie wir gerade noch verkraften.

Der letzte Themenbereich ist der Pinzgau. Nach dem Flachgau ist dieser Bereich der zweitgrößte des Museums. Das erste Gebäude ist hier die Hasenhochalm. Die Almhütte ist ein Rundumkaser: im mittleren Raum wurde nicht nur gekocht, gegessen und geschlafen, sondern auch Käse und Butter hergestellt. Wie das gerochen haben mag, möchten wir uns lieber nicht vorstellen.

In Nachbarschaft zur Hasenhochalm stehen die Wurfgrundalm und ein Pinzgauer Futterstall aus Oberfurtlehen. Der Betrieb von Futterställen war im Salzburger Land nur im Oberpinzgau üblich. Bei dem starken Gefälle im Oberpinzgau wäre es anders nur mit sehr großem Aufwand möglich gewesen, das Heu zum Hof und den Mist auf die Wiesen zu bringen.

Nach der kleinen Wanderung auf dem Salzburger Hochthron und dem langen Spaziergang durch das Museum sind wir froh, als wir die letzten Gebäude des Pinzgaus erreichen und damit endlich zum Ausgang zurückkommen. Einzig einen kurzen Besuch in den Bamerhof und einen Abstecher zu einer historischen Transportseilbahn lassen wir uns noch gefallen.

Dann aber sind wir für den Tag wirklich geschafft und freuen uns auf die Rückkehr in unser nh Hotel in Salzburg. Werden wir nochmals ins Salzburger Land kommen, steht das Freilichtmuseum aber ganz sicher weit oben auf unserer Wunschliste. Es gibt hier noch so vieles zu entdecken...

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