Naturgewalten haben Madeira erschaffen und die wunderschöne Berglandschaft geformt. Die Kraft der Natur macht der Insel aber auch zu schaffen und nagt beständig an ihr. Genau das erfahren wir bei der Wanderung entlang der Levada do Rei. Genau ist es eine Runde vom Lombo do Mouro über den Aussichtsberg Bica da Cana.
Am frühen Morgen brechen wir auf. Über eine kurvenreiche Fahrt ab Sao Vicente und durch den Nebel erreichen wir die Passstraße. Dort, wo diese nach Porto Monitz abzweigt, stehen wir plötzlich vor einer Schranke: dort endet unsere Fahrt.
Leider hat ein Erdrutsch die Straße zerstört und dafür gesorgt, dass diese bis auf Weiteres gesperrt bleibt. Was nun? Den Lombo do Mouro von der anderen Seite her anzufahren, wäre zu zeitaufwendig. Auf Madeira braucht man also immer Alternativen.
Also kehren wir nach São Vicente zurück und fahren stattdessen zur Levada do Rei in der Nähe von São Jorge. Dank dem Navi ist der Ausgangspunkt leicht zu finden und eine Infotafel beim Parkplatz gibt Hinweise über die Tour PR 18. Wir folgen dem Schild »Levada do Rei, PR 18«, welches uns ein Stück entlang eines Schotterwegs führt.
Bei einem hässlichen Wasserbecken und einer Bewässerungsanlage leitet uns das Schild »Ribeiro Bonito, 5,1 km« zwischen den Anlagen hindurch zu einer steilen Treppe. Oberhalb dieser wird ein Teil der Levada zum Wasserbecken abgeleitet. Hier kommt es zu leichten Überflutungen, sodass der Weg ganz schön matschig ist.
Oberhalb aber ist der Weg eben und verläuft immer entgegen der Fließrichtung entlang der Levada. Saftiges Grün säumt den schmalen Weg. Die überhängenden Bäume geben Schatten oder schützen etwas vor den leichten Nieselregen, die uns zwischen den sonnigen Abschnitten der Tour immer wieder ärgern. Durch das Geäst der Bäume ranken sich Passionsblumen, die gar nicht so einfach zu fotografieren sind, da sie oft weit über dem Abgrund hängen.
Auch wenn das Grün neben der Levada sehr dicht aussieht, ist es besser, auf dem Weg zu bleiben. Immer wieder geht es steil herab und durch den dichten Bewuchs ist die Kante zum Abgrund oft nur vage auszumachen. Bei sehr abschüssigen Stellen ist die Levada aber mit Drahtseilen gut gesichert. Allerdings ist die Aussicht durch die vielen Wolken, die vom Tal her hochziehen, stark beeinträchtigt.
Bei einem Talgrund breitet sich der Weg auf und verzweigt sich mehrfach. Wir folgen weiter dem Schild zur Ribeiro Bonito, welche nur noch 2,4 Kilometer entfernt ist. Nach der Begegnung mit einem recht zutraulichen Madeira-Buchfinken (Fringilla coelebs madeirensis) bei einer Reihe kleinerer Betonbauwerke wird der Weg wieder schmaler.
Ein kurzer Tunnel führt uns um die Ecke. Taschenlampe brauchen wir hier keine, denn trotz der Kurve fällt genug Licht ins Tunnelinnere. Trotzdem sollte auf den Kopf geachtet werden, da die Steine nur grob aus der Decke gearbeitet sind und überall Ecken und Kanten herausstehen.
Wanderung an der Levada do Rei
Nach dem Tunnel wird der Weg spektakulärer und ausgesetzter. Teilweise liegen Betonplatten auf der Levada, damit überhaupt einen Weg da ist. Die Levada ist hier in die steile Felswand gearbeitet und die Decke hängt an weiten Teilen des Weges über. Drahtseile sorgen bei den exponierten Stellen für Sicherheit. Trotzdem ist Schwindelfreiheit erforderlich, da es neben der Levada teilweise senkrecht ins Tal geht. Durch die extreme Feuchtigkeit wachsen Farne, herrliche Moose und bunte Blumen an den Felswänden.
Mitten in dieser Steilwand fällt ein Wasserfall auf die Levadamauer. Auf der Länge von etwa zehn Metern ist der Weg zwar ausreichend breit, aber ungesichert. Somit ist Vorsicht angesagt, da die Betonplatten immer nass und moosig sind. Man kann sich noch so dicht an die Felswand drücken, wer zum Ursprung der Levada will, muss dafür eine Dusche in Kauf nehmen. Während wir auf der bisherigen Strecke alleine unterwegs waren, begegnet uns am Wasserfall eine französische Wandergruppe. So sorgt das herabfallende Nass für Heiterkeit, ist aber für so manchen Jeans-Träger unangenehm.
Kurz nach der Dusche erreichen wir den Fluss Ribeiro Bonito. Durch ein schmales Tal kommend, wird das Wasser bei einem Betonbauwerk fast vollständig in die Levada abgeleitet. In dem malerischen Regenwald laden dicke Mauern und große Steine zu einer Pause ein.
Fische in dem angestauten Becken freuen sich über ein paar Brotkrumen. Leider ärgert uns das Wetter schon wieder und zwingt uns ein stärkerer Regenschauer zur Rückkehr. Bis zum Talgrund verläuft dieser ebenfalls entlang der Levada.
Bei einer Wegverzweigung nach den Betonbauwerken wechseln wir jedoch auf einen breiten Wiesensteig, auf dem es bergan zum Forsthaus Posto Florstal São Jorge geht. Während unserer Wanderung liegt dort ein riesiger, umgefallener Baum. Ein Durchkommen ist durch das dichte Geäst ein aussichtsloses Unterfangen. Drum herum aber geht es. So kraxeln wir zwischen Farnen und anderen Bäumen steil durch die Botanik, bis wir den eigentlichen Weg wieder erreichen. Ab hier ist der Anstieg problemlos zu meistern und gelangen wir kurz darauf zu einer befahrbaren Schotterpiste. Diese ist nahezu eben. Beim nächsten Abzweig halten wir uns rechts und laufen dann immer geradeaus weiter, wobei wir die drei einmündenden Schotterstraßen ignorieren.
Eine kurze Zufahrt bringt uns zum Forsthaus. Der schön angelegte Garten wäre der ideale Platz für eine Pause. Nur leider regnet es inzwischen in Strömen, sodass wir Schutz unter dem Vordach des Forsthauses suchen. Von der bei klarer Sicht herrlichen Aussicht bekommen wir nichts mit.3
So knabbern wir etwas und warten ab, bis es etwas schont. Auf einem eher langweiligen Schotterfahrweg geht es schließlich zurück zum Parkplatz. Trotz der Regenschauer können wir dort auf eine abwechslungsreiche und zum Teil spektakuläre Levadawanderung zurückblicken.
Eindrücke unserer Wanderung entlang der Levada do Rei auf Madeira.
Die Anfahrt erfolgt von der Regionalstraße ER 101. Zwischen Sao Jorge und Cabanas auf die Estrada do Achada da Felpa biegen (Schilder Watermill und Levada), weiter bergauf bei der nächsten Gabelung rechts (ca. 600 m ab der ER 101) in die Estrada da Achada do Vigario abbiegen und nach weiteren gut 500 Metern bei der Straßenkehre rechts halten. Parkmöglichkeiten bestehen am Ende der Straße nahe der Levada.
Ausgangspunkt | Infotafel nahe der Levada do Rei |
Koordinaten | N 32.81700, W 16.92500 |
Gehzeit | 3 - 3.30 Stunden |
Distanz | 9,5 km |
Anstiege | ca. 120 HM |
Anforderungen | T 1-2, nahe ebenerdige Wanderung |
Einkehr | keine |
GPS-Daten | Wanderung Levada do Rei gpx |
kml-Daten | Wanderung Levada do Rei kml |