Von Haría zum Kliff von Famara

Wanderung durch das »Tal der tausend Palmen«

Am Morgen nach den Weihnachtsfeiertagen haben sich auch die Wolken über Lanzarote wieder verzogen. Sowie wir die Vorhänge öffnen, lacht uns die Sonne vom strahlend blauen Firmament entgegen. Damit herrschen beste Voraussetzungen für eine der Top-Wanderungen bei Haría. Wir starten früh am Morgen. Denn unser Ziel liegt fast am anderen Ende der Insel. Die Fahrt führt quer über die Insel, vorbei an den Feuerbergen des Timanfaya Nationalparks und durch das Bergdorf Teguise.

Kurz darauf blicken wir in den gewaltigen Barranco del Chafarís, bevor wir uns durch etliche enge Kurven hinab ins Tal von Malpaso schlängeln. Wir befinden uns auf der Strecke mit den meisten Serpentinen auf Lanzarote. Das heißt: Lars konzentriert sich auf die gefährliche Straße, während ich immer wieder Blicke auf das Dorf Haría erhasche. Ich bin begeistert!

Sind es nun tausend oder 10.000 Palmen?

Haría ist eine der schönsten Ortschaften auf Lanzarote. Was die Gegend in und um Haría so reizvoll macht, sind unter anderem die vielen Palmen, die hier in den azurblauen Himmel ragen. Einer Legende zufolge soll einst ein Lehrer seine Schützlinge damit beauftragt haben, die Palmen zu zählen. Die Schüler zählten und zählten, doch fanden kein Ende. Als sie beim 10.000sten Exemplar angekommen waren, hätten sie mit dem Zählen aufgehört.

Deshalb wurde die Region als das »Tal der 10.000 Palmen« bekannt. Da die Zahl übertrieben wirkt, gibt es eine zweite, bescheidenere Version. Laut dieser wurde mit jedem neugeborenen Kind eine neue Palme zu den wild gewachsenen gepflanzt. Auf diese Weise soll irgendwann die Anzahl von 1000 Palmen erreicht worden sein. Das »Tal der tausend Palmen« erscheint uns glaubhafter.

Spanisch-maurische Architekturtradition in Haría

Das weiße, von spanisch-maurischer Architekturtradition geprägte Dorf ist ein Hingucker. Es liegt auf der Touristenbusroute und wird insbesondere an Markttagen gerne angefahren. Das Restaurant El Cortijo ist mit Park- und Sitzplätzen bestens für solche Massenbesuche ausgelegt. Ein Grund für uns, dieses links liegen zu lassen. Wir nehmen den Parkplatz hinter der wuchtigen Pfarrkirche.

So nah am historischen Zentrum sind freie Plätze zwar normalerweise rar gesät. Dieser jedoch wird wegen seiner extrem steilen Einfahrt nur von wenigen Touristen angefahren. Auch wir haben Bange, aufzusetzen. Doch irgendwie passt es dann doch. Ob wir die Rampe wieder hinaufkommen, wird sich später zeigen.

Der direkte Weg vom Parkplatz auf die lang gestreckte Plaza de Haria führt am Kinderspielplatz vorbei sowie durch ein unscheinbares Tor bei der Kirche. Auf dem auch als Plaza León y Castillo bekannten Platz formen prächtige Indische Lorbeerbäume durch ihr üppiges Laubwerk ein natürliches Sonnendach. Die Bar Cafetería El Rincón De Quino am Ende der Plaza ist bereits am Vormittag geöffnet.

Wir genießen die Ruhe und Gelassenheit auf dem Dorfplatz und gönnen uns einen Milchkaffee, bevor wir die Tour starten. Hier kann man es gut aushalten und sich wohlfühlen. Ein Grund für uns, dass wir wenige Tage später nach der Wanderung entlang dem Guinate Höhenweg nochmals hierher kommen werden. Bei unserem zweiten Besuch erwischen wir einen Markttag, was die Plaza anders, aber ebenfalls reizvoll wirken lässt.

Nahe der Plaza Haría befindet sich in der Ortsmitte die Plaza de la Constitución. Umgeben von traditionellen Bürgerhäusern, bildet der Platz mit seinen üppig blühenden Bougainvilleen ein weiteres Idyll. In einem der Gärten ist eine aufwendige Krippe aufgestellt.

Sie erinnert uns daran, dass wir uns noch immer in der Weihnachtszeit befinden. Treppen führen hinab in den Untergrund des Platzes. Die Kunstausstellung dort ist jedoch weniger interessant als die Krippe darüber und entsprechend schnell abgehandelt.

Durch das Valle de Rincón

Für unsere Wanderung laufen wir zunächst entlang der Straße zwischen der Plaza de la Constitución und dem Rathaus. Bald haben wir zur Linken einen weiteren kleinen Platz mit einem Korbflechter erreicht. Die Schilder des Camino Natural lassen wir außer Acht, überqueren die Straße und gehen geradeaus weiter durch die von Palmen gesäumte Calle Rincón de Aganada.

Mit der Wohnbebauung endet die Teerstraße und geht es auf einer Schotterpiste zwischen schwarzen Gemüsefeldern und Weinreben langsam bergauf durch das Valle de Rincón. Von hier aus ist gut zu erkennen, in welch fruchtbare Gegend Haría eingebettet ist.

Mirador Montaña Ganada über dem Kliff von Famara

Wir bleiben immer auf der Piste und lassen die beiden Fincas links liegen. Anderthalb Kilometer ab dem Ortsende von Haría erreichen wir den Mirador Montaña Ganada. Sowie wir über den Sattel blicken, zieht es wie Hechtsuppe. Das Kliff von Famara fällt hier abrupt ab. Hier gilt es, die Hüte festzurren.

Andernfalls trägt sie der Wind davon und kann man nur hoffen, dass sie in erreichbarer Nähe liegen bleiben. Tatsächlich halten wir es nur wenige Momente auf dem Mirador aus und sind froh, auf dem nächsten Abschnitt in den Windschatten des Montaña Ganada zu gelangen.

Über dem Valle de Malpaso zum Barranco la Elvira

Fast eben führt uns nun eine Schotterpiste entlang der Ostflanke des Montaña Ganada. Bald befinden wir uns über dem Valle de Malpaso und eröffnen sich immer wieder schöne Aussichten auf Haría. Schließlich nähern wir uns den Serpentinen der Landstraße. Wo die Piste scharf links dorthin abknickt, orientieren wir uns rechts. Ein steiniger Pfad führt nun steil bergan durch das Trockenbett des Barranco la Elvira. Wir bleiben auf dem Pfad, bis wir einen Feldweg vor ummauerten Gemüsefeldern erreichen.

Zwischen den Mauern führt der Wanderweg weiter bergauf. Nach rund 100 Metern knickt der Pfad schließlich rechts ab und folgen wir der sandigen Piste. Um uns herum wächst jede Menge Dill. Mein Mann und Landespfleger kann es nicht lassen, eine Handvoll zu pflücken und sich in den Mund zu stopfen. Er bekommt ja sonst nichts zu essen auf der Insel. Sonderlich schmecken tut es ihm – so ohne alles – allerdings nicht.

Mirador del Bosquecillo über dem Risco de Famara

Vorbei an einer sonnigen Picknickzone, erreichen wir bald eine aus Naturstein errichtete Fahrstraße. Zu unserer Rechten führt diese fast eben bis zum TV-Mast des Montaña Ganada, hoch über dem Mirador, den wir zuvor besucht hatten. Doch unser Ziel ist der Mirador del Bosquecillo. Also halten wir uns links und folgen dem Fahrweg bis zu einem Parkplatz. Auch hier gibt es eine Picknickzone mit Spielplatz. Vor allem aber erwartet uns hier eine fantastische Aussicht auf die Bucht von Famara.

Naturpark Archipiélago Chinijo

Lanzarotes steilste Felswände und Klippen prägen den Norden des Risco de Famara. Stellenweise ragen diese mehrere hundert Meter in die Höhe. Weil hier oben fast immer ein heftiger Wind weht, bleibt die Vegetation niedrig. Andererseits sind die Anhöhen der Risco de Famara einer höheren Feuchtigkeit ausgesetzt, welche durch die Passatwinde herbeigetragen wird.

Der Abgelegenheit ist es zu verdanken, dass die Landschaft von Viehzucht und sonstigem menschlichen Einfluss weitgehend unberührt blieb. So wurde die Gegend Teil des Naturparks Archipiélago Chinijo. Dieser Bereich des Naturschutzgebietes besitzt die größte Artenvielfalt auf Lanzarote. Damit geht zugleich die höchste Dichte an endemischen Pflanzen der Insel einher und eine der höchsten innerhalb der Europäischen Union.

Durch das Valle de Malpaso zurück nach Haría

Nach einer kurzen Rast treten wir den Rückweg an. Es einfach zu stürmisch, um längere Zeit oberhalb der Klippen auszuharren. Auf demselben Weg, den wir hoch gelaufen sind, wandern wir zurück zum Barranco La Elvira und durch diesen wieder hinab. Wo wir zuvor in den Barranco abgebogen sind,

queren wir die Schotterpiste und nehmen den Muliweg direkt in der Biegung der Piste. So wandern wir fern der Straße durch das Valle de Malpaso. Zwischen den Steinmauern der Gemüsefelder hindurch begleiten uns Feigenbäume, Palmen, Agaven und immer wieder hoch gewachsener Dill.

Vor uns liegt wieder Haría, in seinem Tal der tausend Palmen. Im weiteren Verlauf geht der Pfad erst in einen Feldweg, dann in eine Straße über. Vorbei am Grundstück und Haus des César Manrique, kommen wir zurück zur Straßenkreuzung beim Korbflechter.

Ab dort finden wir auf bekanntem Weg zurück zum Rathaus und zur Plaza de Haría. Bei der Bar Cafetería El Rincón De Quino geht es nun deutlich lebhafter als bei unserem Start zu. Dennoch kommt sie wie gerufen, um den schönen Ausflug beim nachmittäglichen Cappuccino ausklingen zu lassen.

Video zur Wanderung von Haría zum Kliff von Famara

Haría bildet eines der schönen, weißen Dörfer von Lanzarote. Wir wandern von Haría zum Kliff von Famara und durch das Valle de Malpaso wieder zurück.

Tourinfos zur Wanderung zum Risco de Famara

Die Anfahrt erfolgt entweder über Arrieta an der Ostküste von Lanzarote oder über Teguise im Inselinnern, die Serpentinenstraße hinab ins Tal von Malpaso. Hinter der Kirche von Haría gibt es einen größeren Parkplatz, nahe dem Dorfplatz. Ansonsten gibt es einen größeren Parkplatz direkt an der Durchfahrtsstraße beim Restaurant El Cortijo.

Die Wanderung ist eine einfache Runde auf überwiegend breiten Wegen. Lediglich im Barranco la Elvira ist der Pfad etwas ruppiger. Über dem Barranco braucht man etwas Orientierungsgeschick.

AusgangspunktPlaza de Haria
KoordinatenN 29.1472, E -13.49902 (Parkplatz)
Gehzeit2.30 Stunden (reine Gehzeit)
Distanz9,4 km
Anstiege370 HM
GradT2
EinkehrRestaurants und Cafés in Haría, unterwegs keine
GPS-DatenWanderung Haria gpx
kml-DatenWanderung Haria kml

Wanderkarte zur Runde über den Mirador del Bosquecillo

Höhenprofil

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