Unsere zweite Etappe nach Ferreira de Negral beginnt mit einer Panne. So warten wir beim Hotel Ciudad brav auf unser Taxi, werden und werden aber nicht abgeholt. Eine Viertelstunde später wächst unser Misstrauen zur Gewissheit. Nach einigen Erklärungen im Hotel und mehreren Telefonaten auf Spanisch und Deutsch aber ist klar,
dass versehentlich nur der Gepäcktransfer gebucht war. Nachdem sich die Mitarbeiterin von unserem Veranstalter zigfach bei Annette entschuldigt hat, dauert es dann aber nur noch fünf Minuten, bis ein Taxi für uns vorfährt. Es gibt schlimmeres und wir haben heute genug Zeit.
Um 10 Uhr sind wir schließlich wieder in Burgo, wo wir bei einer Quelle unsere zweite Etappe starten. Zum Glück waren wir schon am Tag vorher in Burgo, da es diesmal noch sehr neblig ist. Ohne groß weiter Zeit zu verlieren, machen wir uns deshalb gleich auf den Weg. Dabei werden wir diesmal von den Rufen eines Kuckucks begleitet. Auch ein Storch lässt sich kurz blicken, eh er wieder in den Nebelschwaden verschwindet.
Wie auf der Etappe nach Burgo folgt der Camino Primitivo auch auf dem Weg nach Ferreira ein Stück weit der LU-P-2901. Das ist praktisch. Denn so sehen wir einen Hotelangestellten mit unserem Gepäck Richtung zum Casa do Ponte an uns vorbeifahren und wissen wir, dass der Gepäcktransfer funktioniert. Danach lichtet sich der Nebel und macht einem strahlendblauen Himmel Platz.
Nach gut 3,1 km zweigen wir bei den wenigen Häusern von San Antonio rechts ab. Damit kommen wir durch ein Waldstück und entlang einer Wiese an den Rego Mendo. Ab dem Bach steigt der Weg bis Bacurín wieder ein paar Meter an. Dabei verrät uns auf Höhe eines Bauernhofs eine Wegmarkierung, dass es noch genau 90 km bis nach Santiago sind.
In Bacurin biegen wir erneut rechts ab und folgen dem Weg bis an die Zufahrtstraße zur Kirche des Heiligen Michael von Bacurín. Wer möchte, kann einen Abstecher zur Kirche machen. Ansonsten geht es in der Rechtskurve gleich wieder links ab und durch Wiesen und Wälder zurück auf die LU-P-2901.
Als nächstes passieren wir Carricova, kommen durch O Hospital und folgen dem Camino Primitivo rechts ab durch einen Gehölzstreifen. Ob man mit dieser Wegausweisung für ein paar Meter der Straße ausweichen wollte oder es bei den Schlenkern darum geht, auf genau 100 km zwischen dem Startort Lugo und Santiago zu kommen?
Wir wissen es nicht. Dafür fällt die Orientierung leicht, da man bis kurz vorm Ziel der Etappe immer auf oder in der Nähe der Landstraße wandert. So erreichen wir nach gut 9 km (ab dem Brunnen in Burgo) die Kirche San Roman de Retorta. Da sie zu ist, müssen wir den Stempel für den Pilgerausweis jedoch woanders holen.
Einen Steinwurf weiter bietet sich die Taverna San Roman für eine erste Pause an. Wer schon vorher Hunger oder Durst hat, findet kurz vor San Roman mit der Taverna Rodrigo und dem Meson de Crescente zwei weitere Möglichkeiten zur Einkehr. Darben müssen Pilger heute offensichtlich nicht mehr.
Wir lassen alle drei Möglichkeiten links liegen und kommen als nächstes an der Kirche Santa Cruz da Retorta vorbei. Gut zwei Kilometer weiter bzw. nach etwas mehr als einer halben Stunde ab der Kirche verlassen wir bei Alto de Retorta einmal mehr die Straße. Diesmal kommen wir durch einen Wald zum idyllischen Rego do Burgo. Auf der anderen Seite des Bachs folgen wir der Jakobsmuschel ein Stück weit nach Norden bis zur kleinen Siedlung Seixalbos. Dort schwenkt der Jakobsweg nach Süden, bis er wieder auf die altbekannte LU-P-2901 trifft. Ab dort geht es dann immer westwärts, bis wir nach insgesamt 18,7 km das Tagesziel in Ferreira bei nunmehr bestem Pilgerwetter erreicht haben.
Pilgerreise auf dem 100 km langen Pilgerweg von Lugo nach Santiago de Compostela. Eindrücke von der Etappe zwischen Burgo bei Lugo und Ferreira.
Im ruhig und landschaftlich reizvoll gelegenen Casa da Ponta werden wir von Manuel freundlich empfangen. Gleich danach stellen wir erleichtert fest, dass der Gepäcktransfer zu unserer ersten Herberge geklappt hat und unsere Koffer den Weg nach Ferreira längst zurückgelegt haben.
Unsere Zimmer befinden sich eine Etage höher: während Annette und ich das schnucklig eingerichtete Rio bekommen, beziehen Rita und Uschi das Nabal – das im Gegensatz zum Rio auch noch einen Schlüssel besitzt.
Ebenfalls bei der Ankunft treffen wir auf einen anderen Pilger, den wir bereits in Burgo gesehen haben. Auf die Frage, woher er kommt, antwortet er »von weit, weit her«, eh er Neuseeland nennt. Irgendwo im Süden von Frankreich gestartet, ist er seit 58 Tagen auf dem Jakobsweg unterwegs. Die letzten fünf Tage habe er dann sogar trockenes Wetter gehabt. Spanisch hat er auf seinem langen Camino jedoch noch nicht gelernt, weshalb er uns darum bittet, zu übersetzen. Und zwar von Englisch ins Spanische!!!
Während wir die müden Füße hochlegen und zwei kühle Colas genießen können, muss der Neuseeländer noch bis nach Melide pilgern. Dass es mehr als 23 km bis dort sind, mag er nicht hören. Doch auch wir wären froh, wenn wir diese lange Etappe auf dem Camino Primitivo schon geschafft hätten. Für heute aber ist es genug mit der Plackerei und freuen wir uns auf das für seine tolle Qualität bekannte Abendessen im Casa da Ponte.
Pilgerreise auf dem 100 km langen Pilgerweg von Lugo nach Santiago de Compostela. Eindrücke vom Casa do Ponte, einer sehr schönen Herberge bei Ferreira.
Ausgangspunkt | Brunnen in Burgo |
Koordinaten | N 42.96870, W 7.64130 |
Gehzeit | 5 Stunden |
Distanz | 18,6 km |
Anstiege | ca. 350 HM |
Grad | T2 |
Einkehr | in Burgo und Ferreira |
GPS-Daten | Wanderung Burgo Ferreira gpx |
kml-Daten | Wanderung Burgo Ferreira kml |