In Melide mündet der Camino Primitivo in den Camino Francés. Weil dieser Pilgerweg populärer ist, geht es auf der rund 14 km langen Etappe nach Arzua deutlich lebhafter zu. Neben der hier vorbildlichen Beschilderung ist der Jakobsweg auch durch die vielen Mitstreiter kaum zu verfehlen.
Dieser führt vom Zentrum von Melide über die Rúa Principal und den daran anschließenden Camiño Santiago an die N-547. Nachdem wir diese auf dem Zebrastreifen sicher überquert haben, biegen wir 240 m weiter rechts zur Kirche Santa Maria de Melide ab.
Ein weiteres Zeichen, dass hier mehr los ist, befindet sich 150 m weiter. Es ist eine öffentliche, überdachte Waschstelle, die auch Pilgern offen steht. Wenn wir bedenken, dass es einige Pilger gibt, die auf einen Gepäcktransfer verzichten, dafür aber weit größere Strecken als wir zurücklegen, ist das eine vernünftige Einrichtung. Womit wir auf dem Camino Francés hingegen nicht gerechnet hatten, ist eine Rinderherde, die uns ein Stück nach der Waschstelle gemächlichen Schritts zur Seite drängt. Aber gut, Galicien ist eine landwirtschaftlich geprägte Gegend, bei der Pilger auch mit solchen Situationen zurechtkommen müssen.
Dadurch lohnt es sich für die Einheimischen, Proviant am Rand des Wegs anzubieten. So erreichen wir nach einer Stunde einen Selbstverpflegungsstand. Neben Wasser, Kaffee und Kuchen lassen mehrere Arten Obst und Erdbeeren Pilgerherzen höher schlagen.
Nachdem wir in einem Waldstück den Río Catasol überquert haben, trifft der Jakobsweg bei O Raído auf die N-517. Zum Glück müssen wir nur 50 Meter entlang der Schnellstraße laufen, eh der Camino Francés links abzweigt und wir bei Parabispo zu einem frisch bestückten Selbstverpflegungsstand kommen. Neben Wasser, Kaffee und Kuchen lassen verschiedene Arten Obst und in (Nachbars Garten gepflückte?) Erdbeeren Pilgerherzen höher schlagen. Stimmen unsere Beobachtungen, so kommen wohl nur wenige Pilger in Melide in den Genuss eines reichhaltigen Frühstücks. Zumindest herrscht an dem Stand reger Betrieb.
Boente und Kirche von Boente am Camino Francés
Diese Stationen eignen sich auch bestens, um mit anderen Pilgern ins Gespräch zu kommen. So wechseln wir mit einem Belgier ein paar Worte, der neben seiner 75 Jahre auch noch einen großen Rucksack auf dem Buckel trägt. Schön finden wir außerdem, dass selbst an so einer kleinen Station ein Stempel ausliegt, durch den man sich auch später noch an den Stand erinnert.
Und ganz nebenbei zeigt es, wie eng in Europa alles zusammenhängt. Denn wir halten hier einen Stempel Trodat in der Hand. So stehen wir also als Deutsche mit einem Belgier in Spanien beieinander und freuen uns über einen österreichischen Stempel. Und das auf dem als UNESCO Weltkulturerbe eingetragenen Französischen Weg nach Santiago de Compostela.
So wie wir den nächsten Waldstreifen durchquert haben, kommen wir durch A Peroxa zurück an die Schnellstraße von Melide nach Arzúa. Während sich links (südlich) der Straße zwei weitere Herbergen befinden, bietet auf der anderen Seite der Straße die Kirche Santiago de Boente die nächste Möglichkeit, den Pilgerausweis mit den nötigen Stempeln zu versehen.
Im weiteren Verlauf kreuzt der Camino Francés erst eine wenig befahrene Straße, dann mehrmals die N-547, bis wir nach ca. 5 km (ab Boente) die Kilometermarke 40,000 erreichen. Nur noch 40 km? Wenn das kein Grund zum Feiern ist. Ein Gedanke, mit dem wir nicht alleine stehen. Denn nur einen Katzensprung entfernt lädt ein Café zum Verweilen ein.
Auf dem Camino Franzes nach Arzua
Ein paar hundert Meter weiter überqueren wir anschließend den Río Iso auf einer großzügig gestalteten Steinbrücke. Gleich danach gibt es mit dem Mesón rural Ribadiso die nächste Möglichkeit für eine Pause. Dort werden dann auch wieder Pulpo und andere, einfache Gerichte angeboten. Wer noch auf der Suche nach einer Unterkunft ist, findet bei Ribadiso außerdem zwei hübsch gelegene Herbergen.
Von Ribadiso sind es nur noch ein paar hundert Meter bis an die Schnellstraße N-547, entlang der wir die letzten anderthalb Kilometer bis ins Zentrum von Arzúa laufen müssen. Nach 4 Stunden 15 Minuten inklusive einer kurzen und einer längeren Pause haben wir dort unser Tagesziel bereits zur Mittagszeit erreicht.
Zugleich bedauern wir, nicht zuvor richtig zu Mittag gegessen zu haben. Denn in Arzúa sind viele Restaurants zu dieser Zeit geschlossen. Nachdem wir in der Pension Teodora eingecheckt haben, finden wir mit der Cafetería os Casqueiros aber doch ein Restaurant an einem von Platanen überstandenen Platz.
Anschließend reicht ein kurzer Rundgang zu einer Blumenwiese am südlichen Ortsrand, um zu sehen, dass es in Arzúa tatsächlich nicht allzu viel zu entdecken gibt. Also kehren wir zurück in die Pension und gönnen uns stattdessen einen erholsamen Nachmittag. Nach vier erfolgreich absolvierten Etappen bzw. mehr als 63 abgelaufenen Kilometern haben wir uns den sicher verdient.
Die zweite Ernüchterung erfolgt am Abend. Eigentlich hatten wir uns vorgenommen, nach dem Besuch der Kirche von Arzúa nochmals Pulpo zu probieren. Die beste Adresse hierfür soll die Pulperia O Conxuro in der Rúa das Dores sein. Vor Ort erfahren wir jedoch, dass die Küche erst um 20 Uhr (oder 20.30 Uhr) öffnet. Das ist dann wohl der Grund, warum die Caféteria am Platanenplatz so gut läuft.
Pilgerreise durch Galizien im Norden Spaniens. Eindrücke der Etappen von Ferreira und Melide sowie über den Camino Frances weiter bis Arzua.
Wie in der Pension Berenguela wird das Frühstück auch in der Pension Teodora in der benachbarten Wirtschaft serviert. Auch ist unser Zimmer modern und freundlich eingerichtet und alles sehr sauber. Damit enden aber auch schon die Gemeinsamkeiten. So ist die Pension Teodora durch ihre Lage an der Hauptstraße von Arzúa bzw. an der Stelle, wo der Jakobsweg von der N-547 links abbiegt, kinderleicht zu finden. Zudem besitzt es einen wohnlichen Eingangsbereich mit Aufenthaltsbereich und Bar für die Hausgäste.
Auch zählt hier kostenfreies WLAN-Internet zum ganz normalen Service des Hotels, ist unser Zimmer angenehm geheizt (ja, das kann in Galicien selbst im Mai noch nötig sein) und das Bad in seinen Dimensionen einiges großzügiger bemessen. Wer will, kann sogar ein heißes Bad in der Duschwanne nehmen.
Der größte Unterschied aber ist, dass wir hier wieder ein ordentliches Frühstück bekommen. Im Teodora werden keine kleinen Brötchen gebacken, sondern große Brote mit Käse und Schinken serviert, dazu gibt es Marmelade, ein paar süße Teilchen, O-Saft und Tee oder Kaffee. Das reicht für einen Start in den Tag.
Ausgangspunkt | Großer Kreisel im Zentrum von Melide |
Koordinaten | N 42.91420, W 8.01430 |
Gehzeit | 4 - 4.30 Stunden |
Distanz | 14,1 km |
Anstiege | ca. 350 HM |
Grad | T2 |
Einkehr | Einkehrmöglichkeiten bestehen in Melide sowie auf der Strecke kurz vor dem Etappenziel in Arzúa. |
GPS-Daten | Wanderung Melide Arzua gpx |
kml-Daten | Wanderung Melide Arzua kml |