Alpspitz von Nesselwang

Die Wanderung am Alpspitz könnte auch unter dem Motto »Spannung, Spiel und Spaß« stehen. Denn mit der Sommerrodelbahn und der Zipline-Anlage kommen am Hausberg von Nesselwang auch Action und Nervenkitzel nicht zu kurz. Mit den beschriebenen drei Varianten ist der Alpspitz sowohl als kurzer Gipfelsturm als auch als anspruchsvolle Bergtour zu erreichen.

Drei Varianten am Gaudiberg

Die Müde-Füße-Variante mit der Bergbahn

Der Name lässt es schon erahnen. Bei dieser Variante geht es nicht wirklich ums Wandern. Hier lassen wir uns mit der Alpspitzbahn ganz bequem von der (1) Talstation über die (2) Mittelstation hoch zur (4) Bergstation der Alpspitz fahren. Von dort sind es dann noch 800 m, 130 Höhenmeter oder rund 20 Minuten bis zum (5) Alpspitz-Gipfel.

Diese Variante eignet sich insbesondere als Bergtest für »Flachlandtiroler«, die noch nie oder seit zig Jahren nicht mehr in den Bergen waren. So ist uns auf dem Alpspitz eine Frau begegnet, die dem Anschein nach stundenlang unterwegs war. Wieder bei Atem erklärte sie uns, dass ihr Mann weiter unten aufgegeben habe. Ein paar Minuten später hatte dann auch er die 800 m zwischen Bergstation und Gipfelkreuz bewältigt.

Wir erklären uns diese komplett fehlende Kondition am Berg aus der Gewohnheit. Wer zum Beispiel im zweiten Stock eines Mehrfamilienhauses wohnt und gut zu Fuß ist, kann am Tag einige Male hoch und runter laufen. Es wird einige Zeit gehen, bis man sich erschöpft fühlt.

Sobald es aber ein oder zwei Etagen höher hinauf geht, macht sich jede zusätzliche Stufe bemerkbar – weil man es nicht gewohnt ist. Was das für Menschen bedeutet, die in der Ebene leben und plötzlich 130 Höhenmeter bergauf laufen, kann sich jeder selbst denken.

Die Schlechtwetter-Variante für saubere Wanderschuhe

Als die Touren für unseren ersten Wanderführer entstanden, zog ein Tief nach dem nächsten über das Allgäu. Es regnete oft, und wenn es regnete, dann ergiebig. Schien dann doch mal die Sonne, waren viele Wege aufgeweicht oder versumpft. In so einem Fall empfehlen wir, dem Alpspitzweg von der (1) Talstation hoch zur (4) Bergstation zu folgen. Der Alpspitzweg ist bis oben asphaltiert, sodass man selbst dann noch sicher vorankommt, wenn es in Strömen regnet.

Wer diese Variante wählt, behält saubere Wanderschuhe und kann den Aufstieg mit einer Pause in der Kronenhütte oder dem Enzian-Stüble bei der Mittelstation kombinieren. Wer dann oben auf dem (5) Alpspitz mitbekommt, dass die Wald- und Wiesenpfade besser sind als befürchtet, kann ja immer noch zur nächsten Variante wechseln.

Tipp: die längste Sommerrodelbahn im Allgäu

An der Alpspitze befindet sich nach Angaben der Stadt Nesselwang die längste Sommerrodelbahn im Allgäu. Auf der ein Kilometer langen Strecke geht es im Ein- oder Doppelsitzer durch 13 Kurven und einen Tunnel. Im mittleren Abschnitt wird den Piloten ihre erreichte Geschwindigkeit angezeigt. Kinder ab drei bis einschließlich sieben Jahren dürfen in Begleitung eines Erwachsenen auf einem Doppelschlitten fahren.

Die Bergsteiger-Variante

Aus eigener Kraft den Alpspitz erklimmen

Die dritte Variante ist für all jene gedacht, die den Alpspitz aus eigener Kraft erklimmen wollen und ruhige Wege und Pfade bevorzugen. Los geht es abermals bei der (1) Talstation. Auf dem ersten, kurzen Abschnitt folgen wir dem Alpspitzweg am Liftstüble und einem Kinderspielplatz vorbei an den Waldrand. Während die Straße dort nach links zur Sommerrodelbahn schwenkt, halten wir uns rechts, sodass wir 250 m weiter nach Bayerstetten kommen. Nach einem kurzen Stück in einer Sackgasse biegen wir links ab und folgen dem hier noch asphaltierten Weg nach Süden an den Waldrand. Dort geht die Straße in einen Schotterweg über, der uns erst durch den Wald, dann über idyllische Bergwiesen führt.

Intermezzo für Unentschlossene

Sowie wir das Bayerstetter Köpfel (1174 m) auf einer flacheren Passage passiert haben, zweigt links ein Weg zur (2) Mittelstation ab. Der Verbindungsweg zwischen der Schlechtwetter-Variante und der Bergsteiger-Variante führt durch eine Lücke in einer Feldhecke und von dort über eine Kuhweide hinauf zum Enzianstüble.

Der ausgewiesene Pfad ist auf der Weide nicht leicht auszumachen. Wer nach der Lücke den rechten Rand der vor ihm zu sehenden Gehölzgruppe ansteuert und dann am linken Rand der Weide hinaufläuft, ist auf der sicheren Seite. Nach 15 Minuten sollte die Mittelstation erreicht sein.

Richtige Bergsteiger lassen den Abzweig links liegen und folgen dem rot markierten Bergweg über zunehmend schmalere Wege und Pfade bis zum (3) Wegweiser beim »Auf dem Grat« (1338 m). Dort biegen wir scharf links ab und steigen über den Westgrat hoch zum (5) Alpspitz. Auf dem Weg dorthin kommen wir an einer Hütte vorbei, von der sich uns ein malerischer Blick auf den Gipfel eröffnet.

Danach geht es in mehreren engen Kehren von Südwesten hoch zum Gipfelkreuz. Der anschließende Abstieg erfolgt auf den ersten Metern Richtung Osten, dann über die aussichtsreiche Südseite vom Alpspitz. Ab dem nächsten Wegweiser sind es dann nur noch ein paar Meter bis zur (4) Bergstation und dem perfekt in die Landschaft eingebetteten (6) Sportheim Böck.

Runter kommen sie alle

Wer sich den Abstieg sparen will, kann mit der Alpspitzbahn zurück ins Tal fahren. In dem Fall ist die Wanderung nach wenigen Minuten zu Ende. Schöner finden wir es, dem Höhenwanderweg bis zur (7) Kappeler Alp zu folgen. Nach den Eindrücken am Alpspitz bietet uns die oberhalb von Pfronten gelegene Berghütte eine weitere schöne Aussicht nach Süden und Osten über die Berge beiderseits des Vilstals. Für den Rückweg nach Nesselwang biegen wir dann bei der Alp links nach (8) Maria Trost ab. Die barocke Wallfahrtskirche geht auf den glücklichen Fund eines Gemäldes der Muttergottes zurück, das 1633 nach einen Brand unbeschädigt unter einem Haufen Schutt gefunden wurde und durch Rudolph von Grimming ins Allgäu gelangte.

Vom Bau einer Kapelle zur Sakristei

Als 1658 zunehmend mehr Gläubige das Bild sehen wollten, ließ von Grimming einen Bildstock samt darüber stehender Kapelle errichten. Ein Jahr später wurde die Sakristei gebaut, die heute den Chor der Wallfahrtskirche bildet. Neben der wachsenden Zahl an Wallfahrern rief das auch immer mehr Neider auf den Plan. Die Mischung aus Einfluss und Missgunst konkurrierender Wallfahrtsorte führte 1663 dazu, dass der Wallfahrtsgründer von Grimming des Landes verwiesen wurde.

Vom Wegweiser nahe der Kirche folgen wir der Beschilderung über die Untere Alm zunächst Richtung (2) Mittelstation, biegen bei der liebevoll gestalteten (9) Unteren Alpe aber rechts zur (10) Nesselburg ab. Die Burg wurde im ausgehenden 13. Jahrhundert als Schildmauerburg auf einem Felssporn errichtet. Damit sollte das Nesselwanger Territorium gegenüber der Grafschaft Tirol gesichert werden. Ende des 16. Jahrhunderts wurde die Burg niedergebrannt und danach dem Verfall überlassen.

Die mitten im Wald gelegene Burgruine lässt sich nur von außen betrachten. Von der Nesselburg sind es dann noch 20 bis 25 Minuten bis zum Parkplatz bei der Alpspitzbahn. Wir haben in der Karte die etwas kürzere Variante dargestellt. Alternativ kann man aber auch bei der Burg das Schloßbächel überqueren und dem parallel verlaufenden Wasserfallweg an den unteren Waldrand folgen.

Tipp: AlpspitzKick am Drahtseil

Der AlpspitzKick ist eine Art Seilrutsche der Superlative. In zwei Abschnitten geht es an einem Drahtseil von der Bergstation der Alpspitzbahn 1200 Meter talwärts. Bei der Fahrt werden Geschwindigkeiten bis zu 130 km/h und eine Höhe über Grund von 60 m erreicht. Für die Sicherheit sorgen Helm und stabiles Gurtzeug. Kurz vor dem Ziel bei der Mittelstation werden die wagemutigen »Zipliner« vor der Landung auf dem Arrival-Tower durch ein Fangseil abgebremst. Aus Sicherheitsgründen sind eine Mindestgröße von 1,50 m und ein Höchstgewicht von 130 kg vorgeschrieben.

Anfahrt, Anforderungen und GPS-Daten zur Wanderung

Die Anfahrt erfolgt von der Autobahn A 7 in Richtung Füssen. Bei der Ausfahrt 137 auf die B 309 nach Nesselwang abfahren, der Beschilderung zur Alpspitzbahn folgen.
Anfahrt mit Bus und Bahn: Es bestehen Zugverbindungen von Kempten zum Bahnhof in Nesselwang. Bis zum Ausgangspunkt sind es dann etwa 1 km zu Fuß.

AusgangspunktParkplatz Alpspitzbahn (900 m)
KoordinatenN 47.61870, E 10.49840
Gehzeit4 Stunden
Distanz9,8 km
An-/Abstiegeca. 700 HM
AnforderungenT2 bis T3. Je nach Variante leichte bis mittelschwere Tour, bei der auch mal die Hände zur Hilfe genommen werden müssen.
EinkehrLiftstüble, Enzianstüble, Sportheim Böck, Kappeler Alp
GPS-DatenWanderung Varianten Alpspitz gpx
kml-DatenWanderung Varianten Alpspitz kml

Wanderkarte zu den Varianten am Gaudiberg

Höhenprofil

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