Schloss Balmoral Castle

Sommerschloss der britischen Königin

Bei der »Royal Deeside«, dem Oberlauf des Dee, gelangen wir auf den großen Besucherparkplatz vom Balmoral Castle. Die große Anzahl an Fahrzeugen lässt klar erkennen: die Königin Elisabeth II. wird wohl nicht in ihrer Sommerresidenz anwesend sein. Aber warum sollte sie auch? Es ist Frühling und noch ganz schön kalt. Da die Windsors gerade woanders verweilen, ist den Touristen ein ausgiebiger Spaziergang durch den weitläufigen Schlossgarten gestattet.

Wer Angst hat, man müsse für die große Anlage gut zu Fuß sein, den können wir beruhigen: Zwischen dem schmiedeeisernen Eingangstor und den ehemaligen Stallungen pendelt regelmäßig ein kleiner Touristenzug. Bei den alten Stallungen gibt es – auch für die, die den kurzen Weg aus eigener Kraft zurücklegen – einen Audioguide, der uns gegen ein Pfandgeld unentwegt plappernd auf unserer Tour begleitet.

Spaziergang durch die Gärten von Balmoral Castle

Wir starten bei den Stallungen, die heute als Museum dienen. Die königlichen Kutschen stehen in den ehemaligen Pferdeställen und in den Werkstätten sind alte Uniformen und jede Menge ausgestopfte Jagdtrophäen ausgestellt.

Da mir lebendige Tiere lieber sind, spazieren wir bald weiter Richtung Schloss. Dass die Gegend früher als Jagdrevier galt, ist nicht zu übersehen. So kommen wir im Wald beim alten Eishaus an einen runden Bau vorbei, in dem die Herrschaften ihre Beute an Hirsch und Reh aufhängen konnten.

Türmchen und Zinnen aus hellgrauem Granit

Sowie wir den Wald verlassen, erstrahlt das Dornröschenschloss wunderschön vor uns. Die Weinranken an den Mauern sind noch frei von Laub. Trotzdem wirken die vielen kleinen Türmchen und Zinnen aus hellgrauem Granit märchenhaft. Schon fast wie Neuschwanstein, nur in niedrig.

Märchenhaft empfanden Königin Victoria und ihr Mann wohl auch die schottische Landschaft. Grund genug, sich hier ein Urlaubsdomizil einzurichten. Zuerst gemietet, dann gekauft, wurden bald Pläne für ein wahrlich traumhaftes Schloss aufgestellt.

Allerdings war dem Paar im 1856 fertiggestellten Schloss eine nur kurze gemeinsame Zeit vergönnt. Prinz Albert starb 1861 an Typhus, womit der Königin nur noch die einsamen Fahrten nach Balmoral blieben, dem Ort ihrer schönen Erinnerungen.

Ihrer tiefschwarzer Kleider wegen »Black Widow« genannt, kehrte sie fast 40 Jahre lang immer wieder hierher zurück. Danach gab sie nur noch Empfänge im Schloss und verbrachte ihre Zeit im nahe gelegenen Wochenendhaus Glas-allt Shiel am Loch Muick.

Obwohl das Schloss Balmoral über 70 Zimmer umfasst, kann nur der Ballsaal besichtigt werden. Fotografieren ist strengstens verboten. Das ist allerdings weniger schlimm. Die Ausstellung an Familienfotos der glücklichen Windsors verblasst neben der weitläufigen Parkanlage.

Schön ist auch der königliche Garten vor den Schlafgemächern der Königin. Von ihren Fenstern aus hatte sie einen weiten Ausblick über den etwas tiefer gelegenen Garten und die Pferdekoppel bis ins Hochland.

Das Gewächshaus der Queen beim Balmoral Castle

Eine Überraschung ist das Gartenhaus von Balmoral. Dies ist ebenfalls verschlossen, doch ist hier der Blick durch die Fenster gestattet. Es ist mit gemütlichen Möbeln ausgestattet, wobei der Stubentisch für den Nachmittagstee gerichtet ist. Ganz in der Nähe eröffnet uns die Gartenterrasse den wohl schönsten Blick auf das Balmoral Castle.

Aber auch das Gewächshaus der Queen, im Stil einer filigranen Orangerie, ist mit seiner bunten Blütenpracht sehenswert. Gemütlich bummeln wir weiter an den Kräuter- und Gemüsegärten vorbei und genießen die nun doch wärmenden Sonnenstrahlen, bevor wir unsere Fahrt nach Edinburgh fortsetzen.

VG Wort

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