Durch das Rif-Gebirge nach Moulay Idris

Blühende Agaven und die älteste Stadt Marokkos

Auf der Fahrt von der Königsstadt Meknès nach Moulay Idris (über die N13) kommen wir durch einen südwestlichen Ausläufer des Rif-Gebirges. Im Vorland des Gebirges prägen Olivenplantagen die Landschaft, auch Feigen, Maulbeeren und weite Felder sind zu sehen.

Größere Ortschaften gibt es hier hingegen keine. Uns ist es recht. Denn weil die Hauptverbindung zwischen Meknès und der Stadt Fès ein Stück weiter südlich verläuft, haben wir die Straße somit fast für uns allein.

Vor Moulay Idris wird die Landschaft felsiger. Und auf einmal wunderschön, da im Sommer die Agaven blühen. Vor den niedrigen Büschen wirken die riesigen Blütenstände fast wie Bäume, die ihre gelbe Pracht in den Himmel strecken.

Dabei blüht jede Agave nur einmal. Dann aber steckt sie soviel Kraft in die Blüten, dass sie dabei eingeht und abstirbt. Eigentlich schade. Auf der anderen Seite eröffnen sich uns dadurch fantastische und einmalige Eindrücke.

Moulay Idris und die Grabmoschee des Idris ibn Abdellah

Ein unbedingtes Muss in Marokko ist Moulay Idris. Die Stadt wurde im Jahr 788 von Mulay Idris (Idris ibn Abdellah) nach seiner Flucht vor dem Abassidenherrscher Harun el Rashid gegründet. Sie gilt als die älteste noch existierende Stadt Marokkos.

Durch ihre Lage auf einem Gebirgssattel ist sie weithin sichtbar und mit ihren weißen Häusern, die sich über Ölbaumplantagen und Felder unterhalb der Stadt erheben, bereits bei der Anreise ein herrlicher Anblick.

Da sich hier das Mausoleum des Idris ibn Abdellah befindet (er wurde im Auftrag des Abassidenherrschers vergiftet), wurde lange Zeit kein Ungläubiger in die Stadt gelassen und durfte bis vor kurzem auch keiner innerhalb der Mauern übernachten. Dies galt insbesondere für Juden.

Über zu wenig Besuch wird man sich hier aber kaum beklagt haben. Denn auch wenn der Koran keine Heiligenverehrung zulässt, so pilgern doch einige Marokkaner gleich dreimal zur Grabmoschee nach Moulay Idris, um so eine Hadj nach Mekka zu ersetzen.

Heute ist alles weniger streng, auch weil der Tourismus den Einwohner von Moulay Driss Zerhoun, wie die Stadt auch genannt wird, eine willkommene Zusatzeinnahme bietet. So profitieren nicht nur die Cafés und Andenkenläden von den neuen Besuchern, sondern auch die Parkplatzwächter -

sie sehen in den Fahrzeugen mit europäischen Urlaubern den doppelten Profit. Zumindest versucht einer bei uns, das Doppelte des normalen Preises zu kassieren, bevor er einsehen muss, dass sich Abdul nicht abzocken lässt.

Im Ort geht es dann erstmal steil bergauf mit uns, schauen wir in den Gang zum Mausoleum und laufen dann weiter bis zu einem Café mit einer ganz tollen Dachterrasse. Schon freuen wir uns auf die Aussicht über ganz Moulay Idris, die vielen hellen Häuser,

den Berg zur einen und den Feldern zur anderen Seite, als Abdul bemerkt, dass das Café geschlossen ist. So bleibt uns nur der Blick zwischen zwei Gebäuden auf den nächsten Stadthügel und der Gang über die andere Seite Moulay Idris’ hinab zur Ortsmitte.

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