Bei der Weiterfahrt von Rabat nach Meknès wählt Abdul die Landstraße. »Auf der Autobahn sieht man nicht so viel wie bei der Fahrt über Land«, erklärt er. Schon bald geben ihm ein paar traditionelle Zelte auf unserer rechten Seite recht. Die Frage, ob wir anhalten wollen, stellt Abdul wohl rein rhetorisch. Denn schon lenkt er den Wagen an die Seite und auf den sandig-staubigen Behelfsparkplatz.
Es ist Fantasia, ein Reiterspiel, das man nach der Erntezeit bei allen möglichen Dorffesten sieht. Abdul: »Die Bauern haben jetzt wenig zu tun und ziehen mit ihren Pferden von einem Fest zum nächsten.« Manchmal werden die Reiterspiele auch bei traditionellen Berber-Hochzeiten abgehalten.
Tatsächlich erwartet uns vor Ort ein regelrechtes Spektakel. Auf der einen Seite des großen Reitplatzes steht eine nicht zählbare Anzahl an Reitern. Von einer Bühne gegenüber von uns gibt irgendwer das Kommando zum Start. Wer es ist, können wir nur erraten. Auch ist nicht zu sehen, wer bei einem Start alles Mitreiten darf.
Stattdessen löst sich einfach eine Gruppe Reiter, die im wilden Galopp und auffliegenden Staub an uns vorbei prescht. So, wie sie das andere Ende der Bahn erreicht haben, heben die Reiter ihre historischen Schlossflinten und feuern eine Salve in die Luft. Dies erklärt auch einen der arabischen Begriffe für die Reiterspiele: Laab el-baroud bedeutet soviel wie »Spiel des Pulvers«.
Das Schauspiel wiederholt sich immer wieder- klappt jedoch nicht immer. So startet auf einmal eine deutlich größere Schar als üblich, welche am anderen Ende ausläuft und gemächlich zurück trabt.
Die Reittiere geben Fantasia den weiteren Namen Laâb el-kheil, das Spiel der Pferde.
Von Abdul erfahren wir, dass immer nur ein paar Reiter zugleich starten dürfen und der letzte Lauf des Spiels ungültig war. Dafür gelingt der nächste Lauf umso besser und erleben wir noch einmal dieses tolle Schauspiel, bevor wir weiter in Richtung Meknès fahren.