Die letzte Wanderung unter der Rubrik Oberstdorf führt uns in den südlichsten Zipfel Deutschlands auf den Hochrappenkopf. Angesichts des langen Aufstiegs und der Streckenlänge empfehlen wir, die Tour mit einer Übernachtung in der Rappenseehütte auf zwei Tage zu verteilen. Die DAV-Hütte verzaubert Wanderer durch ihre traumhafte Lage am See.
Eindrücke unserer Ausflüge und Wanderungen in den Alpen.
Wer mit dem Pkw anreist, nimmt ab den Parkplätzen bei der Fellhornbahn den Bus ins Stillachtal. Die letzten Kilometer der Straße sind für den normalen Verkehr gesperrt. Die Endstation Birgsau-Eschbach befindet sich direkt vor der (1) Eschbachalpe. Schon für die Rückkehr ist es gut zu wissen, dass der Bus noch ein Stück weiterfährt und bei der Wendeplatte für gewöhnlich kurz Pause macht. Das gibt den Gästen der Eschbachalpe nach der Wanderung genug Zeit zum Austrinken, sodass sie in Ruhe vor an die Haltestelle spazieren können. Uns gibt es die Gewissheit, dass wir nach der langen Tour nicht unsinnig an der Straße ausharren oder unser Tempo dem Fahrplan anpassen müssen.
Wo der Bus wendet, ist die Rappenseehütte zu beiden Seiten angeschrieben. Hier halten wir uns links und folgen dem breiten Schotterweg durch lockere Waldbestände zum (2) Berggasthof Einödsbach. Der Wanderweg führt direkt am Gasthof vorbei und biegt nach der Terrasse rechts in den Wald ab. Wenige Schritte weiter überqueren wir den wild rauschenden Bacherlochbach, bevor er sich mit dem Rappenalpenbach zur Stillach vereint.
Weiter geht es zunächst oberhalb des Rappenalpenbachs, dann auf zunehmend steileren Wegen zur (3) Petersalpe. Die einfache Berghütte ist nach langem Ruhestand wieder als Sennalpe bewirtet. Damit finden wir hier die bereits zweite schöne Möglichkeit zur Einkehr. Bei der Hütte lohnt es sich, den Blick über die Bergkette jenseits des Tals schweifen zu lassen. Einige der Gipfel – darunter die Schafalpenköpfe – haben wir schon von der anderen Seite vom Kleinwalsertal aus gesehen.
Bei der Petersalpe biegen wir erst rechts, dann wieder links zur (4) Enzianhütte ab. Damit gewinnen wir auf den nächsten Metern rasch einige Höhenmeter. Nach ein paar Kehren steuert der Pfad auf einen Wald zu, wo wir ein ins Tal stürzendes Rinnsal überqueren.
Oberhalb davon eröffnen sich uns immer wieder neue Aussichten über die herrliche Berglandschaft. Sehen wir auf der einen Seite Wasserfälle, die über die Steilhänge der Allgäuer Alpen talwärts rauschen, reicht der Blick nach Norden bis in die tieferen Lagen bei Oberstdorf.
Nach etwa 75 Minuten ab der Petersalpe sollten wir dann die Enzianhütte erreicht haben. Über 800 Höhenmeter sind hier geschafft, womit die Hütte wie gerufen für die erste längere Pause kommt. Wer auch bei Übernachtungen in den Alpen Wert auf Komfort legt, findet hier eine Alternative zur höher gelegenen DAV-Hütte. An die Enzian-Hütte ist ein kleiner Wellnessbereich mit Sauna und Whirlpool angeschlossen. Selbst Massagen sind nach Vorreservierung möglich.
Weiter geht es auf dem rot markierten Bergweg über die Westseite vom Linkerskopf (2459 m) zur Rappenseehütte. Der Weg dorthin führt durch blumenreiche Wiesen, aber auch über ein Schneefeld, das sich in einer schattigen Rinne selbst im Hochsommer behaupten kann. Auf dem (5) Sattel zwischen Muskopf und Seebichel angekommen ist es dann noch ein kurzes Stück bis zur (6) Rappenseehütte. Für Übernachtungsgäste erfolgt die Schlafplatzvergabe ab 14 Uhr.
Ein Viertel der 189 Lagerplätze und 115 Betten wird für nicht angemeldete Gäste frei gehalten. Laut der Homepage der Rappenseehütte und Auskunft der Hüttenbetreiber brauchen Einzelpersonen und kleine Gruppen daher keine Reservierung. Sowas kann sich jedoch jederzeit ändern, weshalb es besser ist, sich vorher über Schlafmöglichkeiten zu informieren. Auf der Seite der Hütte heißt es außerdem: »Das Panorama mit Blick auf den Widderstein, den Mindelheimer Klettersteig und Oberstdorf wird Sie begeistern.« Dem ist nichts hinzuzufügen.
Für den Abstecher auf den (7) Hochrappenkopf passieren wir den kleineren See direkt vor der Hütte und halten uns bei der nächsten Weggabelung links. Der Aufstieg erfolgt zunächst über Wiesen, dann über ausgedehnte Geröllfelder unterhalb vom Rappenseekopf (2469 m) und der Hochrappenscharte. Nicht alle Wegmarkierungen sind auf Anhieb zu erkennen, andere sind missverständlich. Mit etwas Umsicht – und Geduld – aber ist die Passage hoch zum Grat zwischen Bayern und Tirol beherrschbar.
Auf dem Grat angekommen biegen wir rechts ab und steigen die letzten, steilen Meter auf dem oft zugigen »Normalweg« hoch zum Gipfelkreuz, wo wir stolz auf die eigene Leistung sein können. Nach den obligatorischen Gipfelfotos – vergessen Sie nicht den Biberkopf (2599 m) gleich nebenan – und dem Eintrag ins Gipfelbuch kehren wir auf demselben Weg zurück zur (6) Rappenseehütte.
Bei der Hütte haben wir die Wahl. Wer ein paar Meter sparen möchte, läuft weiter bis zum (5) Sattel und biegt dort links zur Schwarzen Hütte ab. Ansonsten kann man den Pfad über die rechte Seite vom Rappensee nehmen und in einem weiten Bogen um den Seebichel herumlaufen. Wo diese längere Variante in den breiteren Weg mündet, biegen wir links ab und folgen anschließend der Beschilderung auf dem Eselweg hinab zur (8) Schwarzen Hütte.
Der Abstieg führt durch das steil abfallende Seebachtal, das uns eine Reihe weiterer schöner Eindrücke beschert. Auch einen Wasserfall gibt es am Hang vom Rappenköpfle (2276 m) zu entdecken. Fotografen brauchen für eine eindrucksvolle Aufnahme ein gutes Teleobjektiv und Stativ. Sowie der Pfad unterhalb einer privaten Hütte in den Wald führt, ist Konzentration gefragt. So waren bei unserer Begehung einige Stellen recht glitschig.
Bei der Schwarzen Hütte ist der Talboden erreicht. Damit sind alle Hürden genommen. Anstelle der teils engen Pfade verläuft der Wanderweg nun auf einer asphaltierten Straße. Hier genießen wir die letzten schönen Eindrücke auf dem Talweg. Dabei entdecken wir nahe der Materialseilbahn der Rappenseehütte sogar noch einen weiteren Wasserfall, bevor wir mit der (9) Breitengehrenalpe und (10) Buchraineralpe zwei weitere Gasthäuser auf der Strecke passieren.
Die letzte Möglichkeit, die Tour bei einer gemütlichen Einkehr ausklingen (und nachhallen) zu lassen, ist dann die (1) Eschbachalpe. Wanderer, die fix und alle aussehen, ist man dort übrigens gewohnt. Genauso wie Bergsteiger, die stolz auf zwei ereignisreiche Tage in den Allgäuer Hochalpen zurückblicken oder schon die nächsten Ziele ins Visier nehmen.
Die Anfahrt erfolgt über die B 19 bis Oberstdorf fahren, dann der Beschilderung zur Fellhornbahn folgen. Zwei große Parkplätze bieten reichlich Platz. Ab dort weiter mit dem Bus zur Endstation.
Anfahrt mit Bus und Bahn: Es bestehen Busverbindungen von Oberstdorf zur Endstation Birgsau-Eschbach.Ausgangspunkt Birgsau-Eschbach (980 m) Koordinaten N 47.35300, E 10.26600 (Parkplatz Fellhornbahn) Gehzeit 10 bis 11 Stunden (Zweit-Tages-Tour) Distanz 22,5 km Anstiege 1500 HM Anforderungen T3. Konditionell anspruchsvollste Wanderung, die sowohl im Auf- als auch Abstieg immer wieder konzentrierte Trittsicherheit erfordert. Der Aufstieg zum Hochrappenkopf führt über Geröllfelder. Dennoch ist der Aufstieg technisch einfacher als es die Höhe vermuten lässt. Einkehr Berggasthof Einödsbach, Enzianhütte, Rappenseehütte, Schwarze Hütte, Breitengehrenalpe, Buchraineralpe, Eschbachalpe GPS-Daten Wanderung Hochrappenkopf gpx KML-Daten Wanderung Hochrappenkopf kml