Am frühen Morgen wecken uns auf dem Gulet Atlantis die ersten wärmenden Sonnenstrahlen, kitzeln uns an der Nasenspitze und verbreiten eine angenehme Hitze auf der Haut. Da wir trotz kurzer Nacht schon wieder recht fit sind, erkundigen wir erstmal unser Schiff im Hellen.
Anders als bei unserem Bootsausflug ein Jahr zuvor müssen wir uns diesmal nicht mit Hunderten anderen Urlaubern eine Nussschale teilen, sondern haben schön viel Platz auf der Atlantis. Und was wir außerdem haben: Ruhe, Ruhe und nochmals Ruhe. Keine lärmenden Musikboxen, keine nervenden Animierschnallen und vor allem keine wild umherspringenden Partytouristen. Dieses können wir zwar beobachten, aber zum Glück nur auf anderen Schiffen und das auch nur die ersten paar Seemeilen, weil wir schon bald aus dem Bootsballungszentrum herausfahren.
Bei uns hingegen heißt es faulenzen, rumgammeln, ein wenig lesen, ab und zu mal zum Schwimmen ins Wasser hüpfen oder auch einfach mal ein paar Stunden gar nichts tun. Und das von früh bis spät, während die herrliche Landschaft träge an uns vorbeifährt und die Sonne vom strahlend blauen Himmel auf die türkische Riviera herunter lächelt. Damit ist schon am ersten Tag klar: diese Reise ist eine zum Genießen!
Der Motorsegler Atlantis ist 27 Meter lang und 6,70 Meter breit. Im Bug und Heck befinden sich insgesamt zehn Doppelkabinen. Damit zählt die Atlantis zu den größeren Gulets und ist zugleich das Prachtstück der Firma Admirals Yacht. Während die anderen Boote für die Saison gemietert werden, gehört sie dem Chef persönlich.
Deshalb ist das Schiff nobel ausgestattet und kann normalerweise nur von privaten Gruppen gechartert werden. Da in unserer Urlaubswoche allerdings keine solche Gruppe angemeldet war, werden wir zusammen mit Urlaubern, die über Hermes oder Singlereisen gebucht hatten, auf der Atlantis einquartiert. Der Chef ist auch gleich der Kapitän.
Die Crew, Kapitän, Smutje und zwei Matrosen, erleben wir zurückhaltend, aber aufmerksam. Sie sprechen allesamt kein Deutsch und nur einer der Matrosen kann ein wenig Englisch. Von sich aus drängen sie uns kein Gespräch auf und werden mehr von uns Gästen zu kleineren Unterhaltungen genötigt.
Wann immer wir etwas brauchen, lesen sie es uns jedoch problemlos von der Nasenspitze ab. Gegen Ende der Fahrt springt die Crew dann auch mal mit uns ins Wasser, was auch bedeutet: der deutlich stärkere Hassan fliegt zusammen mit Lars im gegenseitigen Klammergriff von der Treppe ins Meer.
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Auf der Atlantis wird sehr auf Sauberkeit und Ordnung geachtet. Dabei wird empfohlen, keine Lebensmittel und Naschereien offen liegen zu lassen, um kein Ungeziefer anzulocken. Allerdings ist es auch nicht nötig, Futter zu horten, weil es ständig etwas zum Essen gibt. So bleiben unsere Knabbereien während der Reise verschlossen.
Neben dem Frühstück, Mittag- und Abendessen gefällt uns die türkische Teestunde am Nachmittag, zu der Kekse und anderes Gebäck angeboten werden. Im Vergleich zu der wenigen Anstrengung beim Schwimmen, den Ausflügen und dem Faulenzen ist das Essen vollkommen ausreichend.
Ab und zu wird zwar etwas gemeckert, weil es kaum Fleisch gibt. Aber dafür ist das Essen immer frisch und mit Salat, Gemüse, Reis, Hirse und Geflügel sehr bekömmlich. Außerdem ist es immer lecker, ohne dass die Frauen Angst haben müssen, zehn Kilogramm zuzunehmen. Gegrillt wird während der Reise nur einmal im Hafen von Finike. Das ist witzig, weil dann überall vor den Gulets die Grillexperten sitzen und das Fleisch brutzeln. Die Hackfleischküchlein sind ein Gedicht und bestens gewürzt.
Gegessen wird wir während der Blauen Reise im Heck an einem großen Tisch. Dieser wird bei den Mahlzeiten aufgeklappt, damit alle Platz haben. Während wir uns meistens zwei Plätze auf der großen Heckliege erobern, werden auf der Bootsseite Holzklappstühle aufgestellt. Im Vergleich zu den meisten anderen Gulets ist das aber immer noch recht nobel. Auch weil viele andere Reisegruppen mit billigen Plastikstühlen vorlieb nehmen müssen. Bei schlechtem Wetter könnten wir im Mittelteil vom Schiff in einen größeren Raum sitzen, in dem zwei Tische mit schönen Rundbänken stehen. Da wir bei unserer Reise durchweg schönes Wetter haben, stitzt dort die Crew zum Essen.
Die Getränke sind extra zu bezahlen. Bei uns ist alles ausreichend vorhanden, wobei keiner dazu genötigt wird, soviel wie möglich zu trinken. Es ist zwar nicht gewünscht, Getränke mit aufs Boot zu nehmen, aber kontrolliert wird dies auch nicht. Allerdings sind die Preise auf der Atlantis moderat. Wein und Cocktails werden zu den üblichen Hotelpreisen angeboten, Wasser, Cola-Fanta, Bier oder auch Raki liegen deutlich darunter.
Außerdem nimmt es die die Crew bei unserer Fahrt nicht so genau und trägt nicht jede Bestellung in die Getränkeliste ein. Auch dadurch halten sich unsere Kosten weit unter dem, was wir eingeplant hatten. Allerdings trinken wir selten Alkohol und schmeckt uns der Wein nicht besonders. Die Rechnunge bei manch anderem fällt da schon höher aus. Die Getränkeliste ist aber jederzeit einsehbar, sodass jeder seine Kosten im Auge behalten kann.
Praktisch ist die Treppe vom Meer ins Schiff. So muss man sich nach dem Baden keinen abkrampfen, um wieder an Bord zu kommen. Auf halber Höhe ist eine Brause befestigt, mit der man das Salz abduschen kann. Das obere Ende der Treppe dient gleichzeitig als Sprungbrett, welches die Spielkinder, also auch Lars, nur zu gerne zum Sprung ins türkisblaue Wasser nutzen. Leider geht hier auch so manch einer (und eine!!!) über Bord, der eigentlich gar nicht baden will.
Die Kabinen sind zwar klein, aber schön mit dunklem Holz ausgekleidet. Der größte Teil der Kabine wird vom Bett eingenommen. Besonders viel platz zum rumlaufen und sich breit machen gibt es damit nicht. Außerdem gehört ein kleiner Schrank zur Kabine, welcher allerdings auch recht klein ist.
Die Koffer auszupacken lohnt eigentlich nicht, weil sich die Kleider dadurch im Schrank statt im Koffer quetschen würden.
Wir selbst hatten normal große Hartschalenkoffer dabei, die wir problemlos in den Luken unterm Bett verstauen konnten, falls nötig. Denn tatsächlich haben wir nur in einer recht windigen und kühlen Nacht in der Kajüte geschlafen. Während der restlichen Zeit lag unser Gepäck ordentlich verstreut auf dem Bett. Aber dafür hatten wir ja Urlaub!
Sechs Kabinen befinden sich im Bug und vier im Heck, welche von zwei verschiedenen Treppen aus zugänglich sind. Die im Heck haben allerdings den Nachteil, dass sich dort außerdem der Maschinenraum und die Kombüse befinden. Die Kombüse hat zwar einen Dunstabzug, zusammen mit dem Dieselmotor entsteht aber doch einiges an Hitze, welche sich im Flur staut.
Im Bug können Türen und Fenster immer offen gelassen werden, welche sich so einigermaßen gut durchlüften und etwas abkühlen lassen. Das funktioniert im Heck leider weniger. Auch wenn wir lieber auf dem Deck übernachtet haben, waren wir deshalb doch froh, eine von den vorderen Kajüten bekommen zu haben. Bettwäsche, Matratze und Decken waren übrigens sehr sauber und gepflegt.
Das Bad ist zwar nicht besonders groß aber auch keine Nasszelle und mit allem Nötigen ausgestattet: WC mit richtiger Spülung, Dusche und Waschbecken mit Fön an der Wand. Die Wände sind bis unter die Decke weiß gefliest inklusive einer passender Zierleiste. Ein kleines Fenster sorgt für Frischluft und eine Duschwand bewahrt die Kajüte vor einer Überschwemmung. Das WC steht dann zwar auch hinter der Duschwand, stört aber nicht besonders und der Platz reicht sogar für zwei.
Die Atlantis ist außerdem mit einem 10.000 Liter-Tank ausgerüstet, der unterwegs an verschiedenen Stationen wieder aufgefüllt wird. Mit anderen Worten: Trinkwasser gibt es reichlich. Daher muss weder beim Duschen noch beim »auf-die-Toilette-gehen« gespart werden. Allerdings darf kein Papier ins Klo geschmissen werden, da die Pumpe dadurch verstopfen kann. Um ein solches Malheur zu vermeiden, steht ein kleiner Eimer neben der Toilette, welcher jeden Tag geleert wird. Positiv überraschten uns die Handtücher, die im Bad zum Duschen ausliegen und kuschelig, sauber und mit eingestickten Fischen verziert sind.