Wanderung am Tugela Gorge ins Amphitheater

Leichte Wanderung im Royal Natal Nationalpark

Wie befürchtet, weckt uns am frühen Morgen der Ruf des Hagedasch. Dennoch können wir in unserem Hotel beim Royal Natal Nationalpark besser schlafen als in Swasiland. Es ist so ruhig. Einzig der künstliche Bachlauf im Flur murmelt leise vor sich hin. Wir sind früh auf den Beinen und gehen zum Frühstück.

Wie zuvor das Abendessen wird auch dieses serviert. Wir können jedoch unsere Wünsche äußern und bekommen ein wandertaugliches Frühstücksmal serviert. Das ist wichtig, denn Lars braucht noch etwas, bis er wieder richtig auf dem Damm ist. Seit fünf Tagen kränkelt er nun schon vor sich hin.

Eines der schönsten Wandergebiete Südafrikas

Doch ausruhen kann er ja nächste Woche wieder zu Hause. Heute sind wir in einem der schönsten Wandergebiete Südafrikas. Und das wollen wir ausnutzen, zumal der Himmel über uns leuchtend blau erstrahlt. Vom Eingang des Royal Natal National Park trennen uns vier Kilometer, die über eine schmale Straße recht schnell überwunden sind.

Nach der obligatorischen Anmeldung sind es nochmals zweieinhalb Kilometer bis zum Park Office. Ich hatte uns bereits daheim ein, zwei Wanderungen für den Royal Natal herausgesucht. Eine anständige Karte konnte ich jedoch keine finden. Im Office bekommen wir stattdessen eine einfach gestaltete Karte. Das reicht, um sich in der Umgebung zu orientieren.

Tugela Gorge Trail

Da wir nur einen Wandertag im Royal Natal National Park haben, entscheiden wir uns für den Tugela Gorge Trail (auch Thukela Gorge genannt). Dieser ist zwar der meist begangene Trail des Parks. Da man ins Amphitheater hinein wandert, gilt er aber zugleich als der eindrucksvollste Track im Nationalpark.

Zudem sind auf der Strecke nur wenige Höhenmeter zu leisten. Denn auch wenn Lars ein gut durchtrainierter Wanderbuchautor ist, so zollt er seiner Erkältung und Magenverstimmung mittlerweile ordentlich Tribut. Genusswandern ist also angesagt.

Mit dem Auto geht es drei Kilometer weiter bis zum Gorge Car Park. Dort endet die Straße für Tagesgäste. Wir sind das erst zweite Auto an diesem Morgen. Der viel zitierte Massenandrang hält sich also in Grenzen. Oder sind wir einfach früh genug dran? Ein junger Mann passt an der Wandertafel sämtliche Gäste ab. Zur Sicherheit muss sich jeder Besucher in das Hiking Register eintragen. Für den Notfall soll man die ungefähre Rückkehrzeit eintragen.

Das ist natürlich praktisch, wenn man noch nie hier war und keine Ahnung hat, wie das Terrain beschaffen bzw. wie gut der Weg zu laufen ist. Ebenfalls notiert werden die Farbe der Kleidung und des Rucksacks. Angesichts der Vielzahl an Sicherheitsvorkehrungen fragen wir uns, was wohl ein Südafrikaner denkt, wenn er in Europa in die Alpen kommt und bei jeder Wanderung sofort loslaufen kann?

Nur wenig Wasser im Fluss

Vom Parkplatz führt ein schattiger Weg hinab zum Tugela Fluss. Der Wanderweg ist auf den ersten Metern bestens angelegt, gut beschildert und kaum zu verfehlen. Am Ufer des Tugela blicken wir hauptsächlich auf Flusskiesel, zwischen denen hier nur wenig Wasser plätschert. Es ist sehr trocken im Royal Natal National Park. Das ist wahrscheinlich mit ein Grund, weshalb nur wenig Betrieb in dem Tal herrscht. Die meisten Touristen, die hier wandern, wollen Wasserfälle sehen.

Immerhin entspringt der Tugela River auf dem 3282 Meter hohen Mont-Aux-Sources, welcher vor uns auf der Grenze zwischen Lesotho und Südafrika thront. Der Tugela Wasserfall stürzt als zweithöchster Wasserfall der Welt über mehrere Kaskaden sagenhafte 947 Meter in den Royal Natal National Park. Zum Vergleich: der berühmte Yosemite Wasserfall hat eine Fallhöhe von »nur« 739 Metern. Zum Ende des südafrikanischen Winters ist vom Tugela Wasserfall jedoch nicht mehr als ein nasser Fleck an der Felswand zu sehen.

Devil's Hoek und Vermaan Fluss

Dafür begleitet uns traumhaftes Wetter in den Talkessel. Zur Wasserfallsaison stecken die Bergspitzen oft im Nebel, was man sich jetzt nur schwer vorstellen kann. Wir lassen die beiden anderen Wanderer vom Parkplatz bald hinter uns.

Der Pfad führt zunächst zum Zusammenfluss des Devil's Hoek- und Vermaan Flusses. Dort erreichen wir den Wanderpfad zum Thendele Camp und eine Holzbrücke, die wir überqueren.

Tiere im Royal Natal Nationalpark

Gleich danach schwenkt der Trail wieder zurück zum Tugela Fluss. War die Gegend bisher eher tierarm, so entdecken wir in den Auenwiesen eine Affenhorde und zwei Elenantilopen. Hier finden sie genügend Gras, Knollen und Wurzeln. Denn auch wenn der Fluss nur wenig Wasser führt, wächst und blüht in dem Tal so einiges. Der Frühling schickt seine Vorboten. Daneben sind aber auch die Spuren von kleineren Buschbränden zu sehen. So wechselt die Landschaft immer wieder von steilen Grasmatten mit einzelnen Bäumen zu dichten Waldabschnitten.

Wir freuen uns über die schattigen Passagen. Denn trotz der kühlen Jahreszeit wird es in der prallen Sonne bald ganz schön warm. Zudem hat Lars seine Mütze im Hotel liegen gelassen. Ja, er ist wahrlich nicht fit. Doch Not macht erfinderisch. Ich bastle ihm aus einem Stoffschutzbeutel für den Camcorder eine Mütze. Erst mault er, weil das doof aussieht. Ein Dachschaden ist jedoch viel doofer. Und nach kurzer Zeit hat er sich an seinen provisorischen Sonnenschutz gewöhnt und gut ist.

Amphitheater der Drakensberge

Auf dem nächsten Abschnitt wird die Schlucht des Tugela zusehends enger. Steil und schroff reichen die Felsen in die Höhe. Nach gut fünfeinhalb Kilometern erreichen wir schließlich einen Aussichtsplatz. Von hier geht es pfadlos weiter durch das halbtrockene Flussbett. Wir begegnen nur sehr wenigen Wanderern.

Einige von ihnen haben ihren Umkehrpunkt bereits erreicht. Doch es lohnt sich, weiter zu gehen. Denn nach gut einem Kilometer weitet sich das Flussbett wieder. Wir folgen dem Wasser, das uns aus einem höhlenähnlichen Gang entgegen strömt. Hier ist nun wirklich Schluss. Andernfalls müssten wir schwimmen.

Wasserfall am Mont-Aux-Sources

Wir befinden uns mittlerweile am Fuß des Mont-Aux-Sources. Wer eine bessere Aussicht sucht, muss höher hinaus. An einer Felswand hängt und dient eine Holz-Ketten-Konstruktion als Leiter. Natürlich klettern wir nach oben. Durch Buschwerk, Felsblöcke und über Drahtseil gesicherte Steige erklimmen wir einen Aussichtspunkt oberhalb des Tugela-Tunnels.

Wohin wir auch blicken, sehen wir zur Galerie des Amphitheaters. Vor uns stürzt in den Regenmonaten der Tugela-Wasserfall in die Tiefe. Und auch wenn dieser im Winter nahezu ausgetrocknet ist, ist es wunderschön hier.

Auf dem Aussichtsberg treffen wir ein Paar aus Frankreich. Sie waren die einzigen Wanderer, welche uns auf dem Weg hierher überholt hatten. Und sie tragen ein kleines Baby mit sich. Die athletische Familie sieht aus, als komme sie von der Île de la Réunion.

Wir kommen miteinander ins Gespräch und liegen richtig. Sie stammen wirklich von der Insel. Als wir die Wanderung am Tugela mit der am Bras de la Plaine vergleichen, freuen sie sich. Normalerweise treffen sie im Ausland nur Franzosen, die ihre Insel kennen.

Abschluss einer schönen Wanderung

Auf demselben Pfad steht etwas später der Rückweg an. Ich bin froh, dass Lars durchgehalten hat und wir die gesamte Tour absolvieren konnten. Er selbst ist stolz darauf, die Tour trotz Erkältung so gut gemeistert zu haben. Mit seinen Worten: er sei trotz inzwischen »dramatischem Gewichts- und Energieverlust« den anderen Wanderern davon gelaufen. Ja, es hat sich wirklich gelohnt. Wir hatten traumhafte Aussichten in eine spektakuläre Schlucht. Zudem tut so eine Tageswanderung nach den vielen Tagen im Auto mal so richtig gut.

Video Tugela Gorge | Wanderung in den Drakensbergen

Wanderung im Royal Natal Nationalpark in die Tugela Gorge, die Schlucht des Tugela-Flusses. Eindrücke von der herrlichen Gebirgslandschaft und Aufnahmen der Schlüsselstellen der Wanderung.

Anfahrt, Anforderungen und GPS-Daten zur Wanderung

Von der R74 südwestlich von Drakensberg auf die P304 abbiegen und der Straße nach Bonjaneni folgen. Den Ort links liegen lassen und nach der Brücke über den Tugela Gorge links zum Royal Natal Park Office abbiegen.

Die Zufahrt zum Wanderparkplatz am Tugela Gorge Trail erfolgt über die erste Straße links ab dem Info Center, sodass man den Teich (See?) passiert und ins Tal des Tugela Gorge fährt. Weiter in Richtung Thendele Upper Camp, dem oberen Campingplatz im Nationalpark Natal. Beim Infocenter besteht die Möglichkeit, sich mit Proviant auszustatten.

AusgangspunktWanderparkplatz Tugela Gorge Trail (ca. 1500 m)
KoordinatenS 28.7097, E 28.9402
Gehzeit5 bis 6 Stunden
Distanz15 km
Anstiegeca. 650 HM
AnforderungenT2-3, ab dem Aufstieg beim Tunnel T4
EinkehrKeine, reichlich Wasser mitnehmen!
GPS-DatenWanderung Tugela Gorge gpx
kml-DatenWanderung Tugela Gorge kml

Wanderkarte Tugela Gorge

Höhenprofil

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