Zweimal waren wir bisher in Madrid. Während unseres ersten Aufenthalts haben wir den Palacio Real, die Gran Via sowie die meisten der weiteren wichtigen Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt Spaniens besucht, so auch den Debod-Tempel und den Placa Cibeles mit dem großen Kybele-Brunnen.
Außerdem haben wir ab dem Atocha-Bahnhof einen ausgedehnten Spaziergang durch den Retiro-Park und die an den Park angrenzenden Stadtteile unternommen.
Während es in der Stadt recht einfach ist, sich zurecht zu finden, mussten wir vor der Reise eine Frage lösen: wie, bitte schön, finde ich ein günstiges Hotel in Madrid?
Mit einem zweiten Aufenthalt in Madrid erweitern wir unseren Reisebericht und genießen ein Wochenende in Spaniens Hauptstadt. Trotz der kurzen Zeit waren wir nicht ganz untätig an Spaziergängen. So haben wir die Reise dazu genutzt, um die Markthalle de San Miguel zu besuchen, die senkrechten Gärten anzusehen und eine Runde über den Flohmarkt Rastro zu laufen.
1 Plaza de la Villa | 4 Gran Via | 7 Senkrechte Gärten |
2 Plaza Mayor | 5 Plaza de Cibeles | 8 Rastro (Flohmarkt) |
3 Puerta del Sol | 6 Plaza de Colón | - |
Kaum im Hotel Tryp Ambassador angekommen, brechen wir mit dem Stadtplan in der Hand auch schon wieder auf, um die Umgebung des Hotels zu erkunden. Dabei kommen wir auf dem Weg zur Plaza Mayor zufällig am Mercado de San Miguel vorbei. Ich weiß noch, wie enttäuscht wir bei unserer ersten Reise waren, als wir die meisten Stände in der Markthalle aus dem frühen 20. Jahrhundert geschlossen vorgefunden hatten und alles duster und schmutzig wirkte. Inzwischen aber wurde die Halle von Grund auf saniert. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen. So kommen wir bei unserer zweiten Reise an sehr schön eingerichteten Gemüse- und Obst-, Käse- und Fleisch- sowie Fischständen vorbei.
Bekannt ist der Mercado de San Miguel heute jedoch vor allem für seine Delikatessen. Besonders beliebt sind die Bars mit den Tapas. Zu den Appetithäppchen wird meist Wein gereicht, weshalb in der Halle eine gesellige Stimmung herrscht. Als wir zu einer Theke kommen, die gefüllte Oliven anbietet, kann Annette nicht nein sagen. Leider mag ich Oliven gar nicht, sodass wir anschließend für mich etwas Bodenständigeres suchen müssen. Doch auch das ist im Mercado de San Miguel kein Problem. So haben inzwischen selbst Stände mit Kebab in der Halle Einzug gehalten. Dafür aber muss ich nun wirklich nicht nach Madrid fliegen.
Ein weiterer Reisetipp zum Ausgehen ist das sehr schöne und bis heute authentische Tavernenviertel rund um die Plaza Santa Ana.
Am frühen Morgen starten wir zu unserem ersten großen Spaziergang durch das Madrid der Bourbonen und Habsburger.
Schon kurz nach Aufbruch erreichen wir nahe der Flaniermeile Gran Via den Platz Puerta del Sol, dem »Tor der Sonne«, wo früher das östliche Tor der mittelalterlichen Stadtmauer stand. Auf diesem geschäftigen Halbrund - hier befindet sich die größte Metrostation der Stadt, halten zahlreiche Buslinien und münden zehn Straßen - trafen sich zu früheren Zeiten Verschwörer und liefen 1808 rebellierende Madrilenos gegen die napoleonische Garde auf.
Heute befindet sich vor dem Eingang des Innenministeriums der Nullpunkt aller Nationalstraßen Spaniens, welcher im Straßenpflaster markiert ist.
Die größte Bedeutung erlebt der Platz jedoch alljährlich zur Silvesternacht, wenn Millionen Spanier auf dem Puerta del Sol sowie an den Fernsehern daheim versuchen, mit jedem der zwölf Schläge des Glockenturms eine Weintraube zu schlucken, was ihnen Glück fürs Neue Jahr bringen soll. Außerdem befindet sich hier ein Reiterstandbild Karls III., was wie der Mercado de San Miguel zwischen unserem ersten und zweiten Besuch restauriert wurde.
Auf dem Weg zum Plaza Mayor kommen wir in der Calle Postas zum La Cure Gourmande. Das Geschäft ist für seine Fülle an Pralinen, Bonbons und anderen Süßigkeiten bekannt. Besonders beliebt (und zugleich recht teuer) sind die Schokooliven. Als ich das Gesicht kurz verziehe, lacht Annette. Denn natürlich sind da keine echten Oliven drin, sondern Mandeln. Ein paar Meter weiter erreichen wir die Plaza Mayor. Hier befindet sich mit dem Horno la Santiaguesa das bekannteste der Madrider Delikatessengeschäfte. Neben Canapés und Torten bietet der Laden so ziemlich alles, was süß, pikant und vor allem reich an Kalorien ist.
Über mehrere Verbindungen von der Calle Mayor gelangt man zur Plaza Mayor, einem 120 auf 94 Meter großen Vierecksplatz mit drei überwölbten und sechs offenen Zugängen, den Philipp III. erbauen ließ. Nach der letzten von mehreren Feuerkatastrophen in Madrid wurden die dreistöckigen Gebäude mit Arkaden und insgesamt 477 Balkonen ausgestattet.
Auf der reich bemalten Casa de Panadería - das alte Bäckerhaus und zugleich älteste Gebäude am Hauptplatz - ist in Form von nackten Frauen und Männern die Vermählung von Erde und Wasser dargestellt. Mit seinen beiden Ecktürmen diente dieses Gebäude den Monarchen als Logenplatz. Gegenüber der Bäckerei befindet sich die Casa de la Carneceria - das ehemalige Fleischerhaus -, in welchem heute Schinken und andere Leckereien angeboten werden.
Mit ihren zahlreichen Lokalen und Restaurants sowie den umgebenden Gassen und Straßen, welche nach den alten Gewerben und Zünften benannt sind, bildet die Plaza Mayor das Kernstück der touristisch schönsten Gegend von Madrid. So befindet sich nur wenige Meter vom Plaza Major entfernt das Botin. Laut Guinnessbuch der Rekorde ist es das älteste Restaurant der Welt. Wir hingegen sind bei beiden unserer Besuche abends in das gemütliche »Las Rejas« eingekehrt, wo wir bei Livemusik (Guantanamera u.a.) den ein oder anderen Schluck Wein zu genießen wussten.
Nach kurzer Stärkung auf der Plaza del Cordón erreichen wir über die Calle del Cordón den Rathausplatz.
Die Casa de la Villa, das Rathaus aus dem 18. Jahrhundert, ist durch einen Torbogen mit der Casa de Cisneros verbunden und bildet das Gegenstück zur Torre y Casa de los Lujanes, welche zum gleichnamigen Palast mit einem gotischen und einem Hufeisenportal gehört. Beide Gebäude stehen montags nach 17 Uhr zur Besichtigung offen.
Leider haben wir beide Male in Madrid keinen Montag erwischt, sodass der Innenhof und die schönen Wandteppiche im Rathaus ohne uns auskommen mussten ...
Über die Calle del Sacramento geht es zurück zur Plaza del Cordón. Von dort führen uns Treppen zur Plazuela de San Javier. Im Marco Polo heißt es dazu: »Der geheimnisvollen Atmosphäre auf diesem kleinen Platz kann man sich kaum entziehen.«
Leider lässt sich dies von uns nur schwer nachvollziehen, können wir weder etwas von Liebesaffären noch von verbotenen Treffen ahnen. So finden wir uns bald zwei Treppen weiter unten auf der Plaza Cruz Verde wieder, wo die Inquisition ihre Tribunale abhielt.
Längst ist die Zeit der unrühmlichen Epoche des christlichen Wahns Geschichte. Einzig der Brunnen, vor dem die Inquisitore tagten, ist noch vorhanden. Seine alte Funktion als Tränke der Postkutschenpferde aber hat auch er schon lange verloren.
»Verkauft die Brücke, oder kauft einen Fluss«, riet Lope de Vega beim Bau der ersten festen Brücke über den Manzanares. Da dieser Spottvers eher dem wasserarmen Fluss, denn der Brücke galt, denken wir, er lässt sich auch für die Brücke von Toledo anwenden. Tatsächlich führt das Rinnsal unter der churrigueresk überladenen Barockbrücke mehrere Monate im Jahr gar kein Wasser.
Beiderseits der Puente de Toledo erheben sich auf den Brüstungen reich verzierte Säulen mit Darstellungen des Stadtpatrons, des heiligen Isidro und seiner Frau Santa Maria de la Cabeza. Nicht zuletzt wegen dieser Figuren, sondern vor allem auch wegen des Blicks stadtaufwärts zur Puerta de Toledo und der Tatsache, dass die Brücke bisher nicht vom städtischen Verkehr beansprucht wird, wirkt die Toledo-Brücke sehr viel einladender als die schmucklose Segovia-Brücke. Für uns Grund genug für einen ausgiebigen Fotostopp.
Der gleichnamige Triumphbogen sollte einst zum Ruhme von Joseph Bonaparte errichtet werden. Nach schleppender Bauzeit allerdings wurde er schließlich 1827 zum Siegestor von Ferdinand VII., als dieser nach dem Sieg über die Franzosen in die spanische Hauptstadt zurückkehrte.
Pflichtlektüre des ersten Aufenthaltes in Madrid ist ein Besuch im Königspalast, dem Palacio Real. Für EU-Bürger empfiehlt sich dieser an einem Mittwoch, weil der Eintritt dann frei ist.
Den König jedoch wird man, außer zu offiziellen Anlässen, zwar nicht im Schloss treffen. Denn er lebt in einem kleineren und sehr viel ruhigeren Palast am Stadtrand von Madrid.
Dafür aber kann man weite Bereiche des Palastes individuell oder geführt besichtigen. In den prunkvollen Gemächern und Sälen gibt es eine Fülle an kostbarem Mobiliar, Deckenfresken und Gobelins zu bestaunen. Gold, Porzellan und Brokat gibt es im Überfluss.
Neben dem Thronsaal sind vor allem der Salón de Alabarderos, die drei Säle von Carlos III. und der mit Fresken, Lüstern und Kandelabern geschmückte Speisesaal sehenswert.
Aber auch in der barocken Gemäldegalerie mit Werken von Velázques, Goya und anderen berühmten spanischen Malern haben wir uns einige Zeit aufgehalten.
Der Palacio Real wurde übrigens erst im Jahr 1764 fertiggestellt. Zuvor hatte an dieser Stelle, am Rand der Altstadt, eine maurische Festung mit Alcázar (Burg) und Medina gestanden.
Als diese, ständig erweiterte Burg am Heiligabend 1734 abbrannte, gingen unersetzliche Kunstschätze verloren. Das neue Schloss ließ dann der Bourbone Philipp V. nach Vorbild des Pariser Louvre erbauen.
Einen Eindruck, wie die alte Festung ausgesehen hat, vermittelt das Werk des spanischen Architekten Ventura Rodríguez. Es zeigt eine Anlage mit vier Flügeln aus Granit und Kalkstein, die ca. 500 m lang und breit um einen quadratischen Innenhof angelegt waren.
Nach Besichtigung der erst 1993 fertiggestellten und von Papst Johannes Paul II. geweihten Kathedrale »Nuestra Seńora de la Almudena« sowie der königlichen Parkanlagen wollen wir unseren ersten Spaziergang an der Puente de Segovia beenden.
Leider aber finden wir an der Seite der Kathedrale keinen Zugang zu den Gärten und versperrt uns zwischen der Kathedrale und dem Palast eine Baustelle den Weg. So gelangen wir erst zwei Tage später vom Spanischen Platz aus in die überwiegend englischen Gärten des Palastes, bevor uns der Anblick der mittlerweile verkehrsgerecht gestalteten Segovia-Brücke enttäuscht. Nun ja, es kann halt nicht alles wie geplant klappen.
Da es schier nicht möglich ist, die Kathedrale aus der näheren Umgebung als Ganzes zu fotografieren, empfiehlt sich ein Abstecher zum Parque de la Montana, von dem aus sich weite Teile der Stadt überblicken lassen.
Dies lässt sich dann gut mit der Besichtigung des Tempels von Debod verbinden, an dem man fast zwangsläufig vorbeikommt.
»Oh, das ist aber ein schöner Bahnhof«, entfährt es Annette, als wir auf der Suche nach einem Brötchenstand den Bahnhof von Atocha aufsuchen. Dabei sind wir nur deshalb in den tropisch klimatisierten Wintergarten des Atocha Bahnhofs geraten, weil es im Zentrum Madrids zwar unzählige Restaurants, aber so gut wie keine Bäckereien gibt. Zu verdanken haben wir dies der spanischen Angewohnheit, das Frühstück nicht daheim, sondern in einer der Bars, Metzgereien (diesen ist oft ein Salon angeschlossen) oder Cafés einzunehmen. Dementsprechend besitzt Madrid mehr Restaurants und Bars als ganz Finnland. Und mit einer dicken Scheibe Serrano-Schinken belegte Brötchen sind zum Teil günstiger zu bekommen als bei uns industriell gefertigte Kürbiskernwecken.
Den besten Blick über den tropischen Garten mit seinen 450 exotischen Pflanzenarten bietet das höher gelegene kubanische Restaurant. Hier bei einer Cola oder einem Cocktail auf seinen Zug zu warten, ist ein wahrer Genuss! Aber auch ohne Zug(zwang) lohnt sich ein Besuch, weshalb wir uns am nasskalten dritten Tag unserer ersten Madrid-Reise die warme, entspannte Atmosphäre bis zum Ladenschluss gegönnt haben.
Vom Atocha-Bahnhof gelangen wir über dem Plaza Emperadór Carlos V. in die Cuesta Claudio Moyano. Dieser Weg, der zum Retiro-Park führt, gilt als ein wahres Dorado für Bücherfreunde. So kann man hier an mehr als dreißig Ständen nach Herzenslust schnuppern oder kaufen.
Der spanischen Sprache nicht bzw. kaum mächtig , müssen wir zum Glück nicht zu sehr bedauern, dass die meisten der Bouquinisten so früh am Vormittag noch geschlossen sind. Dadurch erreichen wir nur etwas später über die Calle de Alfonso XII. den Retiro-Park.
Vom Eingang des Parks führt der Weg schnurstracks zum Brunnen des Ángel Caído, das wahrscheinlich einzige Denkmal des gefallenen Engels, sprich: des Teufels.
Weniger teuflisch, dafür einiges bequemer zum Sitzen ist das nahe gelegene Rosarium, wo wir uns erstmal die im Bahnhof eroberten Brötchen zu unseren von daheim mitgebrachten Landjägern schmecken lassen, bevor wir - frisch gestärkt und bei bestem Wetter - ein paar Meter weiter den Palacio de Cristal erreichen. Romantisch an einem Teich gelegen, erscheint der Palast beinahe wie eine durchsichtige Kirche, in der wechselnde Kunstausstellungen gezeigt werden. Wer keinen Bezug zur Kunst hat, dem wird im Herbst durch die Färbung der im Teich stehenden Bäume ein schöner Anblick geboten.
Herzstück des Parks bildet der großer Teich mit seinem Denkmal zu Ehren von Alfons XII. Zahlreiche Tretboote und ein kleiner Dampfer laden zu einer Bootstour ein, bevor die verbrauchte Energie in einem der nahen Cafés oder Restaurants wieder aufgetankt werden kann.
Gut, wer den Dampfer nimmt oder im Tretboot hinten sitzt, sollte es vielleicht bei einem Salat mit Mineralwasser belassen ...
Vom Ausgang des Parks nahe der Plaza de la Independencia mit dem klassizistischen Tor der Puerta de Alcalá kommt man zum Plaza de la Cibeles. Umringt vom dichten Verkehr der Madrider Innenstadt steht in der Mitte der Kybele-Brunnen. Die Große Göttermutter vom Berg Ida lässt sich in ihrem Wagen von zwei Löwen ziehen.
Bei der Darstellung zweier männlicher Löwen ist dem Künstler jedoch ein Fehler unterlaufen. Der Sage nach handelt es sich nämlich um Atlanta und Hipomenes. Atlanta wurde von einem Orakel prophezeit, dass sie ihre Gestalt nach der Heirat verändern würde. Nachdem sie die Angst überwunden hatte und ihren Liebhaber Hipomenes trotzdem heiratete, befahl ihnen Aphrodite, den Tempel der Kybele zu zerstören.
Kybele aber verwandelte das Liebespaar statt dessen in zwei Löwen. Aus Mitleid jedoch spannte sie die beiden vor ihren Wagen, damit sie für immer beisammenbleiben konnten.
Heute dient der Platz mit dem Brunnen als Treffpunkt der Fans von Real Madrid, welche hier gewonnene Pokalspiele ihres Vereins feiern und damit den Verkehr lahm legen. Außerdem beginnt hier der Paseo del Prado, über den wir u.a. in das hochbedeutende Museum Prado gelangen könnten. Wir verzichten darauf und ziehen vielleicht dadurch den Zorn der Göttin auf uns. Denn kurze Zeit später bricht ein Gewitterschauer über uns hinein )-:
Wer Glück mit dem Wetter hat und die Straße vom Plaza de Cibeles zum Atocha Bahnhof läuft, kommt zum CaixaForum. Das Industriedenkmal wird seit dem Umbau durch die Schweizer Architekten Herzog und de Meuron als Kulturzentrum genutzt. Für Spaziergänger hingegen ist der vertikale Garten am Nachbargebäude ein Blickfang. Ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem sorgt dafür, dass sowohl kleine Sträucher als auch allerlei Pflanzen in der Senkrechten gedeihen.
Ebenfalls in der Nähe vom Kybele-Platz beginnt die Gran Via, die Prachtstraße der spanischen Hauptstadt. Bemerkenswert ist die Verkehrsregelung durch einige Polizisten. Sie leiten den Verkehr so, wie es die Ampeln an den Kreuzungen vorgeben. Wenn dieses Beispiel Schule macht, könnten bei uns einige tausend neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Wie lange sich ein Staat so etwas leisten kann, ist natürlich eine andere Frage. Was dafür nur selten zu sehen ist, sind Radfahrer. Von ihnen haben wir bei unserem ersten Aufenthalt zwei Tage lang gar keinen zu Gesicht bekommen. Und wenn sich an den anderen Tagen einer zeigte, war es sicher meist ein »Nichtspanier«, der die Innenstadt auf seinem Trekking-Rad verunsicherte.
Läuft man die Gran Via vom Kybele-Platz zum Spanischen Platz, passiert man gegenüber der engen Calle de Fuencarral die Calle de la Montera. Neben wenigen jungen Frauen bieten sich hier zumeist wirklich abgelebte Weibsbilder für ein Amüsement an. Ihrem Aussehen und bei einer Beurteilung wie meiner nach ein schier aussichtsloses Unterfangen...!!!
Meiner Frau habe ich es wohl zu verdanken, dass es nicht ständig auf Spanisch hieß: »kleine **** für zwei Stunden?« - »Nein, vielleicht eine Stunde?« - »Nein, dann vielleicht für einen Tag?« und ich mir das »Danke, brauche nicht.« sparen konnte. Aber ich habe diese Art von Geschäften ja noch nie verstanden.
Madrid ist ein Dorf. Dies stellen wir auf dem Spanischen Platz, dem anderen Ende der Gran Via, fest, als wir zwei Kölner treffen, welche auf dem Flug nach Madrid im selben Airbus saßen wie wir.
In der Regel trifft sich auf der Plaza de España allerdings eher die Jugend vor abendlichen Streifzügen. Auf dem Platz finden aber auch hin und wieder Märkte statt.
Im Zentrum der Plaza de España erinnert ein Denkmal an den Dichter Servantes, der mit ernster Miene auf seine beiden Helden, Don Quijote und Sancho Pansa, hinabblickt. Ihnen ist es zu verdanken, dass auf dem Platz ein ständiges Kommen und Gehen verschiedener Reisegruppe herrscht. Wer die beiden Reiter ohne menschliche Begleitung aufnehmen will, muss sich daher gedulden.
Bei Weitem überragt wird das Denkmal jedoch von den beiden Franco-Baugiganten Edificio Espana (1947-53) und Torre de Madrid (1954-59) nördlich des Platzes, welche zu ihrer Zeit die größten Gebäude Spaniens waren und als Statussymbol des Franco-Regimes gelten.
Wenige Schritte vom spanischen Platz entfernt wurde der oberägyptische Tempel von Debod im Montana-Park aufgebaut. Mit diesem Tempel, der Stein für Stein in Ägypten abgetragen und nach Spanien gebracht worden war, bedankt sich Ägypten für Spaniens Hilfe bei der Rettung von Kulturgütern am Assuan-Staudamm. Durch diese Maßnahme konnte der Tempel aus dem 4. Jahrhundert vor Christus vor der Überflutung durch den Stausee bewahrt werden.
Das Innere des Tempels, zu dem früher nur Priester höheren Ranges Zutritt hatten, kann heute (bei freiem Eintritt) besichtigt werden. Neben den verschiedenen heiligen Räumen wird in der oberen Etage ein Modell der oberägyptischen Tempel südlich des ersten Nilkataraktes inklusive der nicht gefluteten Insel Elephantine gezeigt.
Besonders stimmungsvoll stellt sich der angestrahlte Tempel in der Nacht dar, weshalb wir abends zu unserem zweiten Besuch des Tempels unsere Kamera inklusive Ministativ eingepackt hatten.
Bei unserem ersten Besuch der Plaza de Colón regnet es. Dem nicht genug, schickt uns der Reiseführer an der falschen U-Bahn-Station nach oben. Wie im Reiseführer beschrieben, ist dieses ideale Ziel für Schlechtwetter zwar nah an einer Metro gelegen. Jedoch nicht an der Station Colón, sondern bei der von Marco Polo unerwähnten Station Serrano.
Leicht durchnässt erreichen wir schließlich die Ladenpassage Jardin de Serrano, wo wir im zweitbesten Café (im erstbesten wurden wir wegen Ladenschluss vertrieben) das Ende des Regens abwarten.
Makaber: unter der Plaza de Colon befindet sich das Museum Cera, in dem unter anderem ein Bild von einem Stierkämpfer gezeigt wird, dessen rechtes Auge ein Stier mit seinem Horn durchbohrt hat.
Nachdem wir uns auf dem Kolumbus-Platz die Statue angesehen haben, spazieren wir zum Casa Longoria. In Barcelona gibt es viele Häuser, die in diesem Stil gebaut wurden. In Madrid sieht das Gebäude jedoch eher wie ein Gaudi-Import aus. Tatsächlich gibt es in Spaniens Hauptstadt nur wenige Bauwerke im Jugendstil und so ist die Casa Longoria die einzige Zeugin dieser Epoche, welche wir auf unseren Streifzügen durch Madrid entdecken.
Auf unseren Reisen ist uns lange nichts zugestoßen. Taschendiebstahl kannten wir vom Hörensagen, blieben selbst von Taschendieben zum Glück aber unbehelligt. Am letzten vollen Tag unserer ersten Reise nach Madrid wäre es mit dem »nie« beinahe vorbei gewesen. Schuld war eine Hose, die Annette abends zuvor gekauft hatte. Sie hatte mich gefragt, was ich denken würde, wenn »eine andere« mit »so einem Hintern« in »so einer Hose« an mir vorbeilaufen würde? Am nächsten Tag sah ich diese andere, auf welche all diese Kriterien passte, nur: wie darf ich etwas denken, wenn ich doch nicht einmal auf das Gesäß einer anderen schauen darf? Und: wie soll ich dann meiner Frau die gesichtete Antwort auf ihre Frage geben, ohne mir gleichzeitig einen in diesem Fall völlig unangemessenen Ärger einzuheimsen???
Kurzum, kaum hatten wir uns wegen der Hose in eine intensive Unterhaltung gestürzt, war auch schon ein glatzköpfiger Ganove zur Stelle, der dachte, uns verarschen zu können. Tatsächlich war es knapp und das äußere Fach meiner Tasche zur Hälfte geöffnet, als Annette ihn bemerkte und dazwischentrat, ohne dass er unseren wertvollen Reiseführer klauen oder sich zum tieferliegenden Portemonnaie durchwühlen konnte. Als uns anschließend ein Mann ins Hotel folgte und, nachdem er unsere Zimmernummer gehört hatte, dieses wieder verließ, wurde uns dann richtig mulmig. Zum Glück aber gehörte dieser Mann selbst zum Hotel und lief nur auf und ab, weil er auf jemanden gewartet hatte.
Von der Rezeptionisten beruhigt, sie würden die Leute kennen, die zum Hotel gehören, verbrachten wir dann doch einen schönen Abend auf der Gran Via bei einer frisch zubereiteten Paella und, etwas später, im Las Rejas bei Wein und Musik, bevor es am nächsten Mittag wieder Richtung Heimat ging.
Zwischen den beiden U-Bahn-Stationen Santo Domingo und Opera ist das Tryp Ambassador der ideale Ausgangspunkt für Spaziergänge zum Königspalast von Madrid und durch das Zentrum der Stadt. Bei unserer Ankunft haben wir Glück, dass wir den Ausgang Plaza Santo Domingo wählen. So finden wir, obwohl es schon dunkel geworden ist, ohne Umwege zu unserem Hotel.
Sehr schön finden wir die alte Aufmachung des Hotels. Das passt auch in dieses Gebäude. Denn das Tryp Ambassador ist im früheren Palast der Herzöge von Granada de Ega untergebracht. Ein Highlight ist der Wintergarten im Innenhof, der abends als Restaurant genutzt wird.
Bei den meisten Veranstaltern muss man das Frühstück, wenn man es will, dazubuchen. Auch dies können wir empfehlen. So bietet das Büfett alles, was es für einen erfolgreichen Start in den Tag braucht. Wir haben zwar bei anderen Gästen des Hotels gelesen, dass das Frühstück teuer sei. Zählen wir den Preis für Zimmer und Frühstück zusammen, ist das Ambassador aber, verglichen mit anderen Hotels dieser Kategorie, eines der günstigsten im Madrider Zentrum.