Vom oberen Ende des Wenzelsplatzes, nahe dem Gedenkkreuz für Jan Palach, ist es nur ein Katzensprung ins Rotlichtmilieu der Prager Innenstadt. Grund genug für Annette, mich ahnungslosen ein paar Meter weiter in ein schmales Gässle, die Stepánská, zu führen, über welche wir in die Lucerna Passage finden.
Nachdem die Lucerna Passage zwischen 1907 und 1921 erbaut wurde, zählt sie heute zu den Architekturdenkmälern der frühen Moderne. Während sich im unteren Bereich der Passage Läden mit Elementen des Jugendstils finden, führt im hinteren Bereich eine Treppe in ein ebenfalls im Jugendstil errichtetes Kino.
Weitaus interessanter finden wir jedoch das Reiterdenkmal unter der großen Glaskuppel (ebenfalls im hinteren Bereich): ein Ritter und sein an allen Vieren aufgehängtes Pferd - eine Persiflage auf das Reiterdenkmal des Heiligen Wenzel.
Nach der Lucerna Passage spazieren wir über die Stepánská und Zitná in die Neustadt. Für ein wenig Verwirrung sorgt dabei das Neustädter Rathaus, dessen Turm dem Turm des Altstädter Rathaus ähnelt. Naja, einmal drum herum gelaufen und nein, auf der anderen Seite gibt es natürlich keinen Altstädter Ring geschweige denn eine astronomische Uhr.
Nun gut, am ersten Tag kann so etwas natürlich schon mal vorkommen. Und außerdem sind es vom Neustädter Rathaus nur wenige Meter bis zum nächsten Wermutstropfen. Genauer: zu einem Laden, der sich auf den Verkauf von Absinth, der »grünen Fee«, spezialisiert hat.
Vidos zu Städten, die man gesehen haben sollte.
Nach der Lucerna Passage kommen wir zur letzten Station unseres ersten Spaziergangs durch Prag. Wir sind beim U Fleku (Beim Flek), welches bereits kurz nach Öffnung des eisernen Vorhangs eines der beliebtesten Ziele Deutscher Touristen war.
Bekannt ist die Wirtschaft für ihr schwarzes Starkbier der hauseigenen Brauerei, ihrem deftigen Schweinsbraten, dem Flecker Gulasch und ihrer folklorischen Unterhaltung.
Da das U Fleku außerdem in den Reiseführern von Prag erwähnt wird, werden die Urlauber hier gleich busweise angeliefert, sodass sich am Abend kaum noch ein freier Tisch findet - und das bei 1200 Plätzen.
Für große Gruppen, die einen drauf machen wollen, ist das U Fleku sicher einen Besuch wert. Uns aber sind die Luft und die Leute bereits zu stark alkoholisiert und damit gar nicht nach unserem Geschmack. So begnügen wir uns lediglich mit einem kleinen Rundgang durchs Lokal und den Biergarten. Abgesehen davon, dass das Bier im Fleku etwa doppelt so teuer ist wie in den weniger bekannten Bierhallen.