Ausflug zum Schloss Pillnitz

Wasserpalais, Bergpalais und Neues Palais an der Elbe

Nachdem wir das Blaue Wunder von Dresden überquert haben, halten wir vergeblich nach dem Körnerplatz Ausschau. Das heißt, mit Namen gibt es ihn schon noch. Durch neue, große Gebäude hat sich der Körnerplatz jedoch so stark verkleinert, dass er als solcher nicht mehr wahrgenommen wird.

Auch ist die Kleinsteinpflasterung verschwunden. Sie musste einer Asphaltdecke Platz machen, die sich nun bis raus nach Pillnitz zieht. Die idyllische Landstraße, die zwar lauter, aber durchaus intakt war, ist damit verloren. Für uns ein wirklich herber Verlust einer einst denkmalwürdigen Straße.

Vor Pillnitz parken wir auf einem großen Parkplatz zwischen Bushaltestelle, Schlossallee und dem Fähranleger zwischen Pillnitz und Kleinzschachwitz. Normalerweise kostet er etwas. Da aber der nächste Ticketautomat defekt ist,

schenken wir uns die paar Euro und spazieren stattdessen durch die lange Kastanienallee zur Schlossanlage. Während hier zur Blütezeit der Kamelie im zeitigen Frühjahr und im Sommer reger Ausflugsverkehr herrscht, haben wir den breiten Weg im Winter fast für uns alleine.

Mit Besuch rechnet man beim Schloss Pillnitz aber auch im Dezember. So sind mehrere Läden innerhalb des Wasserpalais und im Neuen Palais geöffnet. Daneben überrascht der Fliederhof (er wird von drei Seiten vom Neuen Palais umschlossen) mit einem kleinen Weihnachtsmarkt.

Neben Glühwein, Heißem vom Grill und sächsischer Handwerkskunst könnten wir Tiroler Schinken- und Speckspezialitäten kaufen. Aber, vom Schwarzwald nach Sachsen fahren, um dort Lebensmittel aus Tirol zu kaufen? Das muss nun doch nicht sein.

Wir belassen es bei einem kurzen Gespräch mit dem netten Verkäufer der Tiroler Speckkette und spazieren, nach einem Abstecher zur Fachhochschule in Pillnitz, erneut durch den Lustgarten. Nachdem wir die Charmillen (Hainbuchenhecken) und den Nadelgehölzgarten durchquert haben,

kommen wir in den Englischen Garten mit dem Gewächshaus der Kamelie und einem leider abgelassenen Teich. Schließlich finden wir, vorbei an der Orangerie, den Weg zum Palmenhaus beim Holländischen Garten, welches im Gegensatz zu der Orangerie auch im Winter geöffnet hat.

Palmenhaus im Holländischen Garten von Pillnitz

Nach der klammen Winterluft im Freien sind wir froh, dass das Palmenhaus geheizt wird. Anders wäre es in Dresden auch nicht möglich, die hier gesetzten Pflanzen aus Südafrika, Australien und Neuseeland zu zeigen. Vor allem im Oktogon des 660 Quadratmeter großen Gewächshauses fühlen wir uns wohl. Neben Palmen und Baumfarnen sowie Strelitzien und Asparagus sorgen hier zwei Wendeltreppen und ein kleiner Springbrunnen für ein behagliches Ambiente.

Die Artenzusammensetzung der Pflanzen im Palmenhaus hängt übrigens mit der Geschichte des Gewächshauses zusammen: Ende des 18. Jahrhunderts wandelte sich der Pillnitzer Schlossgarten von einem barocken Lustgarten hin zu einer naturwissenschaftlichen Sammlung.

Vor allem König Friedrich August I. hatte die Botanik für sich entdeckt und den Holländern Pflanzen aus deren ehemaligen Kolonien in Südafrika abgekauft. Nach ihm führte König Friedrich August II. die Liebe zur Botanik fort und bereicherte die Pillnitzer Gartenanlage mit mehreren Gebäuden.

Leider hatte nicht jeder Herrscher so viel Sinn für die Naturvielfalt und wurden eine Reihe der Gewächshäuser im Zweiten Weltkrieg beschädigt, sodass man sie nicht mehr heizen konnte. Das noch 1951/52 rekonstruierte Palmenhaus ließ man in den Folgejahren verfallen, bis man es 1969 sperren musste.

Die nächsten 20 Jahre diskutierten die Verantwortlichen immer wieder über den Abriss des Gebäudes, bis sich nach der Wende die Fürsprecher mit den entsprechenden Mitteln im Nacken durchsetzen konnten. Ihnen verdanken wir, dass das Palmenhaus zwischen 1991 und 1994 originalgetreu rekonstruiert wurde, wobei über die Hälfte der Bauteile nachgegossen werden musste.

Nachdem es zunächst der Überwinterung von Kübelpflanzen diente, begannen im November 2007 erneut große Bauarbeiten im Palmenhaus, um die Bepflanzung mit der historischen Artenauswahl durchführen zu können. Zudem wurden ehemalige Brunnen in der Umgebung erneuert und die alten Blickbeziehungen zwischen Palmenhaus und Holländischem Garten wieder hergestellt.

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