Blaues Wunder von Dresden - Loschwitzer Brücke

Das Blaue Wunder über der Elbe

Eigentlich heißt das Blaue Wunder »Loschwitzer Brücke«, weil sie von Blasewitz über die Elbe in den Stadtteil Loschwitz führt. Der offizielle Name der Brücke wird aber kaum gebraucht. Zumal es eine wunderschöne Geschichte zum Blauen Wunder gibt: zum einen staunten die Dresdner im ausgehenden 19. Jahrhundert über die Tragkraft der Brücke ohne Pfeiler im Flussbett.

Dass eine Konstruktion aus Stahl so belastbar ist, dass Straßenbahnen darüber fahren konnten, hatte keiner für möglich gehalten. Zum anderen soll die Brücke erst grün angestrichen worden sein, wechselte ihre Farbe dann aber zu blau. Voilà, der Bürger hatte sein Blaues Wunder erlebt.

Der erste Teil der Geschichte entspricht der Wahrheit. Zur Bauzeit der König-Albert-Brücke (so hieß sie ursprünglich) gab so gut wie keine Erfahrungen mit solchen Stahlkonstruktionen. Um die Bürger von der Stabilität zu überzeugen, hatte man die Brücke vor der Freigabe am 15. Juli 1893 einer viertägigen Belastungsprobe ausgesetzt und alles Schwere auf einmal über die Brücke rollen lassen:

mit Steinen und Ankern beladene Straßenbahnen, Wassersprengwagen, eine Kompanie des Dresdner Jägerbataillons, von Pferden gezogene Walzen, Pferdekutschen und -wagen. Ich will mir nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn die Brücke unter den vielen Menschen, die an der Probe teilnahmen, zusammengebrochen wäre.

Der Teil mit der Farbe entstammt hingegen einer Zeitungsente aus dem Jahr 1935. Ihr zu Folge soll die Brücke erst Grün angestrichen worden sein, um sie zu tarnen. Das Gemisch aus Kobaltblau und Chromgelb habe sich jedoch nicht halten können, wodurch die Brücke mit der Zeit erblaute. So beschrieb der Dresdner Anzeiger die Brücke bereits 1893, also im Jahr der Fertigstellung, von einer blauen Brücke. Damit reichte offenbar die erste Erklärung für den gesamten Namen.

Wobei die Tragkraft inzwischen leider gelitten hat. So musste der Straßenbahnverkehr 1985 eingestellt werden und besteht für den Kraftverkehr eine Begrenzung auf 15 Tonnen und 30 km/h. Interessanter finden wir, dass die Baukosten über eine Benutzungsgebühr refinanziert wurden: bis ins Jahr 1923 zahlten Fußgänger, Radfahrer und Kraftfahrer, aber auch Straßenbahngäste je 2 Pfennige, Zugtiere 10 Pfennige und Kraftfahrzeuge 20 Pfennige. Es lebe die Maut!

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