Nach der ersten Stärkung auf dem Neumarkt zieht es uns in die evangelische Dresdner Frauenkirche. Dieses hatten wir uns schon während meiner Studienzeit in Pillnitz vorgenommen, weil ich den Wiederaufbau wohl über vier Jahre lang beobachten konnte, die Bauarbeiten aber erst danach abgeschlossen wurden. Nun gut, genau genommen habe ich das mittlere Drittel der Bauphase mitbekommen. Immerhin dauerte es zwischen dem Beginn der Bauarbeiten im Jahr 1993 bis zur Weihe zwölf Jahre.
Auch wenn der Wiederaufbau lange Zeit umstritten war, so ist der Steuerzahler doch glimpflich davon gekommen. Denn der 179,7 Millionen Euro teure Wiederaufbau der Frauenkirche wurde überwiegend durch Spenden aus aller Welt finanziert. Vor allem viele Briten und US-Amerikaner haben ihren Obolus dazu beigetragen, die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Frauenkirche wieder auferstehen zu lassen.
Als besonders schöne Idee haben die Fördergesellschaft der Dresdner Frauenkirche und die Wiederaufbau GmbH bis zur Weihe rund 466.000 Taschen- und Armbanduhren verkauft, in denen sich je ein kleines Trümmerstück der alten Frauenkirche befindet. Aus deren Erlös flossen je 20 DM (später 10 Euro) in den Wiederaufbau, wodurch sechs Millionen Euro zusammenkamen.
Im Innern der prächtigsten evangelischen Kirche sind wir überrascht. Weder hätten wir gedacht, wie hell der Kirchenraum ist, noch, wie stark rosa vertreten ist. Verglichen mit anderen, oft eher dunkel gehaltenen Kirchen wirkt die Frauenkirche freundlich und verspielt, wenn nicht sogar ein wenig kitschig. Irgendwelche dumme Witzeleien deswegen sind allerdings fehl am Platz. Denn die Frauenkirche gilt als Sinnbild des evangelischen Kirchenbaus.
In ihr werden das evangelische Glaubens- und Gottesdienstverständnis architektonisch mit den Mitteln des Barock umgesetzt. Und, hat man sich erstmal an die Farbgebung gewöhnt, beeindruckt sie die Besucher schon allein mit der 24 Meter hohen Kuppel. Mit einem Außendurchmesser von gut 26 Metern ist sie gewaltig. Bei dem ersten Aufbau zwischen 1722 und 1743 war dies die größte Herausforderung für die Baumeister und erscheint uns, in Anbetracht der damals bescheidenen Mitteln, auch heute kaum vorstellbar.