Oslo ist eine recht teures Pflaster. Das macht sich natürlich auch bei den Hotelpreisen bemerkbar. Trotzdem wollen wir uns einen gewissen Standard gönnen. Das Hotel Radisson Blu im Stadtteil Nydalen scheint uns durch die nahe gelegene Metrostation günstig gelegen.
Der moderne Lobbybereich hinterlässt bereits einen ersten guten Eindruck. Gleich dahinter befindet sich ein gemütlicher Aufenthaltsbereich mit angenehm wärmenden Kaminfeuer. Im Gegensatz dazu wirkt der Lift zu den oberen Etagen, als habe ich jemand auseinanderzubauen versucht. Doch er funktioniert.
Vidos zu Städten, die man gesehen haben sollte.
Auch unser Zimmer ist richtig schön und gemütlich. Es hat eine angenehme Größe und ist gut beheizt – für uns genau das Richtige bei dem Schmuddelwetter. Über den laufenden Fernseher werden wir namentlich begrüßt und können einzelne Angebote des Hotels durchblättern. Auffallend ist die Zufriedenheitswerbung: Ist man nicht 100-prozentig zufrieden, bekommt man 100 Prozent seines Geldes zurück. Das ist ja mal vielversprechend.
Das Frühstück ist jedenfalls richtig gut. Kaffee steht in Thermoskannen auf jedem einzelnen der Tische bereit und alles andere findet sich am umfangreichen Büfett. Es gibt genügend gebratenen Speck und warme Eierspeisen, typisch nordische Gerichte mit Lachs, sonstigem Fisch und Kräuterquark, Wurst- und Käseauflage, Marmelade, Obst und und und. Wir sind voll und ganz zufrieden, zumindest am ersten Morgen. Leider ändert sich dieser Eindruck mit einer großen japanischen Busgruppe. Bis wir zum Frühstück kommen, ist die Gruppe bereits über das Büfett hergefallen. Leere Schüsseln, vermanschter Fisch – das gestern noch so schöne Büfett wirkt heute einfach nur noch unappetitlich.
Es herrscht Chaos und das wenige Personal ist völlig überfordert. Lachs und Speck, der von der Küche auf die Ausgabe gestellt wird, bleibt dort einfach stehen. Sauberes Besteck ist Mangelware und nach Kaffee müssen wir suchen. Obendrein flockt die Kaffeesahne. Als ich eine der Bedienungen anspreche, gibt sie mir einfach das Kännchen vom Nachbartisch – welches ebenfalls mit saurer Milch gefüllt ist. Als wir später beim Check-out auf die »War-alles-zu-Ihrer-Zufriedenheit-Frage« zögern, geht es nur einen Augenblick, bis wir das Frühstück in Kronen ersetzt bekommen.
Die böse Überraschung folgt ein paar Tage später mit der Visaabrechnung. Die Ausgaben kommen uns viel zu hoch vor. Den Angaben zufolge haben wir auch ein Zimmer im Radisson Blu Scandinavia Hotel Oslo gebucht. Waren wir etwa im falschen Hotel? Nein, denn wir wurden ja im Radisson Blu Nydalen erwartet und der bei der Buchung angegebene Preis wie erwartet abgezogen. Das zweite, nicht gebuchte Zimmer hatte auf der Abrechnung den Vermerk »no shown«. So kommen beide Hotels zu ihrem Geld, was in diesem Fall heißt: Zu unserem Geld. Fanden wir die Entschädigung für das vermasselte Frühstück noch leicht übertrieben, so kommt uns nun die 100%-Zufriedenheitswerbung wieder in den Sinn.
Ob die Hotelkette heute noch so auf die Zufriedenheit ihrer Gäste achtet oder die kleinen Werbeschilder mit der Garantie entsorgt hat, ist uns nicht bekannt. Lars zumindest musste einige Male nachhaken, bis den Mitarbeitern die Erklärungen und Ausflüchte ausgingen. In der Zentrale wurde er an eine Nummer weitergeleitet, die es gar nicht gab. Obendrein wurde eine begleitende E-Mail ungelesen gelöscht. War dann doch jemand erreichbar, sollte es sich bei unserer Buchung nur um eine Reservierung gehandelt haben, auf die keine Zahlung erfolgt sei. Ein andermal hieß es, uns sollte das Geld umgehend erstattet werden.
Doch auch bis sieben Wochen nach unserem Aufenthalt tat sich nichts, sondern entpuppten sich die Aussagen der Mitarbeiter als falsch, widersprüchlich oder als leere Versprechungen. Erst auf seine Frage, wie unzufrieden ein Gast denn sein müsse, damit das im Hotel versprochene »100% zufrieden oder 100% Geld zurück« greift, wurde uns das Geld erstattet. Und das dann für beide Zimmer. Damit haben wir am Ende einen sehr günstigen Aufenthalt in Oslo gehabt. Ein Hotel mit einer funktionierenden Buchhaltung, dafür weniger Ärger, wäre uns aber doch lieber.