Gedenkstätte der Berliner Mauer

Geschichtsrunde am ehemaligen Todesstreifen

Am ersten richtigen Tag in Berlin fahren wir mit der Tram an den Nordbahnhof. Zu Mauerzeiten galt dieser als Geisterbahnhof. Denn die Westberliner S-Bahn durchfuhr den auf der Ostseite gelegenen Bahnhof, ohne anzuhalten.

Bis dato sehen die Gebäude innen so aus, als wäre die Zeit stehengeblieben. Große Bilder zeigen Situationen aus den damaligen Zeiten. Einzig an der modernen Bebauung im Umfeld des Nordbahnhofs merken wir, dass sich seit der Wende einiges getan hat.

Wo einst die Gleisanlage des Stettiner Bahnhofs lag, befindet sich heute ein gepflegter Platz, getrennt von den neuen Straßenbahnschienen der Berliner Verkehrsbetriebe. Der ehemalige Verlauf der früheren Strecken ist bis heute gut sichtbar.

Die alten Gleise sind in den Boden eingelassen, genau wie die Namen der Ziele an der Ostseeküste oder die Pommerschen Städte, die damals von dort zu erreichen waren. Die historischen Klinkergebäude der Bahnen selbst wirken wie ein Freilichtmuseum zwischen den modernen Neubauten.

Noch getrennt von einem Bauareal über der U-Bahn des Nordbahnhofs, beginnt in der Gartenstraße die Gedenkstätte der Berliner Mauer. Die Stadt ist inzwischen zusammengewachsen. Der ehemalige Grenzverlauf zwischen Ost- und Westberlin ist in weiten Teilen der Stadt kaum noch auszumachen.

Lediglich doppelte Pflasterlinien an der ein oder anderen Stelle erinnern noch an die Zeit der Trennung und des Kalten Kriegs. Entlang der Bernauer Straße ist die breite Schneise des Grenzstreifens hingegen ein deutlich sichtbares Mahnmal.

Wiese auf dem Todesstreifen

Wir betreten den heute mit einer Wiese begrünten Todesstreifen. 1945 hatten die Alliierten an der Kreuzung Bergstraße und Bernauer Straße die Sektorengrenze zwischen Ost- und Westberlin gezogen. Zunächst wurde diese lediglich von der Volkspolizei bewacht. Am 13. August 1961 änderte sich dies.

Wo die Menschen zuvor oft ungehindert hindurch spazieren konnten, ließ die kommunistische Führung in Windeseile einen Stacheldrahtzaun errichten. In der Zeit von 1967 bis 1969 entstand hier zwischen der Berg- und Gartenstraße eine Hinterlandmauer, welche Familien und Freunde endgültig voneinander trennte. Später wurde parallel dazu eine zweite Mauer erstellt. Dazwischen galt Schießbefehl.

Einzelne Mauersegmente sind noch vorhanden und Unterbrüche mit Stahlpfosten ergänzt. Rostige Stehlen sind mit Infotafeln versehen, welche die Geschichte widerspiegeln und von irrsinnigen Vorkommnissen berichten. So mussten Spitzensportler aus der Leichtathletik testen, ob es einem Menschen gelingen könnte,

ohne fremde Hilfe die Mauer zu erklimmen und zu übersteigen. Auch wenn es unmöglich schien, haben es immer wieder Mutige versucht. Manche haben es geschafft, andere sind zu Tode gekommen. So befinden sich ganz in der Nähe die »Fenster des Gedenkens«, mit Bildern der 138 Mauertoten.

Banden bei der Gedenkstätte

Während Touristen eher ruhig über das Gelände der Gedenkstätte laufen, versuchen osteuropäische Banden ihr Glück als falsche Spendensammler. Ins Visier nehmen sie insbesondere asiatische Touristen, die sich arglos in Berlin bewegen. Ich mache eine verwirrte Chinesin darauf aufmerksam, sie solle bitte Geld geben. Sie ist sichtlich dankbar, dass ich sie aus der für sie überraschenden blöden Situation befreie.

Weniger glücklich ist das kriminelle Zigeunermädchen, das ihre Felle davon schwimmen sieht. Einen Augenblick später habe ich ihren aufgebrachten Kollegen an der Backe. Der ist gut einen Kopf kleiner als ich und nach seinem obligatorischen »hast du Problem?« schon sehr bald vertrieben. Ich drohe mit einem Anruf bei der Polizei und keine fünf Minuten hat der Spuk ein Ende. Vorerst zumindest.

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