Bei der Einreise heißt es für uns, Ruhe bewahren. Wir haben wirklich den Anteil an Bargeld unserer Reisekasse zu Hause vergessen. Immerhin, die Einreisegebühr für Äthiopien können wir mit Geld bezahlen, das sich von früheren Reisen in unserer Reisemappe befand (bei uns war die Gebühr in Dollar deutlich günstiger als in Euro). Zudem bleiben uns noch die Euro, die zur Hälfte das gedachte Budget darstellen. An die Nerven geht es dennoch.
Dass der Geldwechselschalter von nur einer sehr sorgfältigen Dame besetzt ist und wir entsprechend lange warten müssen, macht es nicht besser. Erst der Geldautomat, den wir trotz seiner Nähe zum Bankschalter erst nach dem Umtausch entdecken, kann uns ein wenig beruhigen. Wann werden wir den nächsten sehen? Wir wissen es nicht und erhöhen augenblicklich die Menge an Birr, sodass wir schließlich als letzte unserer Reisegruppe die Ankunftshalle betreten.
Videos zur Äthiopien-Rundreise ab Addis Abeba.
Obwohl nur Personen mit Flugticket in den Terminal gelassen werden, treffen wir Yitbarek, unseren Reiseleiter. Seine Frage, ob die anderen Teilnehmer der Reise auch gleich kommen, müssen wir allerdings quittieren. Denn während er den Sicherheitskräften etwas vorgegaukelt hat, haben diese den Flughafen längst verlassen und sitzen im Bus. Nun gut, Reiseleiter sind es gewohnt, ihre Schützlinge einzusammeln und sicher von a nach b zu bringen. Es geht auch umgekehrt.
Dann endlich sind wir angekommen: Addis Abeba, die trotz ihres Alters und ihrer Größe immer noch junge Blume genannt wird. Leider kommen wir nachts an, sodass wir bei der Fahrt durch die Hauptstadt zum Hotel kaum etwas sehen. Auffallend sind aber doch die vielen weißen Jeeps der Vereinten Nationen.
Es ist kein Grund zur Sorge, sondern liegt daran, dass Äthiopien von Krisenregionen umgeben ist und Addis Abeba ideal gelegen ist, um Einsätze in Eritrea, Sudan und Südsudan wie auch an der Grenze von Somalia zu koordinieren. So gesehen, stellt das Land eine Art Insel im Innern des Kontinents dar.
Als Folge befindet sich in Addis Abeba der Sitz der UN-Wirtschaftskommission für Afrika. Zudem hat die Afrikanische Union hier ihr Hauptquartier. Dass sich die Millionenmetropole auf rund 2.350 Meter über dem Meer befindet und damit ein weniger heißes Klima hat, kommt den internationalen Organisationen sicherlich auch nicht ungelegen.
Die erste Überraschung erwartet uns im Wabe Shebelle, noch bevor wir das Hotel betreten haben. Es sind drei Geldautomaten, die wie selbstverständlich Kreditkarten annehmen und saubere Scheine ausspucken. Ein vierter Geldautomat und eine Bank befinden sich wenige Schritte rechts vom Hoteleingang entfernt (vom Hotel aus gesehen). In der Bank kann man dann auch große Scheine gegen kleine tauschen. Da wir diese erst für den Süden brauchen, verschwinden wir jedoch erst einmal ins Zimmer.
Was sollen wir sagen? Wir sind im Flügel mit den Suiten untergebracht. Platz fürs Gepäck gibt es damit reichlich. Auch das Bad sieht weniger schlimm als befürchtet aus. Leider jedoch geht unser Zimmer zur Straße raus und feiern die Menschen in Addis Abeba die Nacht auf den Samstag bis zur Morgendämmerung.
Damit kommen die mitgebrachten Oropax bereits in der ersten Nacht zum Einsatz. Ungewöhnlich ist außerdem das Bett. An sich würde der Platz ja für zwei reichen. Das Problem ist nur, dass die Matratze zur Mitte hin stark abschüssig ist, sodass man unbequem schief liegt.
Eher schlecht als recht ausgeschlafen stehen wir am nächsten Morgen verwundert vor etwas, das ein Frühstücksbüfett darstellen soll. Was es gibt, ist schwer zu definieren. Also packen wir einfach mal was drauf. Dabei erwische ich etwas, das wie Brotstücke aussieht, die in einer Soße gekocht wurden und mir die Geschmacksnerven verdrehen.
Besser schon sind Arme Ritter und so etwas ähnliches wie Pan Cakes. So wie man dann etwas gefunden hat, beginnen dann auch die Probleme. So sind weder Besteck zu finden, noch gibt es Tee. Das heißt doch, es gibt sie. Allerdings erst, nachdem diese in sehr kleinen Mengen gebracht werden. Die Teebeutel werden dabei außerdem protokolliert.