Die Passion Christi in Monestiés

Statuen der Chapelle Saint Jacques

Über Nacht lässt der Regen nach. Im Gegensatz zum ersten Schauer bei Cabrerets kühlt es diesmal deutlich ab. Uns kann es recht sein. Denn wir haben am nächsten Tag mal wieder ein volles Programm vor uns. Und bei Temperaturen um die 20°C ist dies doch einiges angenehmer zu absolvieren.

Nach dem Frühstück geht es zuerst in den kleinen Ort Monestiés. Er liegt fast auf halber Strecke nach Cordes-sur-Ciel, unserem eigentlichen Ziel. Doch Monestiés ist ein guter, weil entspannter Anfang, auch wenn das Dorf am frühen Vormittag noch arg verschlafen wirkt.

Eigentlich suchen wir die Chapelle Saint Jacques. Leider aber laufen wir in die falsche Straße, sodass wir die Kapelle zunächst einmal verpassen. Um ein längeres Herumirren zu umgehen, versuchen wir es mit der Touristeninformation. Diese ist zumindest ausgeschildert, leider aber noch geschlossen. Dafür befindet sich gleich nebenan die Église Saint Pierre, die ebenfalls einen Besuch lohnt. Die Dorfkirche wurde im mediterranen gotischen Stil auf den Fundamenten einer romanischen Kirche erbaut.

Die alte Kirche fiel den Hugenottenkriegen zum Opfer. Dass die Église Saint Pierre überdimensioniert für den Ort wirkt, liegt zum einen an der Lage in den Midi-Pyrénées – hier sind irgendwie alle Kirchen etwas größer als anderswo – zum anderen führt eine Nebenroute des Jakobsweges hier vorbei. Im Eingangsbereich der Kirche finden wir außerdem einen Weghinweis zur Chapelle Saint Jacques. Gut, so können wir ja direkt dorthin laufen.

Leider ist die Kapelle Saint Jacques ebenfalls verschlossen. Auf einer Hinweistafel erraten wir, dass wir uns bei der Touristeninformation melden sollen. Wenn wir bedenken, dass Monestiés nur ein Dorf ist, kommt nun doch ein ordentlicher Spaziergang zusammen. Aber gut, allzu weit sind die einzelnen Wege ja nicht, sodass wir bald wieder beim mittlerweile geöffneten Office de Tourisme stehen.

Dort treffen wir Julie. Egal ob Kapelle, Zimmeranfragen oder Campingplatz, Julie ist heute für so ziemlich alles im Ort zuständig. Sie schließt also ihr Büro und führt uns zur Kapelle, wo sie geduldig so lange wartet, bis wir die Hauptsehenswürdigkeit im Ort genügend begutachtet haben.

Es sind 20, in Kalkstein gehauene, teils lebensgroße Statuen, die Monestiés bekannt gemacht haben. Sie stammen aus der Kapelle im Schloss Combefa, einer ehemaligen Sommerresidenz des Bischofs von Albi.

Als die Bischöfe das Schloss verließen, blieben die Statuen zurück und das Schloss zerfiel. Im Jahr 1774 brachten die Bürger von Monestiés die Statuen in einer Pilgerherberge auf dem Jakobsweg unter und erhielten sie damit der Nachwelt.

Das Kunstwerk zeigt die letzten drei Szenen aus der Passion Christi: Die Kreuzigung, die Kreuzabnahme (die Pietà) und die Grablegung. Der Bildhauer bleibt bis heute unbekannt, obgleich er für die damalige Zeit auf eine erstaunliche Modernität geachtet hat. Er gestaltete einen natürlichen Faltenwurf der Gewänder

und auf den Gesichtern werden zurückhaltend die Gefühle ausgedrückt. Durch schreckliche Pestepidemien gewann die christliche Religion immer mehr an Bedeutung. Die volksnahe Darstellung der Figuren sollte den Gläubigen die Angst vor dem Tode mindern und die Hoffnung auf die Auferstehung festigen.

Nach dem eher holprigen Start erleben wir damit zu Beginn des Tags ein richtiges Highlight. Neben den Pilgern, die hierher kommen, lohnt sich der Besuch von Monestiés damit ebenso für kunsthistorisch Interessierte. Der freundliche Empfang und die Ruhe, mit uns Julie begegnet ist, tut natürlich das Übrige.

Genauso wie der pittoreske Ortskern, durch den es Monestiés 2001 auf die Liste der schönsten Dörfer Frankreichs geschafft hat. So setzen wir unsere Fahrt nach Cordes-sur-Ciel mit dem guten Gefühl fort, schon jetzt etwas ganz Besonderes gesehen zu haben.

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