Felsenkirche von Vals

Jäger und Dackel in der Jagdsaison

Auf der Fahrt nach Mirepoix führt uns ein kleiner Umweg in das winzige Dorf Vals. Am Straßenrand weisen Schilder auf eine Treibjagd hin. Seltsam anzusehen sind dabei die vielen Jäger, die mit Warnweste und geschulterter Flinte wie verloren in den Feldern herumstehen. Ja, zwischen September und Februar ist in Frankreich Jagdsaison. In dieser Zeit ist Vorsicht geboten, insbesondere für Spaziergänger und Radfahrer.

Den Jägern sind diese Spezies lästig, da sie sich aus der Ferne kaum von Hirschen und Wildschweinen unterscheiden. Um nicht einem Irrtum zu erliegen, wird farbenfrohe Kleidung empfohlen. Besonders zu Beginn der Jagdzeit sind die Jäger noch guter Ding und euphorisch. Das gilt auch für einen Dackel, der in seinem leuchtenden Jäckchen vor unserem Auto her flitzt und vielleicht schon bald ein Wildschwein wittert.

Keine Angst, der Ort Vals ist ein befriedeter Bezirk. Hier können wir wieder gefahrlos um die Häuser schlendern und ein Café für das Frühstück suchen. Nun ja, da wären wir wieder bei unserem alten Frankreichproblem. Einen Bäcker gibt es nicht und das einzige offene Café hat kein Brot.

Dafür bietet uns die Inhaberin, eine Holländerin, selbstgebackenen Apfelkuchen an. Auch lecker und wir sind ja flexibel. Dabei können wir den Hund des Hauses beobachten, der völlig verliebt in Katzen ist. Diese quittieren seine Liebe allerdings mit Ignorieren oder Ärgern. Was für ein Hundeleben!

Aber das Hin und Her zwischen Hund und Katze ist eine typische Szene für den Ort. In Vals herrscht eine meisterhafte Ruhe. Ein paar Alte wohnen noch in den ockerfarbenen Häusern. Ansonsten halten Katzen Wache über die Gassen.

Vals gehört weniger zu den Ortschaften, die einem auf der Landkarte auffallen. Dennoch besitzt der Ort mit seiner Felsenkirche ein Juwel, das zahlreiche Reisende in diese Gegend lockt.

Die Kirche thront über dem Ort, an den Flanken eines Felsens. Als Zugang gibt es hier kein typisches Kirchenportal. Stattdessen betritt man die Kirche über eine in Stein gehauene Treppe, die nach oben führt und in einem dunklen Felsspalt verschwindet.

Somit startet der Rundgang in der Krypta. Sie bildet den ältesten Teil der Kirche und geht noch auf das Wirken der frühen Christen im 10. Jahrhundert zurück.

Aus der Dunkelheit der Krypta führt eine Treppe hinauf zur Taufkapelle in der rechteckigen Apsis aus dem 11. Jahrhundert. Diese ist an sich schlicht gestaltet, doch nehmen uns hier einige Heilige mit großen, starren Augen ins Visier.

Wunderbare romanische Fresken zieren die Gewölbe in diesem Teil der Kirche und ziehen die Besucher in ihren Bann.

Im 12. Jahrhundert entstand schließlich die Kapelle St. Michel. Um genügend Platz für die Gläubigen zu schaffen, wurde die Kirche um ein zweites Obergeschoss ergänzt, zu dem eine weitere dunkle Treppe führt. Über diese gelangen wir auch zu einer Terrasse,

die uns einen schönen Ausblick über das Dorf und die herrliche Landschaft bis zu den Pyrenäen eröffnet. Dominiert wird die Kirch von einem Turm, der im 14. Jahrhundert errichtet wurde und den Dorfbewohnern Schutz vor Angriffen während des Hundertjährigen Kriegs (1337 bis 1453) bot.

Nach dem Kirchenbesuch schlendern wir noch ein wenig über den mystischen Friedhof, bis eine Busladung Rentner auftaucht und dem kleinen Ort seiner Idylle beraubt. Mal wieder Glück gehabt. Nachdem wir die Felsenkirche noch fast alleine genießen konnten, strömt uns nun ein menschlicher Sperrriegel entgegen.

Die meisten der Bustouristen sind so mit sich selbst beschäftigt, dass sie uns gar nicht bemerken. Schließlich aber finden wir eine Lücke in dem Pulk. Einen Augenblick später setzen wir unsere Fahrt nach Mirepoix fort. Es wird allmählich heiß. Die Jäger sind noch immer auf der Lauer. Doch jetzt suchen sie im Schatten der Bäume Schutz vor der Sonne.

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