Das bezaubernde Burgdorf Estaing

und die Nachfahren des Richard Löwenherz

Nach unserem Rundgang durch Belcastel steht noch ein letztes schönes Dorf in den Midi-Pyrénées an, bevor wir den langen Heimweg antreten. Wir haben uns für das bezaubernde Burgdorf Estaing entschieden. Auch dieses Dorf befindet sich im Tal des Lot und gehört zu den Etappenzielen auf dem Jakobsweg.

Wie zu Beginn unserer Reise bei den Sanktuarien von Rocamadour herrscht auch hier um diese Jahreszeit im Herbst eine ausgeprägte Pilgerflaute. Von den so oft zitierten, hämmernden und schleifenden Geräusch der Pilgerstäbe ist nichts zu hören. Stattdessen geht es bei unserem Besuch beschaulich und wohltuend ruhig zu.

Eine gotische Brücke aus rotem Sandstein überbrückt den träg fließenden Lot. Das Bauwerk stammt von François d'Estaing, dem Bischof von Estaing. 1524 weihte er die Brücke über den Lot ein und wacht seither als Statue über das Kommen und Gehen der Besucher.

Seit 1998 zählt die Brücke zum Weltkulturerbe der UNESCO. Sie ist durchaus sehenswert, da sie mit ihrer Bauweise die Idylle der Midi-Pyrenäen sehr gut verkörpert.

Den fehlenden Pilgern haben wir es indes auch zu verdanken, dass wir bei der Touristinfo vor verschlossenen Türen stehen. Dadurch ist uns leider auch der Zugang zur Krypta der Kirche nicht möglich. Denn in Estaing gab es noch einen weiteren Bischof, der bis heute verehrt wird. Alljährlich wird für Bischof Saint-Fleuret aus Clemont,

der im Jahr 621 in Estaing verstarb, ein Fest veranstaltet. Seine Reliquien befinden sich in der Krypta der Kirche, gleich gegenüber der Burg. Was uns bleibt, ist der Blick in die Kirche. Sie ist das bereits 34. Gotteshaus auf unserer Reise und setzt somit auch einen schönen kirchlichen Schlusspunkt.

Nach der Kirche bleibt uns mit dem Schloss eine weitere, bemerkenswerte Sehenswürdigkeit von Estaing verschlossen. Denn die einst adligen Burg- und Freiherren stammen von einer Ahnenreihe ab, die sich bis zu Richard Löwenherz zurückverfolgen lässt. Erst im 18. Jahrhundert starb das Adelsgeschlecht der Estaing aus und bezogen in dessen Folge Ordensnonnen die Burg. 1922 erstand Jean Edmond Lucien Giscard den Adelstitel von Estaing.

Er war Vater des Valéry Giscard d’Estaing, welcher von 1974 bis 1981 als französischer Staatspräsident amtierte. Genau dieser Ex-Präsident ist es, der das zu seinem Adelstitel passende Schloss kaufte und es seither originalgetreu restaurieren lässt. Es soll nach der Restaurierung als Kultur- und Begegnungsstätte dienen. Schon heute kann man es zeitweise besuchen.

Na gut, wenn schon keine Gruft und auch kein Schloss, versuchen wir unser Glück mit einem Restaurant. Und tatsächlich finden wir ein nettes Plätzlein direkt am Lot, wo wir sehr nett bedient werden und am letzten vollen Tag ein leckeres französisches Essen mit noch leckererem Rotwein bekommen ...

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