Kathedrale Sainte Marie

mit einem aufwendigen Chorgestühl

Zwei Jahrhunderte dauerte es ab der Grundsteinlegung, bis die prächtige Kathedrale von Auch im Jahre 1680 vollendet war und der Geburt Marias gewidmet werden konnte. Solch lange Bauzeiten führen oft zu einer Vermischung verschiedener Baustile.

So verkörpert die Kathedrale Sainte Marie von Auch auf wunderbare Weise den architektonischen Übergang von der Spätgotik zur Renaissance und Klassik. Am Jakobsweg liegend, zählt sie zu den jüngsten, zugleich aber auch größten Kirchen Frankreichs.

Der Architekt Jean de Beaujeu erschuf die Zeichnungen, nach denen die typisch gotische Doppelturmfassade und das Kreuzrippengewölbe im Innern errichtet wurden. Sie stehen im Kontrast zu korinthischen Säulen, Rankenornamenten und andere Arabesken,

welche zu den Merkmalen der »Wiedergeburt« der Antike während der Renaissance zählen. Treu blieben die Bauleiter dem Kirchenbauer bei der Auswahl des Baumaterials. Denn der Sakralbau besteht aus lokalem und hellem Kalkstein.

Glasmalereien von Arnaut de Moles

Eine Besonderheit der Kathedrale sind die Leuchtenden Fenster. 1513 wurden von Arnaut de Moles 18 Glasmalereien in schillernden Farben fertiggestellt. Sie zeigen Szenen aus dem Alten und Neuen Testament. Wer genauer hinsieht, entdeckt jedoch einige Male die Prophetin Sibylle in den Malereien. Sie steht für die Wiederaneignung heidnischer Propheten aus der griechischen Mythologie, die für die Vorhersage des Kommens Christi bekannt sind.

Ungewöhnlich für diese Art Kirchenkunst ist, dass der Künstler sein Werk nach langjähriger Arbeit signierte und mit einer okzitanischen Widmung versehen hat. Bemerkenswert ist außerdem, dass die Fenster bis dato nie saniert werden mussten und die Farben auch heute noch lebendig strahlen. So sei dem Künstler sein Stolz gegönnt.

Ein weiteres Heiligtum der Kathedrale ist das aufwendige Chorgestühl. Die 113 Chorgestühle aus Eichenholz bildeten lange Zeit den Mittelpunkt des Kirchenlebens der kirchlichen Obrigkeit. Das Bauholz wurde zunächst einige Jahre im Gers versenkt und anschließend getrocknet.

Im Jahre 1510 wurde das Gestühl zusammengefügt und dann über vierzig Jahre lang bearbeitet. Erst 1552 war das Gesamtkunstwerk mit nicht weniger als 1500 verschiedenen Motiven vollendet. Bis auf Dominique Bertin sind alle Bildschnitzer unbekannt. Vermutlich waren es hiesige Mönche und Künstler einer florentinischen Schule.

In den Schnitzereien sind drei verschiedene Themen vertreten. Neben biblischen und mythologischen Darstellungen sind dies Szenen aus dem Leben Christi. Geschichten wie der Sündenfall von Adam und Eva werden in den weiteren Stühlen mit Tugenden wie Gerechtigkeit, Nächstenliebe und geduldige Kraft ergänzt.

Gegenüber wird die Szene der Judit gezeigt, die das Haupt des assyrischen Generals Holofernes hält und mit dieser Enthauptung das Volk Israels gerettet hat. Daneben sehen wir den Tobias mit seinem treuen Hund und die Klugheit in Form einer schönen Frau.

Mit den Fenstern, dem Chorgestühl und vielem, vielem mehr zählt die Kathedrale Saine-Marie zu den bedeutendsten Kirchen Frankreichs und lohnt unbedingt einen längeren Besuch.

Zusammen mit der malerischen Altstadt von Auch haben wir damit ein unerwartet schönes und dankbares Reiseziel in den Midi-Pyrénéen gefunden, das wir gerne weiter empfehlen.

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