Botanischer Garten von Pamplemousses

Praktisch ist, dass es sowohl von Pereybere als auch von Grand Baie eine direkte Busverbindung nach Pamplemousses gibt. Damit ist es auch ohne Leihwagen möglich, zu dem als Botanischer Garten Pamplemousses angelegten Park zu fahren. Irgendwie verflixt ist hingegen, dass wir einen Tag zuvor zwar Busse in die richtige Richtung gesehen haben. Nun aber verhält es leider anders.

Als wir auf den Bus warten, fahren fünf, sechs Busse nach Port Louis und zwei nach Piments an uns vorbei. Von Pamplemousses-Bussen hingegen ist nichts mehr zu sehen. Erst nach einer Dreiviertelstunde Wartezeit kommen wir endlich los. Zu allem Unglück donnert mir in der Zeit eine Takamaka-Frucht vom Baum über uns direkt auf den Zeh ... Aua! Oder wie Annette dazu meinte: »Taka maka doch nichts.«

Sir Seewoosagur Ramgoolam Botanical Garden

Eine knappe Stunde später in Pamplemousses angekommen, müssen wir ein paar Meter weiter die Straße entlang laufen und uns dann links halten. Der Garten ist echt einfach zu finden, zumal die Mauritier gerne weiterhelfen und sich mit einer Kirche und dem Café Wiener Walzer gleich zwei gute Anhaltspunkte auf dem Weg dorthin befinden, sodass wir schon ein paar Minuten nach Ankunft in Pamplemousses den Sir Seewoosagur Ramgoolam Botanical Garden erreichen.

Die Wasserlilie Victoria Regia - die Riesenseerose

Wer will, kann sich gleich nach dem Eingang einen Führer nehmen und sich die Besonderheiten des Parks auf Englisch oder Französisch mit ein paar Brocken Deutsch erklären lassen. Da es uns aber hauptsächlich um die aus dem Amazonasbecken stammende Wasserlilie Victoria Regia geht, verzichten wir darauf. Stattdessen laufen wir schnurstracks zu dem rechtwinkligen Teich, wo die Lilie mit ihren großen, am Rand mehrere Zentimeter hochstehenden Blättern, Tag für Tag etliche Fotografen, zu ihrem Leidwesen aber auch Blesshühner und Tauben anlockt.

Auf dem anschließenden Rundgang fallen uns vor allem die Talipot-Palmen auf, die ein riesiges Blattwerk ausbilden, aber auch die anderen (Lotus-) Teiche, Palmenalleen, Beete mit Heilkräutern sowie die Tiergehege mit Riesenschildkröten sowie Hirschen aus Jawa auf. Außerdem gibt es ein Schloss, welches die jüngere Geschichte Mauritius’ in die Unabhängigkeit darstellt und das Modell einer Zuckerrohrmühle mit einer verständlichen Beschreibung der Produktion.

Video Botanischer Garten Pamplemousses auf Mauritius

Rundgang durch den Botanischen Garten von Sir Seewoosagur Ramgoolam in Pamplemousses auf Mauritius.

Café Wiener Walzer in Pamplemousses

Neben dem Prunk im Botanischen Garten besitzt Pamplemousses eine düstere Vergangenheit. In unmittelbarer Nachbarschaft zur Kirche des Heiligen Franz von Asisi wurden einst die aus Afrika importierten Sklaven verschachert. Das heißt, nur diejenigen, welche die Überfahrt nach Mauritius bzw. zur Ile de France trotz der katastrophalen, unhygienischen Bedingungen auf den Schiffen so gut überstanden hatten, dass sie noch arbeitsfähig waren. Während sie vorm Verkauf nackt und peinlichst genau von den Plantagenbesitzern untersucht wurden, entsorgten die Sklavenhändler die Kranken und Schwachen gleich vor Ort.

Durch den Machtwechsel auf Mauritius und, 1833, die Abschaffung der Sklaverei in den Kolonien Englands wurden die Afrikaner beinahe frei, mussten wegen des gewaltigen Widerstands der mächtigen Zuckerbarone aber anschließend als »Lehrlinge« in den Plantagen weiterarbeiten - die meisten flohen.

Wer eine Plantage besaß, musste um seinen Profit allerdings nur kurz bangen: für die Freilassung der Sklaven hatten sie soviel Geld als Entschädigung bekommen, dass sie es sich leisten konnten, Kulis aus Indien zu importieren. Unter falschen Versprechungen hatten diese die ehemaligen Sklavenhändler von Indien nach Mauritius verschleppt. Als wäre dies nicht schlimm genug, halfen den Indern auch die unterzeichneten Verträge nicht weiter, da die Gerichtsbarkeit nur von Weißen angerufen werden konnte. Erinnert doch irgendwie an den Spruch mit dem Recht haben und Recht bekommen.

Frei von solchen Sorgen besuchen wir auf dem Rückweg zur Bushaltestelle die auffallende Kirche, bevor wir uns im Café Wiener Walzer zwei Stück Schwarzwälder Kirschtorte mit Latte Macchiato gönnen - es geht doch nichts über die österreichische Kaffeehauskultur!

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