»Ich bin mal gespannt, was Du über heute schreibst.« Mit einem inzwischen halb leeren Glas Cola blickt mich Annette im Café Sunbeach an. Vor uns spiegelt sich die Nachmittagssonne im Wasser der Grand Baie. Vereinzelt ziehen Schönwetterwolken über das Firmament.
Als wenn es auf dieser Insel nur sonnige Tage geben könnte. Doch wir sind immer noch auf Mauritius, als ich entgegne: »Ich schreibe: Goodlands, wieder mal so eine Top Sehenswürdigkeit.« Aber der Reihe nach!
Frühmorgens wecken uns die ersten Sonnenstrahlen des Tages. Weil unser Bad der Pension Les Buissons genau nach Osten ausgerichtet ist, flutet das Licht in die Dusche. Dass der Duschschlauch zu kurz ist, kann uns heute nicht stören. Stattdessen freuen wir uns auf ein paar Toasts zum Frühstück und wollen dann auch schon zu unserem Ausflug aufbrechen.
Nun ja, wollen ist gut. Denn leider bezieht sich der Himmel, während wir packen, und beginnt es just in dem Moment zu regnen, als ich vor die Tür trete. Zu regnen? Nein, zu schütten! Anstelle der sonst kurzen Schauer will es diesmal auch nicht gleich wieder aufhören. Als es dann doch mal nachlässt, wagen wir den Gang zur Bushaltestelle - und flüchten kurze Zeit später wieder in das Hotel.
Nochmals eine halbe Stunde später hat unser zweiter Versuch mehr Glück. Die Frage ist allerdings, wofür? Denn auch wenn Goodlands zu den Top Sehenswürdigkeiten von Mauritius zählt, gibt es in der Stadt eigentlich nichts zu sehen. Wir sind in einem der einwohnerstärksten Ortschaften im Norden von Mauritius. Billige Bauweise, aufdringliche Ladenbeschriftung und Gemüseläden in Bretterbuden prägen das Ortsbild. Einzig die Hindutempel Siva Soopramaniar Kovil und Kali Maiya lohnen die genauere Betrachtung.
Ansonsten aber müsste man sich im Umfeld von Goodlands umschauen, wo die hübschen Villen der Zuckerbarone stehen. In den 1830er Jahren entstand die erste Zuckerfabrik von James Edward Arbuthenot in Goodlands. Weitere folgten und mit ihnen entstanden die prächtigen Anwesen der Zuckerbarone. Bis 1994 stellten die Fabriken nach und nach den Betrieb wieder ein. Doch die Anwesen mit ihren Villen blieben. Doch ob das so toll ist, durch die Felder zu irren, um irgendwelchen fremden Leuten in den Garten zu glotzen?
Wir selbst würden es bei uns daheim (auch ohne prächtiger Villa) zumindest nicht mögen. Da wir auf der Busfahrt nach Goodlands außerdem unser letztes Kleingeld ausgegeben haben (eigentlich fehlten sogar vier Rupie, auf welche die Kassiererin aber verzichtet hatte), gehen wir letztendlich zum zweiten Mal in unserem Leben in einer KFC-Filiale essen, bevor wir den tristen Ort nach zwei weiteren kurzen Schauern Richtung Unglückskap, dem Cap Malheureux verlassen.