Kilometerlange Traumstrände und Palmenhaine laden bei Ahungalla - im Südwesten von Sri Lanka - zu ausgedehnten Spaziergängen ein. Krabben jeder Größe huschen vor einem her und verschwinden flugs in ihren kleinen Schlupfwinkeln im Sand. Andere flüchten ins Wasser und lassen sich von den Wellen außer Sicht spülen. Spuren wie von Fahrrädern führen vom Wasser hinauf bis zu den Palmen - es sind Einsiedlerkrebse, die gemächlich ihre Bahnen ziehen und sich gar nicht so gerne auf die Hand nehmen lassen.
Gelegentlich lassen sich die sehr viel größeren Spuren von Caretta- und Lederschildkröten entdecken. Zwischen den unzähligen Palmen erblicken wir immer wieder kleine Hütten der Fischer von Ahungalla. Sie selbst sind mit ihren Booten längst wieder auf dem Indischen Ozean. Beruhigend branden die Wellen gegen die felsigen Bereiche zwischen den kleinen Sandbuchten. Hier will ich sein, den Sonnenuntergang genießen und den Augenblick zur Ewigkeit genießen.
Weitaus weniger idyllisch sind hingegen die gefährlichen Strömungen vor der Küste, die auch gute Schwimmer große Probleme bereiten können. Ihretwegen werden vor den meisten Hotelanlagen stetig rote Flaggen gehisst, was so viel heißt wie: »Das Baden wird vom Management nicht empfohlen.«
Ins Wasser zu gehen, wird somit nicht verboten, die Abkühlung im Meer ist jedoch auf eigene Gefahr zu genießen. Um vor den Strömungen sicher zu sein, hilft es dabei leider nicht, nur so weit in den Indischen Ozean zu waten, wie man noch Boden unter den Füßen erreicht.
Einmal in eine solche Strömung geraten, muss man in erster Linie die Nerven behalten und versuchen, weiter links oder rechts wieder an Land zu kommen. Tatsächlich haben wir während unserer Woche im Heritance Hotel mehrere Einsätze des Rettungsschwimmers live miterlebt, der zwar nur einmal ins Wasser musste, dafür aber zeitweise alle Hände voll zu tun hatte, die von der Strömung erfassten Schwimmer an eine Stelle zu lotsen, an welcher sie wieder den Strand erreichen konnten.
Ist dies nicht ohne weiteres möglich und außerdem kein Rettungsschwimmer zur Stelle, nützt es allerdings nichts, gegen die Strömung anzukämpfen, sondern in so einem Fall empfiehlt es sich, sich von der Strömung tragen zu lassen. Die bisherigen Erfahrungen vor Ort sollen gezeigt haben, dass diese tückischen Querströmungen vor der Küste irgendwo aufhören. Daher soll man sich nicht in einer dieser Strömungen körperlich verausgaben, sondern lieber in Kauf nehmen, erst nach drei, vier Kilometer wieder an Land zu kommen.
In der Abenddämmerung gilt es dann, mit anzupacken, sobald die Fischer mit ihrem Fang heimkehren. Viele eifrige Hände greifen mit geübten Händen nach den langen Tauen, an welchen die Netze mit ihrer hoffentlich zentnerschweren Last hängen. Gerne dürfen hier auch Touristen helfen, den als »Dish of the day« bezeichneten Tagesfang an Land zu bringen. Nicht gering ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein paar der ins Netz gegangenen Fische schon wenig später im benachbarten Hotel aufgetischt werden.
Neben allem Essen und Trinken kann man sich im Hotel Heritance natürlich auch sportlich betätigen. Angeboten wird ein Fitnessraum, Badminton, Strandfußball, das uns unbekannte Spiel Carrom, Schach, Darts, Billard, Tischtennis, Volleyball, Wasserball, Wasser-Aerobic und Tennis. Hallo? Wir sind im Urlaub und nicht im Trainingslager. Also schnappen uns einfach die Heritance-Badetücher und sind dann auch auf dem Weg an den hoteleigenen Strand!
Am Strand müssen wir leider feststellen, dass es nicht gerade sonderlich viele Sonnenschirme gibt und scheinbar alle Liegen bereits belegt sind. Stimmt dann aber zum Glück doch nicht, denn kaum hat uns einer der Hotelstrandangestellten entdeckt, bringt er uns zwei Liegen zu einem von Bäumen leicht überschatteten Platz.
Unsere Badetücher dürfen wir aber noch nicht ausbreiten, sondern müssen kurz warten, bis der Strandjunge zwei bequeme Auflagen geholt hat. Sehr angenehm. Nun aber geschwind T-Shirt aus, schnell eingekremt und ab ins Wasser. Auf dem Weg dorthin bemerken wir die rote Flagge am Strand. Egal, hinein ins Wellenbad!
Leider kann man beim Strand von Ahungalla nicht sehr weit rausschwimmen. Das heißt, man könnte es schon, denn Hindernisse oder Seeigel und anderes Getier gibt es nicht so nah am Strand. Aber auch hier gibt es gefährliche Strömungen und bei allem Wasser, was in teils meterhohen Wellen auf das Ufer brandet, irgendwo bilden sich immer kleine, aber fiese Rückströme, die einen leicht mal ein Stück weit raustragen könnten. Querströmungen haben wir hier zwar nicht entdeckt, aber viel schwimmen im Meer waren wir ja sonst auch nie.
Dafür nämlich gibt es im Heritance den Ruhepool im hinteren Bereich der Anlage. Anders als wir es von anderen Hotels kennen, darf hier tatsächlich nicht wild herumgetobt werden, von Wasserball oder anderen solchen Spielen ganz zu schweigen. Richtig schön aber wird der Pool erst durch eine große Mangrove. Durch ihre gewaltige Krone beschattet sie einen weiten Teil der Wasserfläche. Somit ist dort auch ein längerer Aufenthalt möglich, ohne in der Sonne zu verbrennen.
Direkt neben dem Ruhepool und ebenso im Schatten, befindet sich ein kleiner Whirlpool. Ob er geheizt war oder nicht - keine Ahnung, aber das spielt bei durchgängig tropischen Temperaturen auch nicht so sehr die Rolle. Allerdings sollte man nicht so viel Essen offen am Platz mitnehmen lassen, wenn man für längere Zeit ins Wasser geht. Leider nämlich kamen wir nicht immer dazu, die kleinen putzigen Palmenhörnchen, welche sich in jedem der strohbedeckten Sonnenschirme ein Nest gebaut hatten, mit dem mitgebrachten Obst zu füttern.
Tatsächlich fanden wir einmal nur noch einen Haufen Krümel vor. Mit anderen Worten: leider hatte die Fütterung ohne uns statt gefunden - und das, wo doch Annette für jedes kleine Tierchen, was irgendwo herumturnt, die ganz eigene Leckerei vom Büfett stibitzt. Auch nicht so schön fand ich allerdings auch, dass einer dieser putzigen Nager seinen Apfel genau auf meinem T-Shirt essen musste und die Apfelstückchen dabei nur so nach links und rechts flogen. Palmenhörnchen schaffen es nämlich nicht, auch eine Kleinigkeit als Ganzes zu verzehren, sondern verstreuen das meiste beim Essen.
Weniger schön allerdings waren die zeitweise etwas aufdringlichen Strandhändler. Zwar gibt es eine unsichtbare Linie, welche sie nicht überschreiten dürfen. Aber das hindert sie kaum daran, ihre Waren, Tücher, Saris ... von Weitem lautstark anzubieten. Die meiste Zeit blieben wir zwar unbehelligt, aber einmal wurden wir bei einem Strandspaziergang den ganzen Weg über von einem grässlich Aufdringlichen begleitet.
Immer wieder versucht er, uns in einen Laden am Strand zu lotsen. Meine Frage, ob es möglich sei, ohne ihn am Strand zu spazieren, bejahte er zwar. Tatsächlich gelingt dies aber erst Minuten später, nachdem wir das Geschäft passiert haben. Für uns war allein dies Grund genug, nicht in den Laden gehen, obwohl wir uns das zunächst noch vorgenommen hatten.
Ansonsten aber haben wir die Einheimischen sehr freundlich kennengelernt. Auf der Suche nach einem Weg zur nächsten Bucht half uns eine alte Singhalesin, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Und ein paar Buben einer kleinen, im Palmenhain verstreuten Siedlung umringten uns kurze Zeit, um vielleicht ein Gummibärchen zu ergattern. Oder auch, um ein paar neue Vokabeln zu lernen. Gut, es bisschen waren es auch Rotzlöffel, die Annette unbedingt eine große tote Krabbe zeigen mussten.
Ein andermal warfen sie dann aus einem Versteck heraus Kokosnussschalen im hohen Bogen über unsere Köpfe hinweg. Und selbst beim Rückweg war dann ein junger Mann zu Stelle, der uns einen Weg zurück zum Hotel führte. Dadurch müssten wir nicht bei jemanden vorbei, den er selbst als »böse« bezeichnete. Schade nur, dass sein Weg am Schluss über einen Felsen führte, an dem Annette abrutschte und sich den Zeh aufschrammte. Aber solche Pannen kennen wir ja schon ...