Gletschertopf Scheffau

Die zwei Gesichter von Scheffau

Diese zunächst sehr gemütliche Runde führt durch die von Gletschern und Wasserkraft geformte Landschaft südlich von Scheidegg. Höhepunkte der Halbtagestour sind der Gletschertopf unterhalb von Scheffau und die tief eingeschnittenen Täler des Katzenbachs und Kesselbachs an der Grenze zu Österreich.

Relikt der Eiszeit direkt an der Straße

Per pedes oder Autostopp? Gletschertöpfe zählen zu den faszinierendsten Relikten der Eiszeit. Schade nur, dass sich der (1) Gletschertopf von Scheffau direkt an der viel (und schnell) befahrenen Straße von Weiler nach Bregenz befindet. Dies wirkt umso bedrückender, da auch der Wanderweg 250 m entlang der Straße verläuft. Wer mit Kindern unterwegs ist oder solche Straßen generell lieber meidet, empfehlen wir, bei der Anfahrt einen kurzen Stopp bei dem Geotop einzulegen. Wenn man langsam fährt, ist die Zufahrt von der Straße aus gut zu sehen. Anschließend kann man die Runde dann ab Scheffau über einen kurzen Abschnitt der »Wandertrilogie Wasserläufer« abkürzen.

Der Gletschertopf, ein Geotop aus der Würm-Eiszeit

Ob zu Fuß oder mit dem Auto, der Abstecher lohnt sich auf jeden Fall. Vor Ort informiert eine Tafel über die Geschichte des Gletschertopfs. Er entstand während der Würm-Eiszeit, als weite Teile der Alpen und des Alpenvorlands von mächtigen Eismassen bedeckt waren. Auf diesen Gletschern sammelte sich vielerorts das Schmelzwasser, bevor es in ständig wechselnden Bahnen über die Eisfläche strömte oder in eine Gletscherspalte floss und in hoher Geschwindigkeit hinunter auf den Gletscherboden stürzte. Durch den harten Wasserstrahl entstanden im Boden Löcher, in denen oft Rollsteine hängen blieben und das Gestein weiter vertieften und rundschliffen.

Da die Entstehung von Gletscherspalten eng mit dem Untergrund zusammenhängt, konnte der Gletschertopf mehrere Jahrhunderte an einer Stelle wirken. Dementsprechend fällt der Blick beim Gletschertopf von Scheffau mehrere Meter in die Tiefe. Wie weit sich das Wasser in den Kalkmergel hinein gearbeitet hat, ist durch den Wasserstand nicht zu sehen. Wohl aber sind am Rand Risse zu erkennen. Sie stammen von Sprengarbeiten zur Gewinnung von Natursteinen. Bei den Arbeiten stieß man im Winter 1896/97 auf den Gletschertopf. Danach wurden die Sprengarbeiten nur noch in größerer Entfernung durchgeführt.

Rothenbach, Leintobel und Silberdistel

Wer den Gletschertopf in die Wanderung eingebaut hat, biegt nach 200 m entlang der Staatsstraße links auf den Wanderweg am Waldrand ab. Auf den nächsten 250 m gewinnen wir auf diesem rasch einige Höhenmeter. Sowie wir den Waldstreifen erreicht haben, der sich bis hinunter an die Straße erstreckt, biegen wir rechts ab. Damit kommen wir durch die kleine, idyllische Rothenbachschlucht. Wo der Pfad in einen breiten Forstweg mündet, geht es rechts nach Siebers.

Wir indes biegen links ab und folgen der Beschilderung Richtung Lindenau und (2) Leintobel. Damit zweigen wir bald wieder vom breiteren Forstweg auf einen mit Heidelbeeren gesäumten Waldpfad ab, bevor wir weiter bergauf den Erlenhof passieren. Der Leintobelbach ist vom Weg aus nicht zu sehen. Dafür eröffnet sich uns oberhalb von Leintobel eine schöne Aussicht über die mit Wald und Wiesen reich gegliederte Landschaft.

Silberdistel-Naturlehrpfad bei Scheffau

Im nächsten Waldstück treffen wir links auf den (3) Silberdistel-Naturlehrpfad. Auf ihm vermitteln etliche Tafeln Wissen über die Vielfalt der heimischen Flora und Fauna. Ganz gleich, ob Märzenbecher, Sumpfdotterblume, Igel, Maulwurf, Kuckuck oder Rosskastanie. Vom Frühjahrsboten bis zum Baum und den Tierchen unter der Erde ist alles vertreten. Auf einer größeren Tafel sind außerdem die wichtigsten europäischen Pilzarten dargestellt. Wo der Pfad endet, biegen wir links ab und folgen der Beschilderung über (4) Hagspiel nach Lindenau. Auf dem weiteren Weg müssen wir uns entscheiden.

Wer es bei einer gemütlichen Runde belassen will, biegt beim (5) Abzweig Scheffau links ab und spaziert auf der Straße hinunter nach Scheffau. Alle anderen folgen den Wegweisern Richtung Hirschberg und kommen damit zur (6) Katzenmühle. Sie wurde erstmals 1569 urkundlich erwähnt. Bekanntester Bewohner war Pater Paschalis Schmid (1887–1957). Er war der Begründer des Priestersamstags. Damit wollte er es auch Kindern aus einfachen Familien ermöglichen, Priester zu werden. Mit der Zeit weitete sich dieses Angebot der Kirche zu einem weltweiten Apostolat des Gebets und Opfers für Priesterberufe aus.

Über den Katzensteg nach Hirschbergsau

Unterhalb der Katzenmühle ändert die Wanderung ihren Charakter. Waren wir bisher auf gut zu laufenden Wegen mit meist nur geringen Steigungen unterwegs, erfordert der steile Abstieg zum (7) Katzensteg etwas Trittsicherheit. Und Kondition: Denn sowie wir unten die Grenze nach Vorarlberg überquert haben, geht es auf dem rot markierten Weg ähnlich steil wieder hinauf nach Hirschbergsau. Grund für das schnelle auf und ab ist der Kesselbach, der sich V-förmig in das vom Gletscher geformte U-Tal eingeschnitten hat. Dafür eröffnet sich uns auf dem weiteren Weg über einen Pferdestall mit Koppel nach (8) Hirschbergsau eine grandiose Sicht auf die Berge im Bregenzer Wald.

Auf dem letzten Abschnitt können wir dann dem Westallgäuer Wasserweg (Touren 3 und 4) zurück zum Ausgangspunkt folgen. Dieser Abschnitt führt über den (9) Scheffauer Steg, bei dem es durch den Wald nochmals einige Meter bergab und, auf der deutschen Seite, wieder bergauf geht. Nachdem wir den Waldrand erreicht haben, können wir die letzten Meter ruhig angehen und auf der »Variante« ein weiteres Mal die schöne Aussicht genießen, bevor die überraschend abwechslungsreiche Runde in Scheffau endet.

Info Westallgäuer Wasserwege

Unter dem Begriff Westallgäuer Wasserwege sind 28 Wanderungen zusammengefasst, die den Wanderer zu zahlreichen rauschenden Bächen, zu Wasserfällen, aber auch durch Moore und zu idyllischen Weihern führen. Daneben steuern die Touren historische Sägen und Mühlen an und führen über Lehrpfade, die das Bewusstsein für die Besonderheiten der Natur schärfen.

Anfahrt, Anforderungen und GPS-Daten zur Wanderung

Die Anfahrt erfolgt über die B 308 von Lindau nach Immenstadt. Bei Weiler-Simmerberg nach Weiler abfahren, weiter über Bremenried bzw. die St 2001 und St 2346 nach Scheffau.
Anfahrt mit Bus und Bahn: Es bestehen Busverbindungen von Scheidegg und Lindenberg zur Haltestelle Scheffau.

AusgangspunktDorfmitte Scheffau ( 674 m)
KoordinatenN 47.54120, E 9.86470 (Parkplatz)
Gehzeit3.30 Stunden
Distanz11,5 km
Anstiege370 HM
AnforderungenT2. Bis zur Hälfte einfache Wanderung auf meist guten Wegen, die zweite Hälfte erfordert durch den doppelten Ab- und Aufstieg durchs Katzenloch und den Kesselbach etwas Kondition.
EinkehrGasthäuser in Hagspiel
GPS-DatenWanderung Gletschertopf Scheffau gpx
kml-DatenWanderung Gletschertopf Scheffau kml

Wanderkarte zur Wanderung an das Geotop aus der Würm-Eiszeit

Höhenprofil

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