Wanderung um das Massiv Puig Roig

Eine Sonntagstour mit grandiosen Panoramen

Die Sonntagstour um das Massiv Puig Roig gehört zu den Wanderklassikern von Mallorca. Uralte Olivenhaine, grandiose Panoramen an der nördlichen Meeresküste und die Höhlenwohnungen der Finca Es Cosconar machen die Wanderung zu einem unvergesslichen Erlebnis. Diese herausragende Paradetour ist jedoch nur Sonntags möglich. Da versteht es sich von selbst, dass man auf dem Rundweg nicht alleine unterwegs sein wird.

Start der Tour am Klostervorplatz von Lluc

Der Einstieg zur Wanderung um den Puig Roig erfolgt ab dem Klostervorplatz beim Wallfahrtsort Lluc. Es geht vorbei am botanischen Garten, bis hin zu einer Wandertafel. Für die Runde um das Bergmassiv biegen wir dort links ab, sodass wir wenige Meter weiter einen Sportplatz erreichen. Auf der linken Seite verlassen wir den Sportplatz. Damit überqueren wir auf einer kleinen Brücke den im Sommer oft ausgetrockneten Bach Torrent. Einen Steinwurf weiter geht der Weg in einen Pfad über, der sich durch eine steinige Felswildnis schlängelt.

Sowie der Weg flacher wird, passieren wir den Standort einer ehemaligen Köhlerei. In kleinen runden Steinhütten mit konischem Grasdach lebten damals die Köhler, die selbständig oder auch für Grundbesitzer arbeiteten. Die Nähe der einfachen Hütten zur Köhlerei musste sein. Denn sie mussten ihre Arbeit ständig im Auge behalten. Auf den runden und heute mit Moos bewachsenen Ebenen glosten damals die Kohlemeiler. Zu erkennen sind die Standorte unter anderem an den von der Kohle geschwärzten Boden.

Steine und urwüchsige Wälder bei es Pixarells

Bei einer Weggabelung folgen wir Weg Nummer 5 in Richtung Es Pixarells. Nachdem wir einen Hain mit Kiefern und Olivenbäumen durchquert haben, kommen wir zu einem ersten schönen Ausblick zum Puig Roig und seinem Nachbarberg Roca Roja. Von diesem Ausblick geht es in Serpentinen hinunter ins Tal.

Nach etwa einer dreiviertel Stunde kommen wir an einen Parkplatz, an dem ein kleiner Campingplatz angeschlossen ist. Der Aufstieg durch den Campingplatz erfolgt wild, in etwa auf der linken Seite, bis wir einen guten Steinwurf oberhalb die MA-10 erreichen. Hier biegen wir links ab und laufen ungefähr 1,7 Kilometer entlang der Straße bis zur Zufahrt der Finca Mossa.

Auch wenn sich an diesem Abschnitt ein Rastplatz befindet, ist es ein weniger schöner Teil der Tour. Deshalb beginnen die geführten Wanderungen in aller Regel beim Zufahrtstor der Finca, wo sich die Teilnehmer ganz bequem hinfahren lassen können. Damit verkürzt man die recht lange Wanderung um über vier Kilometer, verzichtet aber auch auf die hübsche Steinwildnis.

Sonntäglicher Durchgang beim Zufahrtstor der Finca Mossa

Waren uns bisher nur zwei, drei Leute auf der Strecke begegnet, so treffen wir beim Zufahrtstor zur Finca Mossa auf die erste größere Wandergruppe. Auf einem Hinweisschild lesen wir, dass es sich hier um ein Privatgrundstück handelt und der Durchgang verboten ist. Nur sonntags ist dieser ohne Fahrzeuge, Fahrräder und Hunde erlaubt. Die zeitliche Einschränkung erklärt, warum man bei solch einem Wanderklassiker nicht alleine ist.

Eine Steinpyramide mit dem Hinweis »Puig Roig«

Wir steigen neben dem Gatter über eine Behelfsleiter und lassen die noch wartende Wandergruppe zurück. Eine Betonstraße geht bald in eine Schotterpiste über und führt uns im Schatten knorriger Olivenbäume an Getreidefeldern und Wiesen vorbei. In mehreren Kurven spazieren wir auf die Finca zu. Laut unserem Wanderführer sollen wir den Hofplatz der Finca passieren und erst dann abbiegen. Aber das war einmal. Wahrscheinlich ging den Bewohnern der sonntägliche Volksmarsch direkt an ihrem Haus vorbei auf die Nerven. Heute zweigt der Wanderweg gut 100 Meter vor dem Gebäudekomplex rechts ab. Ein Schild bei einer Steinpyramide mit »Puig Roig« weist darauf hin. Dadurch müssen wir jetzt eine steile Steintreppe hinaufsteigen, bevor wir oben wieder auf den alten, gemütlichen Wanderpfad kommen.

Nachdem wir ein kurzes Stück durch einen Steineichenwald laufen, erreichen wir oberhalb der Finca einen schön aufgemauerten Weg. Wir genießen erst einmal den Ausblick auf den auffälligen Puig Major. Für nicht Schwindelfreie wird es auf dem folgenden Stück etwas heikel. Sanft geht es entlang der Felsflanke des Puig Caragoler bergauf. Der Weg ist hier an einer fast senkrechten Wand angelegt, zum Teil ausgesetzt und an einigen Stellen aufgemauert. Er ist aber recht breit und dürfte somit keinem Wanderer größere Probleme bereiten.

Übers Eselsjoch zum Pas d’en Segarra

Sowie wir das erste schwierige Stück dieser Tour gemeistert haben, erreichen wir flaches Grasgelände und den Coll des Ases, das »Eselsjoch«. In dieser breiten Senke öffnet sich erstmals der Blick hinunter aufs Meer. Von der Anhöhe aus folgen wir dem steinigen Pfad durch einen weiten Rechtsbogen in Richtung Meer. Hier sind wir ganz froh, lange Hosen angezogen zu haben, denn abgesehen von scharfkantigen Seggen ragen auch einige kratzige Büsche in den Pfad hinein.

In sanftem Auf und Ab geht es jetzt immer dem Meer entgegen. Links blicken wir hoch zur Gipfelzone des Puig Roig, während rechts unten das einsame Tal des Torrent de s'Esmorcador liegt. Aber wir bleiben immer auf dem Weg im Hang, der bei steileren Partien sicher und gut aufgemauert ist.

Die Aussicht auf den Morro de sa Vaca, das »Kuhmaul«

Kurz nach einem auffallenden Felsblock öffnet sich der Horizont. Wir haben den Pas d'en Segrarra erreicht und stehen hoch oben über der wilden Nordwestküste der Insel. Die Hälfte der Tour ist damit geschafft und die Kanzel mit dem herrlichen Ausblick bietet sich für eine Pause an. Zu unserem Glück hat eine französische Wandergruppe ihre Pause gerade beendet und finden wir ein Plätzchen mit Blick auf den Morro de sa Vaca, das »Kuhmaul«. Diese markante Halbinsel liegt nahe der Mündung des Torrent de Pareis.

Nach unserer kurzen Pause schwenkt der Weg nochmals bis an den Rand einer Steilwand; diesmal in der Flanke des Puig Roig. Rechts von uns fällt das Gelände senkrecht ab oder hängt sogar über, aber wir haben einen so herrlichen Panoramablick, dass man die Gefahr glatt vergisst. Bald ist das Steilstück überwunden und geht in schräg zum Meer abfallende Grashänge über. Schauen wir zum Gipfel, erkennen wir auch den roten Fels, der dem Puig Roig, seinen Namen »roter Berg« gibt.

Ehemals florierender Tabakschmuggel an der Nordküste Mallorcas

Langsam lassen wir den Puig Roig hinter uns und passieren seinen Nebengipfel, den Roca Roja. Der Weg ist problemlos, wir müssen nur auf einige Stolperfallen achten, da auf dem Pfad größere Steinbrocken lieben, die im hohen Gras nicht zu sehen sind. Beim Pas d´en Segarra biegt der Weg links ab. Unter uns erscheint eine verlassenen Polizeikaserne. Früher wurde von hier aus der florierende Tabakschmuggel an der Nordküste bekämpft. Schöner aber ist der Blick auf den majestätischen Puig Major im Hintergrund.

Abstieg zu den Höhlenhäusern der Finca Cosconar

Jetzt ist es nicht mehr weit zur Finca Cosconar. Wenige hundert Meter vorher müssen wir einen Hang hinabsteigen, bei dem man sich echt wundert, dass das ganze Geröll noch nicht unten liegt, so leicht, wie es rollt. Dann enden die Pfade mit Hochgebirgscharakter. Über einen breiteren Weg geht es nun bequem zur Finca. Die in eine überhängende Felswand gearbeiteten Höhlenhäuser stammen aus der Zeit der Araber und sind angeblich über 700 Jahre alt. Heute sind die urigen Felsenhäuser verlassen. Aber bei Wanderern sind sie trotzdem ein beliebter Ort zum Verweilen. Mit anderen Worten: Wer seine Ruhe haben möchte, sollte möglichst schon vorher eine Pause einlegen.

Nach der Finca Cosconar schlängeln sich kleine Sträßchen ins Tal hinab. Hier und da können gut sichtbare Abkürzungen genutzt werden. Nachdem wir einen Pinienwald durchquert haben, führt der Weg in Serpentinen weiter talwärts durch einen weitläufigen Olivenhain.

Aufstieg von Aubarca nach Lluc

Wie würden wir uns über ein Restaurant freuen!

In der Talebene angekommen, bleiben wir bis zu zwei Kilometer immer auf flachem Talgrund. Nach dem Überqueren einer Brücke erreichen wir die Häuser von Ca'n Pontico. Oh wie würden wir uns über ein Restaurant freuen. Doch dafür, dass nur einmal in der Woche Leute vorbeikommen, lohnt es sich wohl nicht, eins zu öffnen. So laufen wir noch gut eine Viertelstunde weiter durch Obst- und Olivenhaine in der Ebene und müssen mehrere Tore durch- oder überqueren, bevor es an den fiesen Aufstieg nach Lluc geht.

Kurven führen langsam bergauf und am Gut Albarca vorbei. Auch wenn das Gelände bis dahin nur schwach ansteigt, spüre ich mittlerweile jeden Schritt in den Beinen. Wir haben schon 20 Kilometer hinter uns, aber immer noch gut einen Kilometer vor uns. Das geht ganz schön an die Substanz. Und ja, da darf ich dann auch jammern. Einzig die herrlichen Rückblicke auf das Tal und das Puig Roig-Massiv lenken mich von der Strapaze auf diesem letzten Abschnitt ab. Die Straße führt bis ganz hoch zum Kloster. Zum Glück können wir an einigen Stellen die langgezogenen Serpentinen abkürzen und somit ein paar Schritte sparen.

Endlich oben angelangt, sind wir ganz schön kaputt. Die beabsichtige Besichtigung des Klosters Lluc fällt für uns damit aus. Ich mag nur noch meine Schuhe ausziehen und dann erst einmal gar nichts mehr machen. Da wir während der Tour nur kurze Pausen eingelegt haben, gönnen wir uns jedoch noch eine Rast auf der Rückfahrt nach Port de Sóller. Die Sonne scheint, wir sitzen noch eine Weile am Gorg Blau und sind zufrieden. Mit der Wanderung um den Puig Roig haben wir ein unvergessliches Erlebnis hinter uns.

Video zur Wanderung um das Massiv Puig Roig

Eindrucksvolle Wanderung ab dem Kloster Lluc durch die herrliche Landschaft rund um den Puig Roig, einem der höchsten Berge auf Mallorca.

Ausgangspunkt und Anforderung der Wanderung

Die Anfahrt erfolgt über die Ma-10 Sóller - Pollenca. Wo die Hauptverkehrsstraße rechtwinklig abzweigt, geht es (von Sóller aus gesehen) links über die Ma-2140 zum gut ausgeschilderten und gebührenpflichtigen Großparkplatz beim Kloster Lluc. Im Umfeld vom Parkplatz gibt es Möglichkeiten, Getränke zu kaufen bzw. Essen zu gehen.

Interessant sind die Parkgebühren, bei denen die erste Stunde 2,50 EUR kostet, für die zweite Stunde noch 2,8 Cent pro Minute berechnet werden und ab der dritten Stunde kostet das Ganze 0,6 Cent je Minute. Viel Spaß beim Rechnen!

AusgangspunktParkplatz Kloster Lluc (490 m)
KoordinatenN 39.8203, E 2.8843
Gehzeit7 bis 7.30 Stunden
Distanz21,2 km
Anstiegeca. 500 HM
GradT3 (Kondition, Trittsicherheit)
Einkehrauf der Strecke keine, bei Lluc
GPS-DatenWanderung Puig Roig gpx
KML-DatenWanderung Puig Roig kml

Wanderkarte Puig Roig


Höhenprofil

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