Pico | Die Ilha Montanha

Die Azoreninsel des Whalewatching

der Piquinho im Spiel zwischen Nebel und Sonne der Piquinho im Spiel zwischen Nebel und Sonne

Pico, die Ilha Montanha, ist als die gebirgige Insel der Azoren bekannt. Trotz ihrer geringen Größe findest Du hier die höchste Erhebung von Portugal. Daneben ist Pico als die Insel des Whalewatching bekannt.

Anreise ab Faial

Von der Azoreninsel Faial aus haben wir den Vulkankegel des Pico mit seinem aufgesetzten kleinen Piquinho mehrere Tage von der Ferne gesehen. Es wird Zeit, den Berg zu erklimmen. Doch zuerst müssen wir auf die gleichnamige Insel wechseln. Gerade mal acht Kilometer trennen den Fähranleger von Horta mit dem von Madalena. So nehmen auch wir die Fähre am frühen Morgen und schaukeln bei schönem Wetter über die als Kanal bezeichnete Meerenge zwischen den beiden Inseln. In Madalena nehmen wir den dritten Mietwagen unserer Reise entgegen.

Verglichen mit den ersten beiden Stationen stellt sich dies aufgrund einer verspäteten und völlig gehetzt wirkenden Vermieterin als etwas nervig heraus. Dass sie uns nur einen Unfallwagen anbieten kann, macht es nicht besser. Da die Auswahl fehlt und wir keine weitere Zeit verlieren wollen, begnügen wir uns mit der verschrammten Karre. Leider verzichtet sie außerdem darauf, uns alle benötigten Papiere auszuhändigen. Erst bei der Rückgabe erfahren wir, dass die Autovermietung auf Pico auf diese Weise ihre Kasse aufbessert.

Pico - Die »gebirgige Insel« des schweren Weines

Aber ärgern können wir uns später zu Hause. Nach der Ankunft schauen wir erst einmal, dass wir unser Gepäck beim Hotel loswerden, um gleich weiter zum Ausgangspunkt einer Küstenwanderung an der Ponta da Ilha, der schroffen Ostspitze der Insel zu fahren. Genau das ist es, was Pico ausmacht: Keine der anderen Azoreninseln ist so schroff wie diese. Pico ist die Ilha Montanha, die »gebirgige Insel«.

Daneben ist Pico die Insel des schweren Weines und die Insel der Walfänger. Von allem wollen wir etwas mitbekommen: Das tiefschwarze Vulkangestein entlang der Küste. Die steilen Flanken des Berges, die bis ans Meer hinabreichen. Und vom Walfang, der sich inzwischen zur Fotojagd dieser wunderbaren Tiere für Touristen gewandelt hat. Zuletzt vom Wein, den wir uns zum Abendessen gönnen.

Die höchste Erhebung Portugals

Mit 448 km² ist Pico die zweitgrößte Insel der Azoren. 2351 Meter Höhe machen sie zudem zur höchsten Erhebung des Archipels und zugleich des übrigen Portugals. Während Schnee auf den Azoren eher selten ist, trägt der Pico im Winter regelmäßig eine weiße Mütze. Mit über 100 Vulkanen ist der Vulkanismus auf der Insel allgegenwärtig. Wie auch auf den anderen Inseln sind die Vulkane eine ständige Bedrohung für die Bevölkerung.

Heftigere Ausbrüche haben in der Vergangenheit mehrere Auswanderungswellen der Insulaner ausgelöst. Der Vulkan Pico selbst spuckte zuletzt 1718, was die Menschen damals als einen Wutanfall Gottes werteten. Heute schläft der Berg, ist aber immer noch aktiv. So ist die aufsteigende Wärme am Gipfel immer noch zu spüren.

Rindviecher und viel Käse

Durch das gewaltige Vulkanmassiv bleibt wenig Platz für Wohnbebauung und landwirtschaftliche Ackerflächen. Somit beschränken sich die Siedlungen weitgehend auf den Inselrand. Doch für die Milchwirtschaft kann das gerodete Hochland genutzt werden. Hier entsteht die Grundlage für den Queijo do Pico, dem Käse von Sao Joao. Autofahrer müssen daher überall mit freilaufenden Rindviechern rechnen. Eine wichtige Einnahmequelle Picos ist der Weinanbau, welcher inzwischen von der UNESCO als Weltkulturerbe ausgezeichnet ist.

Auch wenn Mehltau und Rebläuse den Winzern immer wieder zu schaffen machten, wird der Weinbau trotz mühsamer Handarbeit nach wie vor gepflegt. Und setzte Herman Melville mit seinem Roman »Moby Dick« dem damals spektakulären Walfang noch ein literarisches Denkmal, so ist dieser seit 1986 verboten. Heute werden die Tiere geschützt und ist Pico die Insel des »Whalewatching« der Azoren, bei denen Besucher den Pottwal und einige andere Meeressäuger aus der Nähe beobachten können.

Hotel Aldeia da Fonte

Ruhig und landschaftlich wunderschön gelegene Unterkunft

Das Hotel Aldeia da Fonta befindet sich bei São João und Lajes nahe der Ortschaft Silveira. Es ist das kleinste Hotel während unserer Azorenreise, liegt dafür auch abseits größerer Orte sowie der südlichen Küstenstraße ER1. Dabei handelt es sich mehr um eine Ferienanlage mit einem Hauptgebäude und mehreren Bungalows, die sich von der Einfahrt bis zur steil abfallende der Küste in einem großzügig gestalteten Garten verteilen. Schon der erste Eindruck mit dem vielen Grün ist richtig schön.

Das viele Grün, die kleinen, schlecht isolierten Gebäude und die nahe Küste bringen aber auch das Manko mit sich, dass es hier recht feucht ist. Was das bedeutet, merken wir in unserem Zimmer (Nr. 24 b). Es befindet sich in einem der unteren Gebäude. Der Raum ist wesentlich kleiner als die Zimmer, die wir auf São Miguel und Faial hatten und leider außerdem sehr muffig. Auch wenn wir grundsätzlich gegen Klimaanlagen sind, wäre es von Vorteil, wenn zumindest ein Raumentfeuchter installiert wird.

Frühstück und Abendessen im Hotel Aldeia da Fonte

Das Frühstück ist dafür am nächsten Morgen umso so besser und sehr gemütlich. Zur Auswahl stehen auch hier wieder mehrere Sorten Marmelade, Käse, Wurst und Müsli, dazu Kakao, Tee oder Kaffee. Da wir zu den ersten Gästen zählen, bekommen wir außerdem nach einer halben Stunde ein frisch zubereitetes Rührei. Wie beliebt dies ist, zeigt sich, als die deutsch sprechende Bedienung in den Frühstücksraum tritt, fröhlich »Rührei« ruft und ihr die Männer einer nach dem andern folgen.

Abends wird à la carte bestellt. Die Auswahl ist reichlich, aber nicht übertrieben. Sehr empfehlen können wir hier die Melone mit Schinken als Vorspeise. Nach einer längeren Wanderung ist das einfach nur super-lecker. Ansonsten ist es an warmen Tagen richtig schön, den Abend auf der von Bäumen überstandenen Terrasse bei gutem Essen und einem Glas Wein ausklingen zu lassen. Wir zumindest haben uns rundum wohl gefühlt, auch weil es durch die abgeschiedene Lage ruhig zugeht.

Ein Meeresschwimmbecken beim Hotel Aldeia da Fonte

Der Pool des Hotels ist hingegen echt der Hammer. Warum, sehen wir, als wir den Schildern durch den Garten an den oberen Rand der Küste folgen. Ab dort geht es über Treppen gefühlte 50 Meter hinunter ans Meer, wo dann auch der letzte Gast merken sollte, dass es sich bei dem Pool um ein Meeresschwimmbecken handelt.

Ob man da wirklich hineinhüpfen muss, wenn die Wellen des Meers gegen die schroffen Felsen klatschen? Da es keinen Strand gibt, verzichten wir vorsichtshalber auf den Sprung in die Fluten. Weitaus sicherer dürfte da die Sauna sein, in deren Genuss wir durch unsere langen Wanderungen allerdings auch nicht kamen. Dafür flattern uns im Garten viele Fledermäuse um die Ohren.

Nachtrag: Inzwischen gibt es einen richtigen Pool mit Meerblick. Laut Info lässt das Hotel jedoch den Zugang zur geschützten Meeresbucht verfallen.

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