Die Runde auf den Bschießer ist konditionell anspruchsvoll. Es ist jedoch möglich, auch nur bis zur Zipfelsalpe zu wandern. Auch sie ist durch ihre herrliche Lage ein beliebtes Ziel. Andererseits bietet sich an, die Runde über einen Umweg auf den Ponten um einen weiteren Gipfel zu bereichern.
Eindrücke der Zipfelsbach-Wasserfälle oberhalb von Hinterstein. Nach den Aufnahmen der unteren und der Hauptkaskade sind wir hoch zu den oberen Wasserfällen gewandert.
Hinterstein zählt zu den beliebtesten Ausgangspunkten für Touren in den Allgäuer Alpen. Gründe hierzu gibt es genug: die gute Erreichbarkeit mit dem Auto, die Lage in einer Sackgasse und das damit einhergehende Fehlen von Motorradlärm sowie natürlich die zu allen Seiten hin traumhafte Bergkulisse. All dies hat seinen Preis. So hat die Gemeinde Hindelang die Parkgebühren auf zehn Euro, Stand 2021, erhöht und gilt auf den Rettungszufahrten ein absolutes Halteverbot. Klingt derb, anders aber scheint ein Verkehrskollaps in Hinterstein unabwendbar. Zugleich bietet die Gemeinde Alternativen an. So können Tagestouristen im Ort entlang der Alpenstraße sowie am Busbahnhof von Bad Hindelang kostenlos parken. Ab dort geht es im Halbstundentakt zu den Haltestellen in Hinterstein. Für Übernachtungsgäste von Bad Hindelang bzw. Inhaber der Allgäu Walser Card ist die Fahrt kostenfrei.
Zipfelsbach und Aufstieg auf den Ponten
Ab dem Wanderparkplatz Auf der Höh laufen wir zunächst zurück bis zum Bergsteigerhotel Grüner Hut. Die Zipfelsalpe ist dort schon angeschrieben. Damit geht es auf dem weiß-rot-weiß markierten Bergweg um das Hotel herum. Bei der Gabelung halten wir uns links, sodass wir dem hier sachte ansteigenden Pfad in Richtung Wasserfälle folgen. Kurz nachdem ein vom Köpfle kommender Wanderweg auf unseren trifft, überqueren wir den Illesbach. Der über unzählige Zwergkaskaden rauschende Wildbach gibt einen ersten Vorgeschmack auf den Wasserfall vor uns.
Nach weiteren 500 Metern haben wir den Zipfelsfall oder auch Wasserfall Zipfelsbach erreicht. In mehreren Stufen stürzt der Zipfelsbach rund 300 Meter in die Tiefe. Mit dieser Fallhöhe wird auch der Seebach-Wasserfall im Oytal bei Oberstdorf angegeben. Übertroffen werden beide nur vom Röthbachfall südlich des Königssees. So gesehen blicken wir hier auf den zweithöchsten Wasserfall Deutschlands. Von der Brücke ist die Hauptfallstufe über den Zipfelschrofen sehr gut einzusehen. Weitere, kleinere Fallstufen befinden sich sowohl oberhalb des Zipfelschrofens als auch direkt unterhalb des Wanderwegs. Jenseits der Brücke ist der Zugang ans Becken möglich, sodass wir das Naturschauspiel aus nächster Nähe genießen und auf uns wirken lassen können.
Wenige Schritte weiter biegen wir rechts zur Zipfelsalpe ab. Nach mehreren Kehren folgt ein längerer gerader Abschnitt, an dessen Ende die Bäume die Sicht zum Hindelanger Breitenberg (Aussicht Breitenberg) freigeben. Von dort kehrt der Weg zurück an den Bach zum Zipfelschrofen, von wo die oberen Kaskaden des Wasserfalls einsehbar sind. Über weitere Kehren verlassen wir schließlich den Bergwald und öffnet sich vor uns die Sicht über den Grashang des Stuibenkopfs sowie rund um der Zipfelsalpe. Auf dem Weg dorthin flacht sich der Pfad ein wenig ab, sodass wir nun gut vorankommen. Zugleich können wir uns über eine zunehmend bessere Sicht nach Süden zum Gebirgszug mit dem Breitenberg und der Heubatspitze sowie links davon über die Daumengruppe bis zur Gipfelreihe der Pfannenhölzer freuen.
Schließlich queren wir den Zipfelsbach und nehmen die letzte Wegbiegung hoch zur Zipfelsalpe. Auf 1526 Meter über dem Meer besticht diese mit ihrer Lage in einem malerischen Kessel. Während des Sommers leben rund 200 Stück Vieh auf der Alpe. Als Wanderer können wir uns über hausgemachte Brotzeiten, Kaffee und Kuchen sowie auch kühle Erfrischungsgetränke freuen. Letztere braucht es auch. So haben wir im Anstieg zur Alpe bereits über 700 Höhenmeter geleistet. Das ist zumindest mehr als die Hälfte der Höhendifferenz. Sowie wir uns wieder aufraffen können, folgen wir dem Bergweg am Stallgebäude vorbei bis zum Übergang über den Iseler zur Iselerbahn sowie zur Wannenjochbahn von Schattwald auf Tiroler Seite der Bergkette. Beide Bergbahnen bilden alternative Ausgangspunkte für die Wanderung zur Zipfelsalpe.
Für den Aufstieg auf den Bschießer biegen wir rechts ab. Im unteren Bereich führt der Pfad über eine offene Grasflanke. Dann wird das Gelände steiniger, schroffer und ändert sich an der Grenze zu Tirol die Beschilderung. Die im Allgäu üblichen weiß grundierten Wegweiser werden von den gelben Schildern Tirols abgelöst. Außerdem ist nicht mehr vom Bschießer, sondern vom Bscheisser die Rede. Sei es drum. Wir erfreuen uns im weiteren Anstieg an der Aussicht über die Wanne der Stuibenalpe. Über die Häuser von Schattwald hinweg reicht der Blick zum Schönkahler und Pirschling sowie, rechts davon, zum Einstein. Sein Gipfel verdeckt den Übergang vom (Pfrontner) Breitenberg zu den beiden Gipfeln des Aggensteins. Mit diesem tollen Eindruck nehmen wir die letzten 200 Höhenmeter hoch zum Gipfel des Bschießer. Der Name des Bergs besagt, dass mit häufigem Steinschlag und herab schießenden Lawinen zu rechnen ist. Zwei weitere Allgäuer Berge, auf die das zutrifft, sind der Fürschießer und der Schüssen.
Der anschließende Abstieg erfolgt auf Tiroler Seite zunächst einige Meter bergab, dann zurück an die Grenze zum Joch zwischen Bschießer und Ponten. Bereits wieder im Anstieg haben wir die Wahl: wer jetzt schon spürt, dass er mit seinen Kräften haushalten sollte, nimmt am besten den direkten Weg zum Zirleseck. Alle anderen empfehlen wir den Pfad hoch zum Ponten. Nach gut 100 Höhenmetern ab dem Abzweig ist der Gipfel erreicht. Der Zugang zum Gipfelkreuz erfolgt über einen schmalen Grat. Die Aussicht zu den Tannheimer Bergen ist aber auch vorher schon fantastisch. Ostnordöstlich wird diese von der Rohnenspitze bestimmt. Folgen wir dem Grat weiter nach Südosten, sehen wir zum Geißhorn und – südlich davon – zum nur wenige Meter niedrigeren Rauhhorn. Der Abstieg erfolgt auf der Südseite vom Ponten, wo wir nach wenigen Kehren links dem Grat bis zum Zirleseck folgen. Ein 250 Meter langer Abstecher führt dort zur idyllisch an der Bergflanke gelegenen Bergwacht-Hütte.
Für den weiteren Abstieg nehmen wir die kurze Passage zum Köllesattel, wo wir links abbiegen und dem Pfad über einige Stufen und Kehren hinunter zur Willersalpe folgen. Die Sennalpe bietet von Anfang Juni bis in den Oktober hinein 30 Matratzenlagerplätze und ist ein beliebter Ausgangspunkt für Touren auf das Geiß- und Rauhhorn sowie auch zum Schrecksee – einem der meist besuchten Geheimtipps im Allgäu. Ab der Hütte führt der Wanderweg in westlicher Richtung am Kreuzbichel vorbei in den Wald. Sowie wir den Willersbach nahe dem Willersbach-Fall gekreuzt haben, halten wir uns beim nächsten Abzweig links und nehmen nun den direkten Weg zum Parkplatz Auf der Höh. Zurück in Hinterstein, können wir dann zurecht stolz auf die eigene Leistung sein und auf eine tolle Tagestour voller herrlicher Aussichten zurückblicken.
Ab Sonthofen über die Östliche Alpenstraße / B 308 nach Bad Hindelang, weiter über die OA 28 nach Hinterstein zum Parkplatz Auf der Höh. Während der Hochsaison empfehlen wir, bereits in Bad Hindelang zu parken und ab dort den Bus zu nutzen.
Anfahrt mit Bus und Bahn: Ab Bad Hindelang fährt die Linie 49 zur Haltestelle Hinterstein Grüner Hut.
Ausgangspunkt | Bad Hindelang, Parkplatz Auf der Höh im Ortsteil Hinterstein |
Koordinaten | N 47.4745, E 10.416 |
Gehzeit | 7-8 Stunden |
Distanz | 14,3 km |
Anstiege | 1400 HM |
Anforderungen | Konditionell sehr anspruchsvolle Wanderung, technisch jedoch gut machbar. Der lange Anstieg wird durch eine etwas flachere Passage auf der Zipfelsalpe unterbrochen. |
Einkehr | Zipfelsalpe, Willersalpe |
GPS-Daten | Wanderung Bschießer gpx |
kml-Daten | Wanderung Bschießer kml |