Improvisation auf Kuba

Resümee nach drei Wochen Autorundreise auf der Insel

Für eine erfolgreiche, individuelle Rundreise ist eine gute Planung unerlässlich. Dies gilt insbesondere dann, wenn das Programm so voll ist, dass selbst die dafür veranschlagten drei Wochen eher knapp bemessen sind. Dementsprechend viel Zeit hatten wir in die Vorbereitung unserer Kubareise gesteckt.

Vor Ort war dann schon kurz nach der Ankunft klar, dass Kubaurlauber noch etwas unbedingt mit auf die Reise in die Karibik nehmen sollten: ein hohes Maß an Geduld und die Fähigkeit zur Improvisation. Denn nach der jahrzehntelangen Planwirtschaft sowie der Handelsbeschränkungen gegen Kuba ticken die Uhren hier immer noch anders.

Wenn man längere Zeit warten muss - etwa weil die Arbeitszeit der Putzfrau mit der offiziellen Öffnung der Autovermietung beginnt - oder etwas nicht da ist (der RUM ist leer ...), dann darf man das nicht als persönlichen Angriff werten. Vielmehr ist es so, dass die Kubaner es (noch) nicht anders kennen, sie dafür aber Zeit haben, von der wir nur träumen können. Sobald man aber gelernt hat, damit umzugehen, klappen dafür selbst die Dinge, die woanders gut vorbereitet werden müssen.

So hatte sich für uns die Frage, wie wir unser Wunschprogramm im Viñales-Tal umsetzen, bereits vor der Ankunft im Hotel Rancho San Vicente erledigt. Ebenfalls in Viñales brauchten wir gar nichts sagen, dass uns mit dem abgefallenen Scheibenwischer geholfen wurde. Es ist einfach so: wenn sich fünf Kubaner am Kopf kratzen, dann findet auch einer die Lösung für das Problem. Und wenn die Agentur in Bayamo wegen Renovierung geschlossen ist, dann fährt man eben ohne Anmeldung in die Sierra Maestra.

Improvisation durch Handelsembargo

Tatsächlich haben die Kubaner durch die staatlich gesteuerte Wirtschaft und dem Handelsembargo drei Sachen gelernt: Improvisation, gegenseitige Hilfe und, damit verbunden, wie wichtig Kontakte zu anderen sind. Der Buschfunk funktioniert und jeder kennt irgendwo jemanden, der einem weiterhelfen kann. Wer erst vor Ort nach Unterkünften schauen will, kann darauf setzen, dass er von einem Casa Particular zum nächsten vermittelt wird.

Auch wenn wir schon Hotels gebucht hatten, war es für uns eine schöne Überraschung, beim Embalse Hanabanilla sofort jemanden an der Hand zu haben, der uns den tollen Ausflug über den großen See ermöglicht hat. Zuletzt war es eine Hotelangestellte im Club Amigo Atlantico, die zu unserer fehlenden und eigentlich kostenpflichtigen Hummer-Essen-Reservierung einfach bemerkte: »Kein Problem, ich lade Euch heute Abend ein.«

Die zwei Gesichter von Kuba

Als Folge blicken wir nach unserem Inlandsflug von Holguín nach Havanna auf eine Autorundreise mit zwei völlig unterschiedlichen Gesichtern zurück. Das eine ist hässlich, versucht uns gleich bei der Ankunft beim Geld wechseln zu betrügen, hat kein Hotel für uns und brockt uns bei der Fahrt durch Havanna zwei Wegelagerer ein, die mit der Unsicherheit der ortsunkundigen Urlauber fett Kasse machen.

Das zweite ist freundlich, ermöglicht uns zahlreiche nette Begegnungen und beschert uns unerwartete Aufmerksamkeiten. Insbesondere in den Paladares fühlten wir uns stets willkommen und waren die Menschen stolz darauf, uns etwas bieten zu können. Das gilt auch für die meisten Hotels unserer Rundreise. So hatten wir weder mit dem Weinpräsent zum Heiligabend, noch mit dem Geschenkkorb zu Silvester gerechnet.

Passend dazu ist dann auch das Wetter am letzten Tag unserer Reise. So durchkreuzt zunächst ein heftiger Gewitterschauer unsere Pläne, vormittags nochmals ausgiebig spazieren zu gehen. Dann aber reißt irgendwann die Wolkendecke auf und lacht wenig später die Sonne vom strahlend blauen Himmel. Als wenn sie uns sagen will: »Auf jetzt! Nutzt die Gelegenheit und ihr werdet gerne an Kuba zurückdenken.«

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