Schlammvulkan El Totumo

Jungbrunnen der Kolumbianer

Nachdem wir den Morgen damit verbracht hatten, Faultiere in Cartagenas Bäume zu suchen, sind wir nun wieder mit einem größeren Reisebus unterwegs. Diesmal mit ausreichend Platz für alle samt Gepäck und Reiseleiter. Zum Glück, denn auch die heutige Fahrt ist recht lange.

Doch schon nach anderthalb Stunden haben wir die erste Sehenswürdigkeit des Tages erreicht. Wir steigen ein Stück vor unserem Ziel aus, um einen besseren Blick auf das seltsame Gebilde in der Landschaft zu bekommen: den Schlammvulkan El Totumo.

Am Fuße des Vulkans drängen sich eine größere Gruppe an Allradfahrzeugen und ein Bus. Wir kommen gerade rechtzeitig. Denn die meisten von ihnen sind gerade im Aufbruch. Bei ihrer Abfahrt wirbeln die Geländewagen zwar noch eine Staubwolke auf.

Sowie sich diese lichtet, bekommen wir jedoch freien Blick auf einen Kegel, der einem riesigen Termitenhügel ähnelt. Eine bunte Holztreppe führt hinauf. Schauen wir mal, was uns am oberen Ende erwartet.

Ein Schlammbad im Krater des El Totumo

Zuvor aber muss Cilfredo für alle die Eintrittskarten lösen. Denn nur damit wird man auf den Top des Vulkans gelassen. Das Ticket eröffnet uns außerdem die Möglichkeit, ein Schlammbad zu nehmen. Auf der Insel Pulau Tiga bei Borneo haben wir auch im Schlamm gebadet.

Dazu allerdings sollte die Infrastruktur rund um den Vulkan deutlich einladender aussehen. Zudem liegen noch mehrere Stunden Fahrt vor uns, bis wir unsere Strandresidenz in Palomino erreichen. So also begnügen wir uns mit dem Aufstieg, der steil nach oben führt.

Auf dem Gipfel angelangt, erwartet uns eine Überraschung. In einem mit Holzbohlen verstärkten Becken suhlt sich gerade eine Gruppe junger Kolumbianerinnen, die um die Wette kichern. Drum herum verläuft ein schmaler Pfad, der sich augenblicklich mit uns Touristen füllt. Eilig werden ein paar Schnappschüsse geschossen und muss man aufpassen, beim Gedränge um den vermeintlich besten Platz nicht in ein Schlammloch zu tapsen. Wir indes lassen es ruhig angehen.

Nach unserer Erfahrung verschwinden unsere Mitstreiter sehr bald wieder, weil sie Kaffee und Essen oder ein Klo suchen. Genauso ist es. Nach der kurzen Hektik sind wir wieder alleine mit den mit Schlamm verschmierten Kolumbianern auf dem Gipfel. Lediglich ein Aufpasser bleibt und putzt den Mädels immer wieder die graue Masse aus den Augen. Und das braucht es auch, bei den wilden Faxen, die im Schlammbad gemacht werden.

Die Sage mit dem Priester und dem Werk des Teufels

Der Vulkan funktioniert eigentlich nur, wenn es hin und wieder regnet. Dann wird der Schlamm im Krater des El Totumo durch Methangase nach oben transportiert. Um nicht auf dem Trockenen zu sitzen, wird längst mit einer künstlichen Wasserzufuhr nachgeholfen. Dadurch hat sich bisher ein Kegel von 15 Metern Höhe gebildet. El Totumo ist so zwar der kleinste Vulkan des Landes. Trotzdem aber gibt es eine Sage dazu. Laut den Überlieferungen spuckte der Vulkan einst Feuer, Lava und Asche. Für einen Priester war es das Werk des Teufels.

Mit Weihwasser versuchte der gottesfürchtige Mann, den Teufel zu verbannen. So verwandelte er die Lava in Schlamm, dem seither eine heilsame Wirkung zugesprochen wird. Tatsächlich lässt sich am Rande des Getümmels ein älterer Mann gerade eine Schlammmassage über sich ergehen. Ob das so erholsam ist, mögen wir nicht beurteilen. Auf jeden Fall aber ist es spaßig hier oben und nehmen wir eine ganze Reihe schöner Eindrücke mit, eh wir uns von den fröhlich winkenden Mädels verabschieden.

Wer sich das Bad im Vulkan gönnt und den Schlamm wieder loswerden möchte, muss vorsichtig, ohne auf den glitschigen Stufen auszurutschen, den Vulkan hinabsteigen. Vom Fuß des Vulkans trennt einen ein kurzer Spaziergang bis zu einer Lagune.

Dort angekommen, muss man sich nur noch trauen, durch den Gürtel an Schwimmkraut zu waten. Dann aber kann man sich die graue Pampe wieder abwaschen. Und wer weiß? Vielleicht erlebt hier so manch einer seinen Jungbrunnen und steigt 20 Jahre jünger wieder aus dem Wasser heraus?

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