Am nächsten Tag steht eine lange Fahrt auf dem Programm. Es sind zwar nur rund 270 Kilometer bis nach Tatacoa. Doch schlechte und kurvenreiche Straßen vom hohen Gebirge zur tiefer liegenden Wüste erlauben nur ein langsames Vorankommen. Von der Candelaria südlich aus Bogota hinaus zu kommen, geht zumindest schneller als die Fahrten zwischen dem Zentrum und dem Norden der Stadt.
Umso erstaunter sind wir, als wir nach knapp einer Stunde Fahrt schon die erste Pause einlegen. Bei Granada halten wir bei einer schnöden Autobahn-Raststätte mit mehreren Bäckereien. Dass wir vor Kurzem erst gefrühstückt haben, scheint nur uns vom Essen abzuhalten. Die anderen können den Torten und Arepas, oder zumindest der nächsten Tasse Kaffee nicht widerstehen.
Rund eine Dreiviertelstunde später aber geht es endlich durchs Gebirge und wandeln sich die nächsten Stopps von verfressen zu aussichtsreich. In Chinauta blicken wir von einem Mirador ins Tal des Río Panches
und etwas später halten wir an der so genannten Teufelsnase am Río Sumapaz. Beides sind Flüsse, deren Wasser sich später mit dem Río Magdalena vereinen. Und diesem Fluss oder Strom begegnen wir ab Girardot sowie fortan während der Rundreise immer wieder.
Zur Mittagszeit erreichen wir Espinal. Zeit zum Essen? Was sonst! Aber es bietet sich ja an. Denn eine Spezialität von Espinal ist Lechona. Das beliebte kolumbianische Gericht ähnelt unserem Spanferkel. Ein Schwein wird mit Gemüse gefüllt und für etwa zehn Stunden gegrillt.
Rings um den Parque Mitológico gibt es mehrere Restaurants, vor denen die Schweinchen lecker duftend schmoren. Außerdem haben wir inzwischen einiges an Höhe verloren. Hier auf etwa 250 Meter über dem Meer ist es richtig warm, womit unsere Jacken und Halstücher vorerst ausgedient haben.
Wir verzichten aufs Mittagessen und spazieren stattdessen durch den Park. Wie sein Name verspricht, befasst er sich mit der Mythologie des kolumbianischen Hochlands. Hier stehen Figuren von Mohan, La Lavandera, La Patasola, La Candileja, La Madre de Aqua, Poira, Mula Retinta,
Pájaro Silbador, Pilifauna, Madre Monte und einige mehr. Über sie gibt es Geschichten und Legenden, die durch mündliche Überlieferungen von einer Generation zur nächsten weiter getragen wurden. Allerdings könnten die Figuren allesamt einen neuen Anstrich gut gebrauchen.
Was der Parque Mitológico zu unserer Überraschung außerdem hat, ist Internet. Es gibt gratis WiFi im Park und gegen leere Akkus sind an einer Station gleich mehrere Stromanschlüsse für verschiedene Kabel installiert. Was für ein Fortschritt, der in Deutschland erst noch Schule machen muss.
Aber wir erkennen auch immer wieder die Armut im Land. Denn auch hier schlafen Menschen im Freien. Die Einheimischen scheinen es gewohnt zu sein und nehmen ihre Mitbürger wohl kaum noch zur Kenntnis. So vergeht die Zeit in Espinal wie im Flug, bevor wir die nächsten vier Stunden Fahrt in Angriff nehmen.