Eine lange Fahrt haben wir heute durch den Namib-Naukluft Park. Über die »36« und die C14 fahren wir weiter in Richtung Norden bzw. später nach Nordwest an die Küste Namibias. Der erste Zwischenhalt ist bei der Solitaire Lodge. Die Wracks alter Autos, eine längst ausgediente Zapfsäule und riesige Kakteen verbreiten Wildweststimmung.
Daneben bietet ein Laden Getränke, Backwaren, Knabbersachen und eine große Auswahl an Büchern und Souvenirs. Die Lodge selbst wirkt nicht so einladend wie die Namib Desert Lodge und ist eher für Urlauber ohne Zeit gedacht. Denn direkt dahinter befindet sich die Landebahn für Flugreisende.
Wenige Kilometer weiter ist bereits der zweite Stopp des Tages. »Wir sind hier am Wendekreis des Steinbocks«, erklärt Sydney. Aha. Was aber ist der Wendekreis des Steinbocks? Ich denke mir ja noch, dass dies der Südliche Wendekreis sein könnte, aber sicher bin ich mir nicht. Leider, denn genau das ist es.
Und wären wir darauf gekommen, dass es weiter nördlich den Wendekreis des Krebses gibt, hätten sich alle weiteren Fragen im (Namib-) Wind zerschlagen. Außer vielleicht Annettes: »Wieso kann man nicht einfach hinschreiben, dass dies der Südliche Wendekreis ist?« Zumindest steht hier ein Schild mit der Aufschrift »Tropic of Capricorn« einsam in der Landschaft.
Dann aber geht die Fahrt quer durch den Namib-Naukluft Park und wird die Landschaft immer karger. Und doch sehen wir ausgerechnet hier immer wieder Strauße, Oryx Antilopen und in der Ferne sogar eine Herde Bergzebras.
Im Unterschied zu den »normalen« Zebras fehlt bei ihnen der graue Schatten zwischen den schwarzen Streifen. Wieder was gelernt. Denn dass die Zebras bei uns im Zoo einen Schatten auf dem Weiß haben, ist uns bisher noch nie aufgefallen.
Kurz nachdem uns eine weitere Herde Gemsböcke ihren Allerwertesten entgegenstreckt, kommen wir an den Rand der Blutkuppe. Hier befindet sich ein Deutscher Soldatenfriedhof. Seinen Namen hat der Granitberg jedoch von roten Einschlüssen im Gestein.
Aber Vorsicht ist geboten. Durch die großen Temperaturunterschiede zerplatzt der Granit auf der Oberseite. Viele Platten liegen dadurch nur sehr locker auf dem Untergrund.
Im Gegensatz zum Fish River und Sesriem ist der Kuiseb-Canyon keine richtige Schlucht. Auf der Fahrt dorthin erfahren wir, dass das an der Sprache der San liegt, welche für Schlucht, Klamm und Tal dasselbe Wort nimmt.
Wohl aber kommen wir durch eine Hügellandschaft, die uns immer neue Einblicke über die vielen Kuppen und Seitentäler gibt. Und außerdem zu zwei Kudus, welche wenige Meter von der Straße entfernt wie bestellt in der Landschaft stehen. Wow! Damit hatten wir nicht gerechnet.
Auf einer Anhöhe hält Jayjay den Bus schließlich. Es ist windig. Um nicht zu sagen, uns fegt ein Sturm um die Ohren.
Das jedoch kann uns nicht daran hindern, unseren Blick bis in die Weite der Namib schweifen zu lassen.
Was wir nicht wissen: während wir oberhalb des Kuisebs stehen, befördert der Ostwind Tonnen an Staub und Sand aus der Wüste bis nach Swakopmund.
Einst war die karge Gegend am Kuiseb Zuflucht für die Geologen Henno Martin und Hermann Korn. Beide wollten am Völkermord der F*sch*st*n nicht teilnehmen. Um selbst vor Verfolgung sicher zu sein, zogen sie sich hierher zurück und flüchteten, als sie interniert werden sollten.
Als der Kuiseb bei Carp Cliff austrocknete, mussten sie diese Stelle nach 2,5 Jahren allerdings wieder verlassen und eine neue Zufluchtsstätte suchen.
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