Fossilien und Ammoniten begegnen uns auch bei unserem nächsten Stopp beim Kloster Santo Ecce-Homo. Das 1620 nach spanischem Vorbild auf einem Hügel erbaute Kloster liegt circa sechs Kilometer von Villa de Leyva entfernt und gehört zu den Nationaldenkmälern Kolumbiens. Das von außen schlicht wirkende Gebäude aus Stein und Ziegel wurde einst von Dominikanermönchen erbaut. Es besteht im Wesentlichen aus einem Kreuzgang, einer Kirche und einem Friedhof sowie mehreren Gebäuden auf der Ostseite des Platzes.
Die Kirche und der Friedhof gelten dabei als Beispiel der Mudéjar-Kunst in Neugranada, also dem spanischen Vizekönigreich in Südamerika. Typisch für die spanische Architektur ist der hübsche Innenhof mit zentralem Brunnen. 33 Säulen, welche das Dach des Kreuzgangs stützen, stehen für die Lebensjahre Jesus. Der Kreuzgang selbst umfasst vier Galerien und besitzt Elemente der Renaissance. Die Böden schließlich sind mit Steinen der Umgebung gepflastert, weshalb bei genauem Hinsehen auch hier wieder Fossilien zu entdecken sind.
Lange Zeit wurde das Kloster von Santo Ecce-Homo vernachlässigt. Blutige Unruhen, Bürgerkrieg und Guerillas waren ein Grund, warum sich niemand mehr um die Gebäude kümmerte. Umwelteinflüsse, Plünderungen und Zerstörungen trugen das ihre dazu bei. Doch die Dominikanermönche gaben ihr Kloster nicht verloren.
In den Jahren zwischen 1965 und 1972 setzten sie sich wieder für ihr altes Kloster ein. Mit unermüdlicher Anstrengung und leidenschaftlichem Eifer restaurierten sie das Gemäuer. Ihr Ziel war es, eine Ruhestätte für Geist und Körper zu errichten.
Prunkstück des Klosters ist der vergoldete Hauptaltar in der Kapelle. Geziert wird dieser von einem Ecce-Homo-Bild, das den gekreuzigten Jesus zeigt. Doch die Besonderheit befindet sich bei einem Altar im Seitenschiff. Ein Wandgemälde zeigt eine Christusdarstellung, deren Augen sich zu öffnen und zu schließen scheinen, je nach dem Blickwinkel.
Um diesen Effekt zu erkennen, braucht es allerdings eine gute Portion Fantasie, zumal sich in dem Bild vorzugsweise dann etwas Helles spiegelt, wenn man endlich den richtigen Blickwinkel gefunden zu haben glaubt. So meinen wir zwar, den Effekt erkannt zu haben. Aber da wir schon entsprechend darauf geimpft waren, bleibt ein kleiner Zweifel.
Landesweit Schlagzeilen machte das Kloster 2007. Auslöser war ein Wettbewerb der Zeitung El Tiempo, der darauf zielte, die sieben Wunder Kolumbiens zu definieren. Am Ende musste der Convent zwar dem San Agustín Archäologischer Park und sechs weiteren Stätten den Vorrang einräumen, immerhin aber war man im Finale vertreten.
Direkt neben dem Kloster lohnt es sich, einen Blick in den kleinen Friedhof zu werfen. Alte, schiefe Kreuze und mit weißen Lilien bepflanzte Gräber verleihen dem Ort etwas schaurig-mystisches. So lassen wir die Szenerie bzw. diesen kolumbianischen Lost Place gerne eine Weile auf uns wirken, bevor es auf die lange Fahrt zurück nach Bogota geht.