Grabhügel im Park Alto de los Ídolos

und die größte Figur aus der San-Agustín-Kultur

Nach der Panelafabrik halten wir kurz in Obando. Eigentlich sollten wir uns mit Getränken eindecken. Stattdessen lenkt ein Grill unsere Aufmerksamkeit auf sich. Anstatt der Hähnchen drehen hier gerade mehrere Meerschweinchen am Spieß ihre Runden.

Was auf uns befremdlich wirkt, ist in Südamerika ganz normal. Ich halte mich trotzdem weiterhin lieber an Fisch. Und Lars? Unterstellen wir ihm mal, dass neben Kaninchen auch Meerschweinchen vor ihm sicher sind.

Kurz nach Obando wissen wir auch, weshalb wir heute mit dem geländegängigen Chiva unterwegs sind. Wir holpern gewaltig über die Piste und erreichen bald eine niedrige Bücke, bei der wir einen Zulauf des Rio Magdalena überqueren.

Unser nächstes Ziel ist der archäologische Park Alto de los Ídolos. Er gehört zur Gemeinde Isnos, ist aber auch Teil des archäologischen Parks von San Agustín.

Vor Ort steht der nächste Spaziergang an. Denn Alto de los Ídolos besteht aus sieben Grabhügeln. Zwischen 1000 v. Chr. und 1530 n. Chr. entstanden hier für Bestattungsrituale zwei vom Wald getrennte Plateaus.

Die Bewohner haben damals Hügel abgetragen und Täler aufgefüllt, sodass eine hufeisenförmige, flach abfallende Wiese entstand. Auch wenn es nicht auf Anhieb zu erkennen ist, wurden auf diese Weise beide Plateaus miteinander verbunden.

Alto de los Ídolos besitzt die höchste Dichte an Gräbern und Statuen in der Region. Es wurden mehrere monumentale Gräber aus Steinplatten errichtet. Einige von ihnen beherbergen Sarkophage und Grabkorridore, die von Steinskulpturen bewacht werden.

Die Grabstätten selbst wurden schließlich mit Erde bedeckt, wodurch künstliche Hügel entstanden. Nach den archäologischen Studien bildete diese Stätte zugleich das politische Zentrum eines Reiches.

Der deutsche Archäologe Preuss bei Alto de los Ídolos

Beim Plateau B fand der deutsche Archäologe Preuss 1913 einen Schrein mit einer weiblichen Figur. In den 70er Jahren wurde dieser zerstört. Selbst die Skulptur war den Hang hinunter gerollt.

Die folgenden Restaurierungsarbeiten führten schließlich zu der Erkenntnis, dass es sich um einen Tempel mit Grab handelt. Neben den Gravuren kamen mehrere gut erhaltene dekorative Elemente in verschiedenen Farben zum Vorschein.

In zwei der Gräber wurden Statuen freigelegt, welche Krokodilen ähneln. Sie besitzen Zähne und Krallenfüße. Bemerkenswert daran ist, dass in dieser Region weder damals noch heute solche Reptilien anzutreffen sind.

Was man hier allerdings findet, sind Schlangen. Zumindest stolpert Lars schier über ein ausgesprochen langes und buntes Exemplar. Leider ist das Tier zu flink für seine Kamera, zumal es bei seiner Flucht immer wieder kurz im Gras verschwindet.

Zu den weiteren Besonderheiten bei Alto de los Ídolos zählen die größte Figur aus der San-Agustín-Kultur oder das tiefste Grab aus dieser Epoche. Und wenn man von dem piksenden Zeug in der Wiese absieht, ist es hier oben mit der schönen Aussicht über die Landschaft richtig idyllisch.

In den Zuckerrohrplantagen

rund um die Ausgrabungsstätte Alto de los Idolos

Nach so viel Bewegung zwischen alten Kultstätten und Gräbern braucht es eine Pause. Außerdem sehnen sich einige unserer Reisegruppe nach einem Mittagessen. Beides ist kein Problem.

Denn mit dem Restaurant Casa Loma beim Eingag zum archäologischen Park befindet die nächste Futterstation ja gleich um die Ecke. Wir selbst holen nur rasch etwas zu Trinken und nutzen die Stunde Freizeit lieber, um die Gegend zu erkunden.

Die Landschaft ist nur dünn besiedelt und sehr hügelig. Entsprechend klein sind die Felder. Dafür sind sie abwechslungsreich. Zuckerrohr wechselt mit Kaffeebüschen und Bananenstauden ab. Dazwischen passieren wir abgeerntete Gemüsefelder und Kuhweiden, Gehölze und kleinere Wiesen. Immer wieder knattern Motorräder, besetzt mit zwei bis vier Personen, an uns vorbei. Angesichts der löchrigen Piste ist dies offenbar die beste Art, sich hier in den Zuckerrohrplantagen fortzubewegen.

Wir selbst nutzen für die Weiterfahrt lieber wieder unseren Chiva, der bereits auf uns wartet, als wir zum Restaurant zurückkehren. Nun geht die Fahrt gelassener weiter. Bei Isnos erreichen wir eine gut ausgebaute Hauptstraße und fahren kurvenreich zurück nach San Agustín. Ein schöner Aussichtspunkt über einer Schleife des Rio Magdalena bietet die Möglichkeit, auf das Dach des Chivas zu klettern. Personenbeförderung auf dem Dach eines Chivas ist in Südamerika eine gängige Praxis.

Allerdings gilt das nur für Einheimische. Denn es reicht ein unachtsamer Schritt, ein Einfädeln in oder Hängenbleiben an was auch immer oder ein versehentlicher Rempler eines anderen, und schon ist es geschehen um den schönen Ausflug. »Hier ist noch nicht allzu viel passiert«, merkt eine Mitreisende an. Zum Glück aber geht alles gut und nehmen bald alle wieder ihre Plätze im Chiva ein, sodass wir ohne Umweg zum Hospital zurück zu unserer Hacienda bei San Agustin fahren können.

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