Ein Stadtrundgang durch Kirkwall

Von Märtyrer und Sklaventreibern

Kirkwall ist der Hauptort auf Mainland der schottischen Orkneys. Da sich unser Kirwall-Hotel direkt am idyllischen Hafenbecken befindet, bietet sich ein ausgiebiger Stadtrundgang durch die engen mittelalterlichen Gassen an. Gleich neben dem Hotel beginnt die Fußgängerzone.

Leider sind wir noch etwas früh dran und darf diese bis 10 Uhr befahren werden. Das wird natürlich von den Fußfaulen ausgenutzt, um noch schnell ein paar Besorgungen zu machen. Für uns Fußgänger ist diese Unart eher lästig, da wir beim Schaufensterbummel ständig Autos ausweichen müssen.

In der St. Magnus Cathedral von Kirkwall

Kaum haben wir die Fußgängerzone hinter uns gelassen, stehen wir vor der markanten St. Magnus Cathedral. Auch wenn es größere britische Kathedralen gibt, wirkt sie für solch eine kleine Insel stark überdimensioniert. Erbaut wurde sie von Graf Magnus' Neffen Rognvald. Auf Befehl seines Vaters, Graf Haakon Paulon, wurde Magnus erschlagen, was ihn zu einem Märtyrer für den Frieden auf der Insel Orkney machte.

Bald gab es viele Geschichten über Magnus' Wundertaten und Rognvald hoffte auf göttlichen Beistand seines Onkels. Dazu legte er das Versprechen ab, diese mächtige Kirche zum Andenken an Magnus zu bauen. Sowohl Magnus als auch Rognwald wurden heilig gesprochen und ihre Gebeine in den alten Gemäuern der Kathedrale zur letzten Ruhe gebettet.

Die Kathedrale selbst wurde aus rotem Sandstein von Mainland Orkney und gelbem Standstein von der Insel Eday sowohl im romanischen als auch im frühen gotischen Stil erbaut. Auffallend sind die strengen und massiven normannischen Säulen im Mittelschiff. An den Wänden finden wir dramatische Grabsteine aus dem 17. Jahrhundert, die mit Stundengläsern, Knochen und Totenschädel die Sterblichkeit gemahnen.

Ein Seitenaltar mit Schiffsglocke erinnert an die Besatzung der H.M.S Royal Oak, die nach einem Torpedotreffer im Oktober 1939 bei Scapa Flow ertrank. Heute ist die Kathedrale im Besitz der Gemeinde, wobei ein Verein hauptsächlich damit beschäftigt ist, Spenden zu sammeln, um das kulturgeschichtliche Bauwerk zu erhalten.

Earl´s Palace - die Sklavenarbeit für Stewart Earl Patrick

Gegenüber der St. Magnus Kathedrale befindet sich ein kleiner Park mit dem unvollendet gebliebenen Renaissancegebäude Earl´s Palace. Der tyrannische und in der Bevölkerung entsprechend unbeliebte Stewart Earl Patrick ließ das Gebäude von 1600 bis 1607 erbauen. Dafür ließ er seine Untertanen wie Sklavenarbeiter ohne Entlohnung in den Steinbrüchen schuften.

Anstatt Segelboote einzusetzen wurde das Baumaterial mit Ruderbooten angeliefert. Seiner Unbeliebtheit sicher bewusst, unterhielt Earl Patrick eine Privatarmee von 50 Musketiere, die ihn auf dem kurzen Weg zur Kathedrale genügend Schutz boten.

Auch wenn dem Palast heute das Dach fehlt, lohnt sich der Besuch. Dunkle Kerker und eine große Haupthalle bieten Einblicke in das damalige Leben des Earl. Die Erker bieten uns eine schöne Sicht in die Umgebung, wo sich auch der Bishop´s Palace befindet.

In dem für Bishop William the Old errichteten Palast starb 1263 der legendäre König Haakon IV. von Norwegen. 1550 wurde das bereits baufällige Gebäude durch Bischof Robert Reid nochmals renoviert und mit einem Rundturm erweitert, bevor es erneut dem Verfall preisgegeben wurde.

Kommentare und Rückmeldungen

VG Wort