Die Wiener Hofburg und das Sisi Museum

Italienische Renaissance-Fassaden und viel Prunk

Gleich vor dem Hotel befindet sich die Mariahilfer Straße, die den Westbahnhof mit dem Zentrum verbindet. Die Straße gilt als die wichtigste Einkaufsstraße in Wien. Anstatt die Zeit in den vielen Boutiquen und Geschäften zu vertrödeln, wollen wir bei unserem ersten, nachweihnachtlichen Wienbesuch jedoch erst einmal zum Sisi Museum bei der Hofburg spazieren.
Es nieselt. Bibbernde Kälte zieht uns an den Beinen hoch und noch kälterer Wind weht uns ins Gesicht.

Wir bleiben standhaft und kommen an einem Nordseerestaurant nach dem anderen vorbei. Vor allem ich fühle mich als norddeutscher Jung’ mehr wie in Bremerhaven als in Wien.
Vor den Kirchen im Zentrum stehen noch ein paar wenige Stände der Weihnachtsmärkte herum. Die meisten haben Ende Dezember natürlich geschlossen, andere haben ihr Sortiment einfach auf Silvester umgestellt und verkaufen Glücksschweinchen, Kleeblätter und Feuerwerkskörper.

Am Ende der Bummel- und Einkaufsstraße von Maria-Hilfer (es gibt schönere Straßen in Wien) kommen wir endlich zur Hofburg, das heißt, zumindest mal in das große Museumsquartier davor. Nur noch rasch über die Fußgängerampel und ups...!

Da muss man ja wirklich geschwind gehen, so schnell wie die Ampeln wieder auf rot schalten. Kein Wunder, dass man in Wien kaum alte Omis und Opis am Krückstock sieht.

Zwischen den Zwillingsbauten der Hofburg

Als wir heile auf dem Maria-Theresien-Platz ankommen, fühlt sich Annette dann auch endlich wohler und beginnt ihr Wien nach den ersten grauen Eindrücken doch zu gefallen.
Hier am Theresien-Platz wollte sich der Habsburger Hof mit einem Museumskomplex ausbreiten. So hatte Gottfried Semper unter anderem zwei neue Burgflügel geplant, die durch Schwibbogen über die Breite Straße mit den Museen verbunden sein sollten.
Realisiert wurde allerdings nur einer der Flügel sowie zwei der geplanten Museen: das Kunsthistorische und das Naturhistorische, die sich mit ihren italienischen Renaissance-Fassaden als Zwillingsbauten spiegelbildlich gegenüber stehen.

Dazwischen stehen einige schön geformte Eiben in allen Größen und Varianten sowie große Reiterstatuen. In der Mitte des Platzes darf Maria-Theresia nicht fehlen, umringt von noch mehr Pferden mit ihren Reitern. Von der Kulisse her sicher beeindruckend.

Anschauen tun wir uns die beiden Museen jedoch nur von außen, da wir zum einen ja nicht soviel Zeit mitgebracht haben und zum anderen, weil Annette unbedingt ins Sisi-Museum will. Immerhin sind wir in Wien und da wollen wir doch schon wissen, wie Sisi gewohnt und gelebt hat.

Das Sisi Museum und die Silberkammer

Mit leerem Magen regiert es sich schlecht

So wie wir den Maria-Theresien-Platz überquert haben und den Fiakern, die mit ihren Kutschen aus der Hofburg kommen, entgegenlaufen, erreichen wir den Eingang vom Sisi Museum sowie der Silberkammer mit all ihren Schätzen.
Was uns dabei gleich klar wird: Mit leerem Magen regiert es sich schlecht. Das ist heute so und war zu Zeiten der Monarchie offensichtlich nicht anders.

Denn in den Räumen der Silberkammer ist reichlich Geschirr ausgestellt. So sehen wir im ersten Raum alles, was die kaiserliche Küche damals zum Kochen, Backen und Salate anrichten brauchte - und das in sämtlichen damals erhältlichen Materialien. Mit am Schönsten finden wir die verschiedenen Backformen der Zuckerbäcker. Aber auch die Suppenschüsseln würde heute manch eine Frau gerne ihr eigen nennen.

In den nächsten Räumen befinden sich zig Vitrinen mit Geschirr in Silber, Gold und aus Porzellan, Suppenschüsseln und Servierteller Besteck in Hülle und Fülle und und und. Dabei gab es zur Habsburger Zeit x verschiedene Dekors und jedes einzelne in hundertfacher Ausfertigung. So zumindest kommt es uns vor.

Sehr schön anzusehen finden wir hier die großen, verschnörkelten goldenen Kerzenständer und den dreißig Meter langen Mailänder Tafelaufsatz, auch wenn dieser nicht komplett aufgebaut wird. Da fehlte dann doch der Platz. Aber auch so quellen einem die Augen bei dem vielen Glanz, den vielen kostbaren Stücken und Schätzen schier über.

Die Kaiserappartements im Sisi Museum

Als Nächstes führt uns der Rundgang wir zu den Kaiserappartements. Sowie wir dort wir einen großen Lebenslauf der Kaiserin studieren, wird deutlich, dass diese Frau alles andere als eine Romy Schneider war: Groß, dürr, schön und sehr mit sich selbst beschäftigt. Wer sonst hat schon die Zeit, sich täglich eine Stunde die Haare kämmen zu lassen und mehrere Stunden Sport zu treiben,

um dann auch noch den Staatsgeschäften nachzugehen? Letzteres hat sie allerdings nicht immer getan.
Denn wie wir ist Sisi lieber durch die Welt gereist. Daher ist auch ein Nachbau ihres Zugwaggons im Museum ausgestellt sowie viele ihrer Gedichte, die manchmal erotisch, meist aber zynisch und deprimiert klingen.

Im Turnzimmer der Kaiserin

Sehr schön sind auch die Konferenz-, Arbeits- und Schlafzimmer. Diese findet Annette sogar schöner als die in Versailles, weil die Räume und Einrichtungen noch nicht so verlebt aussehen, sondern gut gepflegt werden.

Dabei hatte Kaiserin Sisi sogar ein lustiges Turnzimmer und eines der ersten Badezimmer mit richtiger Badewanne und Klo. Prächtig jedoch sind auch die anderen Zimmer. Mal Biedermeier, mal Rokoko und sicher noch eine Reihe anderer Einrichtungsstile, die wir zwar nicht so gut kennen, insgesamt aber schön finden.

Spanische Hofreitschule

Das Haus der berühmten weißen Lippizaner

Nach unserem Museumsbesuch kommen wir bei der Suche nach einem typischen Wiener Kaffeehaus, dem Café Demel, bei der Spanischen Hofreitschule mit den berühmten (weißen) Lippizaner vorbei. In einem 57 auf 19 Meter großen von 46 Säulen getragenen Reitsaal, findet hier wohl eine der nobelsten Pferdevorführungen der Welt statt.
Allein die Hauptvorstellung der Pferde dauert etwa 80 Minuten. Dabei zu sein ist allerdings nicht so ganz einfach, da die Hauptvorführung in der Winterreitschule bereits Wochen im Voraus ausgebucht ist.

Für Pferdeliebhaber aber lohnt sich ein Besuch der Spanischen Hofreitschule. Immerhin besteht sie seit dem 16. Jahrhundert, womit sie die weltweit älteste ist, in der die klassische Reitform gepflegt wird. Damit zählt sie zu den bedeutendsten Kulturgütern Österreichs.

Das Gebäude, in dem sie bis heute untergebracht ist, ließ Kaiser Karl VI. zwischen 1729 und 1735 als Teil der Wiener Hofburg erbauen. An ihn erinnert das Reiterporträt in der Barockhalle, in der die Lippizanerhengste ausgebildet und präsentiert werden.

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