Fiakerfahrt durch Wien

oder: alle Wege führen irgendwie auf den Spittelberg

Die schönste Art, die Wiener Altstadt zu erkunden, ist sicherlich eine Kutschenfahrt. Oder, wie es hier heißt: eine Fahrt mit dem Fiaker. So wird in Wien sowohl eine zweispännige Kutsche als auch der Kutscher selbst genannt.

Nachdem es Ende des 19. Jahrhunderts um die 1.000 Fiaker in Wien gab, sind es heute gerade einmal fünf Dutzend, welche die Besucher durch die innere Altstadt kutschieren.

Sich eine bestimmte Kutsche auszusuchen, ist nicht ganz so einfach. So geht es zum Beispiel am Stephansplatz schön nach der Reihe. Da wir unsere Fiakerfahrt am Abend beginnen, hätte ich zwar lieber zwei Schimmel vor der Kutsche gehabt.

Durch zwei Leuchten am Kutschbock ist dann aber auch unser Fiaker zumindest so gut zu sehen, dass die Autos einen Bogen um uns fahren. Damit verflüchtigen sich meine Bedenken bald und können wir die abendliche Fahrt genießen.

Tatsächlich haben wir sogar ausgesprochenes Glück mit unserem Kutscher. Denn nachdem er uns in der Altstadt die verschiedenen Sehenswürdigkeiten zeigt und das obligatorische Touri-Bild in der Kutsche aufnimmt, empfiehlt er uns einige Male den Spittelberg mit dem »Centimeter«.

Mehr noch, erklärt er uns von jedem möglichen Winkel der Altstadt, wie wir zum Spittelberg hinfinden. Oder alternativ, welche Straßenbahn bzw. welcher Bus uns zurück zum Stephansplatz bringt. Da es nämlich seine letzte Tour für den Tag ist, dürfen wir weit länger mit dem Fiaker fahren als wir zu Beginn der Fahrt vereinbart hatten.

Letztendlich nimmt uns der Fiaker bis zu den Stallungen mit und zeigt uns, wie die Pferde untergebracht sind. Weil der Stall recht weit außerhalb des Zentrums liegt (wir waren gut anderthalb Stunden in Wien unterwegs) fährt er uns auf seinem Heimweg bis in die Nähe unseres Hotels zurück.
Als wir am nächsten Morgen wieder auf dem Stephansplatz treffen, lädt er uns außerdem zu einem »Kurzen« ein. Schon denken wir, es handele sich um Schnaps, erfahren dann aber, dass dies eine Wiener Kaffeespezialität ist, zu welcher ein Glas Wasser serviert wird. Für uns war dies zugleich ein Erlebnis, das wir so nicht erwartet hätten.

Die Fiakerfahrt und eine wunderbare Begegnung

Bei unserer zweiten Reise nach Wien wollen wir wissen, wie es unserem Fiaker von damals geht. Wir kennen lediglich seinen Namen. Das ist dann aber auch schon alles. So gehen wir mal wieder an den Stephansplatz und fragen einfach einen der anderen Fiaker. Natürlich kennen die sich alle untereinander und er weiß, dass der gesuchte Roland heute frei hat. Aber er ruft ihm an und erreicht ihn sogar. Leider ist Roland gerade mit seiner Frau beim Shopping außerhalb der Stadt unterwegs. Aber er lässt uns grüßen. Ob er wirklich noch weiß, wer wir sind? Wir belassen es bei dem Gruß und setzen unseren Stadtrundgang fort.
Am nächsten Abend sind wir zum Essen im Zwölf-Apostelkeller. Danach schlendern wir nochmals über den Stephansplatz. Und wer steht als erster Fiaker auf dem Platz? Es ist unser Roland! Was für ein Zufall! »Ach ihr seid 's« ruft er fröhlich, als er uns sieht. Es ist schon spät und er beschließt Feierabend zu machen. Wenn wir wollen, können wir mit ihm zu den Stallungen fahren. Na klar, kommen wir mit zur letzten Fiakerfahrt für heute. Seine Stallungen sind nun beim Wiener Gasometer. In der Kutsche geht es vom ersten in den dritten Bezirk der Stadt. Gemeinsam verbringen wir einen lustigen und unterhaltsamen Abend miteinander. Roland bittet uns, am nächsten Morgen nochmals auf den Stephansplatz zu kommen. Stolz übergibt es uns dort ein Bildband über Fiaker. Die Bilder der Fiaker mit ihren edlen Pferden und den Kutschen erinnern an eine einmalige und wunderbare Begegnung in Wien.

VG Wort

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