Die Schwäbische Alb ist nun das dritte Mittelgebirge, bei dem wir uns auf die Spuren von Sagen und Geschichten begeben. Wie schon im Schwarzwald und dem Elsass war bereits die Recherche für unsere Bücher ein spannendes Abenteuer, bei dem uns die Alb immer wieder aufs Neue überraschte. Anstelle des sehr einfachen Bilds aus dem Schulunterricht, wo die Schwäbische Alb eine große Stufe mit wenigen Zeugenbergen davor bildet, rückte eine vielfältig gegliederte Landschaft, die mit unzähligen Windungen am Albtrauf, tief eingeschnittenen Tälern, vor allem aber einem Reichtum an Geschichte und Legenden begeistert.
Zusammen mit den Höhlen und Felskanzeln, Burgen und Schlössern stellte uns die Alb mal wieder vor die Frage: welche Geschichte, welche Begebenheit, welch bitterem Schicksal gehen wir nach? Wir waren unterwegs an Orten, die abseits der ausgetretenen Wanderwege liegen. So brachten uns die Wanderungen an mehrere Plätze, die wir zu Beginn unserer Recherchen selbst nicht gekannt hatten. Wir haben aber auch bekannte Orte nicht einfach links liegen lassen.
Eindrücke unserer Ausflüge und Wanderungen im deutschsprachigen Raum.
Allen voran sind dies die sagenumwobenen Burgen entlang der Großen Lauter, am Albtrauf und im Oberen Donautal sowie die hoch über dem Tal liegenden Felsen der Hohen Schwabenalb und Mittleren Kuppenalb. Ist es beim Blautopf das unergründliche Wasser, das die Fantasie der Menschen anregt, so ist es bei der Hauserner Wand, dem Felsenmeer oberhalb Albstadt oder der Wolfsschlucht nahe Bad Urach der Zauber der Natur selbst, der einen in Atem hält und herrliche Wandermomente und Erlebnisse beschert.
Daneben sind es die Geschichten, welche von einer Generation zur Nächsten weitergegeben werden und die uns auf Schritt und Tritt begleiten. Besonders verdient haben sich hier Eduard Mörike, selbst ein passionierter Alb-Wanderer, mit der Sage der »Schönen Lau«, Wilhelm Hauff mit einer Vielzahl an Märchen und Romanen und der Naturwissenschaftler David Friedrich Weinland mit »Rulaman« gemacht. Zuletzt waren wir auf der Schwäbischen Alb auch auf Felskanzeln und in Tälern, zu denen es vielleicht nichts großartig zu erzählen gibt – die aber so idyllisch sind, dass man sie unbedingt erlebt haben sollte.
Viel Freude am Wandern wünschen Annette und Lars Freudenthal
Die Schwäbische Alb ist eine über Jahrmillionen gewachsene Landschaft. Ihr Fundament entstand in der Zeit des Jura, als ein Ozean weite Teile Europas bedeckte und sich riesige Mengen an Kalk, Ton und Mergel auf dem Meeresboden ablagerten. Durch die Hebung des Oberrheingrabens und die Auffaltung der Alpen wurde die Schwäbische Alb hoch gedrückt und nach Südosten gekippt. Im Nordwesten entstand eine Steilstufe, die das Albvorland heute als Albtrauf um 300 Meter überragt. Seitdem tragen Verwitterungsprozesse das Gestein am Rand und überall dort ab, wo auf der Alb versickertes Wasser wieder zutage tritt.
Im Untergrund bildeten sich vielerorts Höhlen, die – wo immer sie zugänglich waren – den Menschen während der letzten Eiszeit sichere Zufluchtsorte boten. So bilden die Höhlen im Lonetal, im Aachtal bei Blaubeuren sowie auch der Rosenstein wertvolle archäologische Fundstätten. Neben Werkzeugen und Waffen wurden hier die frühesten Zeugnisse künstlerischen Schaffens des Menschen entdeckt.
Wo das Gestein den Verwitterungsprozessen trotzte, entstanden Inseln vor der Traufkante. Als Zeugenberge rückten sie im Mittelalter ins Interesse der Herrschenden, welche die schwer zugänglichen Bergkuppen für den Festungsbau nutzten. Hier bildete der Hohenstaufen einst das Machtzentrum der Staufer und thront weiter südlich auch heute wieder eine stolze Ritterburg auf dem Hohenzollern. Daneben bieten der Reußenstein, die Teck und die Burgen im Großen Lautertal Ausflugsziele, die uns herrliche Wandermomente bescheren. Zugleich bewegen wir uns im Schwäbischen in einer Region, die immer wieder schwer umkämpft war.
Besonders deutlich wird dies bei den keltischen Befestigungen – etwa auf der Bassgeige oder dem Gräbelesberg oberhalb der Eyach – und dem Rätischen Limes. Letzterer war Teil der römisch-germanischen Grenze. Neben der Sicherung der Grenze diente der Wall auch dem Handel zwischen Nord und Süd. Nach unzähligen Streitigkeiten und Fehden im Mittelalter fand am 5. Mai 1800 bei Meßkirch eine der entscheidenden Schlachten des Zweiten Koalitionskriegs statt. Die Niederlage Österreichs gegen Frankreich läutete die Zeit der Säkularisation ein, bei der die Klöster ihre Macht einbüßten und Kirchengüter in weltlichen Besitz übergingen.
Als Mittelgebirge wird die Schwäbische Alb oft unterschätzt. Doch auch hier gilt: feste Wander- oder Trekkingschuhe sind ein Muss für sicheres Wandern. Halbschuhe, Turnschuhe oder ähnliche Treter bieten zu wenig Halt, wirken sich negativ auf die Fußgesundheit aus und sind oft der Auslöser von vermeidbaren Unfällen. Wanderstöcke hingegen begünstigen eine aufrechte Körperhaltung, schonen die Gelenke und helfen in unachtsamen Momenten, Stürze zu vermeiden. Ebenfalls von Vorteil ist bequeme Wanderkleidung aus Funktionsmaterial, das schnell trocknet und sich leicht trägt.
Alle unsere beschriebenen Touren orientieren sich an den offiziell ausgewiesenen Wanderwegen des Albvereins und der Tourismusverbände. So führen uns die Wegweiser und die Markierungen mit verschiedenen Symbolen und Farben sicher von a nach b und wieder zurück zum Ausgangspunkt. In den letzten Jahren wurden einige Gebiete auf der Alb neu beschildert. Verschiedene Premiumwanderwege stellen zertifizierte Pfade und Wege vor, die Euch eine verlässliche Beschilderung gewährleisten. Umgekehrt sind aufgelassene Wege oder nur schlecht begehbare Trampelpfade ohne besondere Hinweise ein sicheres Indiz dafür, dass man einen Abzweig verpasst hat. Wenn sich der nächste, gut begehbare Weg nicht zufällig in Sichtweite befindet oder klar ist, wie man wieder auf den rechten Weg findet, ist es oft besser, auf sein Bauchgefühl zu achten und zur letzten Wegkreuzung zurückzukehren.
Ein Ziel unserer vorgeschlagenen Wanderungen ist, dass man Ende der einzelnen Touren zufrieden auf die vergangenen Stunden und das Geleistete zurückblicken kann. Dies gelingt am besten, wenn man sich – und seine Mitstreiter – richtig einschätzt. Die längeren Touren sollten daher erst in Angriff genommen werden, wenn eine gewisse Grundkondition und Erfahrung im Gelände vorhanden sind. Hierzu zählt auch, das Wetter richtig einzuschätzen. Denn gerade an heißen Sommertagen bilden sich in den Tälern entlang des Albtraufs gerne Gewitterwolken, die oft schon nachmittags mit Platzregen und Hagel sowie Blitz und Donner niedergehen. Ein Regenschutz sollte deshalb immer dabei sein.
Zu einer schönen Wanderung gehört natürlich auch eine Einkehr oder längere Rast. Hier haben wir es auf der Schwäbischen Alb bestens getroffen. Denn die hier beschriebenen Wanderungen führen uns zu zahlreichen, traumhaft gelegenen Plätzen, von denen man Jahre später noch schwärmt. Zudem steuern die meisten der Touren zumindest eine Wirtschaft an, sodass man sich mit Gleichgesinnten austauschen und nebenbei unsere Bücher der Schwäbischen Alb weiter empfehlen kann. Bevor Ihr darauf verzichtet, ein eigenes Vesper mitzunehmen, vergewissert Euch aber, dass die gewählte Wirtschaft geöffnet ist.
Der Wasserfallsteig zählt zu Deutschlands schönsten Wanderwegen. So ist dieser längst als Premium-Wanderweg zertifiziert. Neben dem Wasserfall begeistert die Runde mit herrlichen Aussichten zum Rutschenfelsen und zur Burg Hohenurach. Es ist eine abwechslungsreiche Runde, deren Anstiege etwas Trittsicherheit erfordern. Doch bei der traumhaften Landschaft ist die Tour ein wahres Highlight.
Gehzeit 3-3.30 Stunden, Distanz 9,7 km und Schwierigkeitsgrad T2
Der Jusi bei Kohlberg bildet den Abschluss eines vier Kilometer langen Bergrückens. Diese Genusstour führt hoch auf einen beeindruckenden Zeugen des erloschenen Schwäbischen Vulkans. Dabei haben wir schöne Aussichten auf die umliegenden Orte und auf die Burg Hohenneuffen.
Gehzeit 3.30 Stunden, Distanz 11,2 km und Schwierigkeitsgrad T2
Die Burgruine Helfenstein und der Ödenturm
Auf mystischen Pfaden verbindet diese Rundwanderung mit der Burgruine Helfenstein und dem Ödenturm zwei herrliche Aussichtspunkte über Geislingen an der Steige. Bevor wir starten, lohnt sich ein Blick hoch zum Burgfried: ist dort die Fahne gehisst, dann ist auch die Burgschenke geöffnet. Ist keine Fahne gehisst, bringt man selbst was mit und genießt damit die schöne Aussicht. Vorbei am mystischen Ödenturm, geht es wieder hinab in die Altstadt. Dort entdecken wir alte Fachwerkhäuser und ein Biergarten im Stadtpark.
Gehzeit 1.30 Stunden, Distanz 4,5 km und Schwierigkeitsgrad T2
Dieser weitere Premiumwanderweg der Schwäbischen Alb bringt uns hinauf auf den Schicksalsberg der Flieger. Er wurde in der Vergangenheit manch einem Piloten zum Verhängnis. Doch der mystische Berg zieht Wanderer und Ausflügler magisch an. Beim Naturfreundehaus bekommen wir eine tolle Sicht auf die Drei Kaiserberge. Durch die grüne Landschaft geht es vorbei am Tempele, zur Schillerlinde und einiges mehr.
Gehzeit 4.30-4.50 Stunden, Distanz 15 km und Schwierigkeitsgrad T2
Der Rosenstein hoch über Heubach bildet ein herausragendes archäologisches Denkmal. Prähistorische Funde stammen bereits aus der Eiszeit, als Rentierjäger Schutz in den Höhlen suchten. Später siedelten die Kelten auf dem Hochplateau. Im Mittelalter entstand die Burg Rosenstein, dessen Westfassade bis heute über der Stadt wacht. Historische Pfade bringen uns zu Höhlen und Aussichten.
Gehzeit 2 Stunden, Distanz 5 km und Schwierigkeitsgrad T2
Dieser Wochenendausflug auf einem Premiumwanderweg führt uns zur ältesten Schauhöhle Deutschlands. Wir wandern über eine von Feldern geprägte Hochfläche. Genießen das Vesper auf einem idyllischen Rastplatz. Dann tauchen wir hinab in die faszinierende Unterwelt der Schwäbischen Alb.
Gehzeit 3.30-4 Stunden, Distanz 13,2 km und Schwierigkeitsgrad T2