Vasamuseum in Stockholm

Schwedens berühmtes Kriegsschiff

Nachdem wir uns vergewissert haben, dass es tatsächlich keinen Zugang zum Mittelaltermuseum gibt, zieht es uns zielstrebig nach Djurgården ins Vasamuseum. Wie wohl die meisten Besucher an diesem Tag, was uns eine Menschenansammlung vor dem Eingang weis machen will.

Erst als wir näher beim Museum sind, sehen wir, dass es sich um eine Gruppe handelt, die sich beratschlagen muss, ob sie das Kriegsschiff Vasa sehen will oder nicht. Uns ist es recht und wenige Augenblicke später sind wir endlich im Trockenen.

Im Innern ist es recht dunkel. Eine Kamera mit hoher Lichtempfindlichkeit ist damit unbedingt zu empfehlen. Denn überall blitzen kleine Kompaktkameras auf, die doch nur einen verschwindend kleinen Teil des gewaltigen Schiffes erhellen können.

Obwohl viele Besucher im Museum sind, wirkt es dennoch nicht allzu voll und ist eigentlich überall, auf insgesamt vier Etagen, eine freie Sicht auf das Schiff gut möglich.

Nun also stehen wir vor der legendären Vasa - und sind überwältigt. Von der Bugspitze, die sich uns etliche Meter lang entgegenstreckt, dem in der Ostsee gealterten, dunklen Holz, den vielen Seilen entlang der Segelmasten,

vom riesigen und kunstvoll gestalteten Heck und natürlich vom zweigeschossigen Kanonendeck, was irgendwie etwas unnatürlich wirkt und dem Boot bereits auf seiner Jungfernfahrt nach wenigen Salutschüssen und einer kleinen Böe zum Verhängnis wurde.

Geschichte der Vasa

Was aber war an jenem 10. August im Jahre 1628 passiert? Tausende Schaulustige waren in den Hafen von Stockholm zugegen, um dem Auslaufen des Schiffes bzw. den ersten Metern der Jungfernfahrt der Vasa beizuwohnen. Wir sehen es förmlich vor uns, wie Väter ihre Kleinen schultern, die Größeren am Rockzipfel der Mutter hängen.

Fahnen werden gehisst und wehen in einer leichten sommerlichen Brise, Hunde springen umher, ein paar Spitzel haben sich unter das Volk gemischt und sicher auch der ein oder andere Taschendieb versucht sein Glück.

Die Stimmung ist ausgelassen, als die Vasa zu ihrer Jungfernfahrt aufbricht. Vom Kai jubeln die Menschen den Matrosen zu, welche ihre Mützen schwenken und die gewaltigen Segel in die Höhe ziehen. Schon werden die Luken geöffnet, feuern die Kanonen Salut.

69 Meter lang, 12 Meter breit, 52 Meter hoch und eine Segelfläche von 1275 Quadratmeter! Wer hatte das schon mal gesehen! Selbst die Feuerkraft der Vasa mit ihren 64 Kanonen ist eine Gewalt, welche die Gegner allein beim Gedanken daran erblassen lässt.

Doch bevor die Vasa auch nur in die Nähe eines feindlichen Schiffes kommt, sind es die Menschen im Stockholmer Hafen, die erblassen. Nach 20 Minuten Fahrt und einer Wegstrecke von nur 1300 Meter müssen sie mit ansehen, wie eine leichte Böe die Vasa zur Seite drückt und nicht mehr nach oben lässt.

Schlimmer noch erleben es die Matrosen, denen das Ostseewasser durch das untere Kanonendeck des Kriegsschiffes entgegen schwappt. Wer sich hier unten befindet, hat kaum eine Chance zu entkommen. Denn schon wenige Minuten später ist der Stolz der schwedischen Flotte für mehr als 300 Jahre in der Ostsee versunken.

Untergang der Vasa

Man stelle sich nur vor, ein Bauwerk droht bei einem Belastungstest einzubrechen oder ein Fahrzeug schon bei einer geringen Geschwindigkeit aus der Kurve zu fliegen und den Ingenieuren fiele nichts besseres ein, als auf eben diesen Test zu verzichten, ohne die Konstruktion zu ändern. Undenkbar?

Als Admiral Klas Fleming wenige Tage vor Auslaufen der Vasa einen Stabilitätstest durchführte, ließ er 30 Matrosen abwechselnd von einer zur anderen Seite laufen. Weil sich das Schiff jedoch bald stark auf die Seite neigte, brach er den Test ab, um die Vasa nicht zu gefährden. Die eigentlich logischen Konsequenzen daraus wurden jedoch nicht gezogen.

Dieses war aber nur einer der - der letzte - Fehler, der den Untergang des Kriegsschiffes besiegelte. Die Katastrophe bereits verhindern können hätte vielleicht Henrik Hybertsson, seinerzeit einer der besten Schiffskonstrukteure Hollands. Leider aber starb er während der dreijährigen Bauzeit und musste durch den wenig erfahrenen Hein Jakobsson ersetzt werden.

Jakobsson war es dann auch, der dem Wunsch des Königs, Gustav Adolf II., nachkam und statt dem einen geplanten noch ein zweites Kanonendeck einbauen ließ. Dadurch wurde das Schiff ein Stockwerk höher und wanderte der Schwerpunkt nach oben - Richtung unteres Kanonendeck.

Zugleich verlor die Vasa ihre Stabilität, zumal der nötige Ballast im Rumpf trotz des deutlich höheren Gesamtgewichts nicht erhöht wurde. Daher reichte eine kleine Brise, um die Vasa in eine gefährliche Schräglage zu bringen.

Weil die Luken der Kanonen nach den Salutschüssen noch offen standen, konnte schließlich das Wasser ungehindert in das Schiffsinnere fließen. Damit war das Schicksal des gewaltigen Schiffes endgültig und versenkt.

Wie verwundert sich die Seeleute eines feindlichen Schiffes wohl die Augen gerieben hätten, wenn es tatsächlich zu einem Gefecht gekommen und die Vasa bei der ersten scharfen Kehrtwende von der Oberfläche verschwunden wäre, können wir nur ahnen.

So aber blieb das Schiff durch das kalte und stark salzige Ostseewasser weitgehend intakt und zieht nun - nach ihrer jahrelangen Konservierung - zumindest die Besucher (ganz friedlich) in ihren Bann. Andererseits, wenn alle Kriegsgeräte bereits vor ihrem ersten Einsatz komplett versagen, wäre das ja auch nicht wirklich tragisch für die Menschheit ...

Kommentare und Rückmeldungen