Autorundreise durch Schottland

Zu den Shetlandinseln und Orkney

Windig. Das ist das erste, was mir zu unserer Autorundreise durch Schottland einfällt. Das zweite ist: sehr windig. Denn würde Schottland allein daran gemessen, wie viel Luft einem um die Nase fliegt, dann wäre das Sprichwort mit dem Geiz sicher nie entstanden. Tatsächlich waren wir froh, dass wir trotz unserer gewählten Reisezeit im Mai leichte, aber windabweisende Winterjacken und warme Klamotten für drunter mitgenommen hatten. Damit waren wir bestens für unsere anderthalb Wochen auf Schottland, vor allem aber den schottischen Inselgruppen in der Nordsee gerüstet.

Bei unserem ersten Ziel, dem Glamis Castle, war es zwar noch fast frühlingshaft warm. Nach einer Nacht bei Aberdeen ging es aber mit der Fähre zu den Shetlandinseln. Dort erlebten wir einen regelrechten Wettermix aus Sturm, Niesel- und Platzregen, aber auch einigen längeren sonnigen Abschnitten. Zu den Höhepunkten auf der rauen Inselgruppe zählten ganz klar die Papageitaucher, von denen wir zahlreiche am Sumburgh-Head beobachtet haben. Doch auch unsere spontane Wanderung zu den Klippen von Hermaness auf Unst war unvergesslich schön.

Nach drei Nächten auf Shetland ging es mit der Fähre weiter nach Orkney. Obwohl die Inselgruppe schon recht nahe am schottischen Festland ist, gehörten die Jacken zu jedem Ausflug zwingend dazu. Nachdem auf Shetland die Natur im Vordergrund stand, sind es auf Orkney die rätselhaften Steinkreise und historischen Siedlungen - und dann doch wieder die Natur, welche die Insel zu einem Erlebnis machen. Nach zwei Nächten in Kirkwall sind wir mit der Nachtfähre wieder zurück zum Hafen nach Aberdeen. Auf der Fahrt nach Edinburgh haben wir eine Sonne-und-Regen-Wanderung bei Glen Muick unternommen und das Schloss Balmoral Castle besucht. Zum krönenden Abschluss der Reise sind wir in Edinburgh auf den Spuren berühmter Schriftsteller gewandelt, um mit Joanne K. Rowling nur eine zu nennen.

Flug nach Schottland und die Tücken vor unserer Reise

Eigentlich hatten wir uns eine klassische Schottland-Rundreise vorgenommen. Mit Edinburgh, dem ungeheuerlichen Loch Ness und das von hohen Bergrücken umrahmte Tal von Glencoe waren die ersten Programmpunkte schnell gewählt.

Um unserer Reise etwas Besonderes zu verleihen, wollten wir außerdem mit der Fähre auf die Äußeren und Inneren Hebriden mit der Doppelinsel Harris und Lewis und der Isle of Skye übersetzen. Damit standen die Eckpunkte unserer Reise.

Dann hebelten Bauarbeiten am Fähranleger auf Harris unsere Reiseplanung jedoch komplett aus. Mit dem Mietwagen wäre die Insel nur über weite Umwege zu erreichen gewesen, was einen zu großen Zeitverlust bedeutet hätte. Als Alternativen schlug uns ZeitRäume Reisen neben der einfachen Rundreise durch Schottland eine zweite Reise auf die Shetlandinseln vor.

Neugierig geworden, stellte sich damit die Frage: Was macht man auf den Shetlandinseln? Leider wird die Inselgruppe von den meisten Reiseführern eher vernachlässigt. Lediglich im Michael-Müller finde ich Bilder von Papageitauchern und dem Leuchtturm von Sumburgh Head, welcher »Puffin´s Paradise« genannt wird. Damit sind wir überzeugt: Klassisch können wir auch später noch durch Schottland reisen. Zuerst aber geht es auf die Shetlandinseln.

Am Vormittag geht unser Flug mit easyJet von Basel nach Edinburgh. Dass wir pro Koffer 50 Euro extra zahlen müssen, haben wir inzwischen verdaut. Billigfliegen ist nur mit Handgepäck. Dafür bietet die Airline als einzige einen Direktflug von Basel an und ist trotz der Zusatzkosten noch günstiger als andere Fluglinien. Zudem geht das Boarding rasch, startet und landet der Flieger pünktlich. Von der Ankunftshalle im Flughafen Edinburgh ist es ein mittlerer Fußmarsch bis zu den Autovermietungen. Wie schon von Kanada und Irland bekannt, will uns auch hier die Dame mit tollen Upgrades glücklich machen. Natürlich gegen Aufpreis, aber dies ganz günstig.

Aber hätten wir einen Diesel gewollt, wäre dieser zu Hause unsere Wahl gewesen – dort, wo wir in Ruhe nach einem Auto schauen. Und wozu sollten wir eine Zusatzversicherung bezahlen, nur um die Selbstbeteiligung der Vollkasko von 888 Pfund auf 300 Pfund zu reduzieren? Laut Vertrag erstattet unser Vermieter im Falle des Falles diese voll. Das bedeutet: schließen wir die Zusatzversicherung ab, bringt uns dies überhaupt keinen Nutzen. Warum muss die Tussi der Mietstation unsere Zeit verplempern? Bald genervt, weil sie bei Lars auf Granit beißt, übergibt sie uns den Schlüssel mit den Papieren und wir sind erlöst.

Einen Moment später sitzen wir in einem recht neuen Ford Focus und sind mal wieder in einem Land der Linksfahrer unterwegs. Die letzte Reise durch Irland hat Lars richtig gut getan. Heute merken wir fast gar nicht, dass wir auf der ungewohnten Seite fahren und sitzen.

Es fühlt sich schon fast normal an. So lassen wir Edingburgh rasch hinter uns und fahren Richtung Aberdeen. Um nicht gleich stundenlang im Auto zu sitzen, steuern wir nach gut der Hälfte der Strecke das schöne Glamis Castle als ersten Programmpunkt an.

VG Wort