Goldenes Gässchen und die Alchemisten

Ein begehrtes Edelmetall für Kaisers Rudolf II.

Lang ist es her, dass Alchemisten im Dienste des Kaisers Rudolf II. versuchten, in der Goldenen Gässchen das begehrte Edelmetall herzustellen. Auch wenn dies nur eine Legende ist,

so ließen sich hier doch zumindest zeitweise Goldschmiede nieder. Erst in jüngster Zeit ist es den Pragern nun endlich gelungen, ein Goldenes Gässchen tatsächlich in eine Goldgrube zu verwandeln.

Denn während der Eintritt lange Zeit umsonst war, muss der Besucher inzwischen 250 Kronen (etwa 8,70 Euro) berappen, um in das eher kurze Goldene Gässchen zu gelangen.

Das Ticket gilt zwar auch für die Räume des alten Königspalastes auf dem Hradschin und die Sankt Georgs-Basilika. Wenn sie dies nicht schon gezahlt hätten, würden sich diese beiden Gebäude aber nur wenige Leute ansehen.

Goldenes Gässchen und das Waffenmuseum

Ein paar Schritte links der beiden Kassenhäuschen kommen wir zum Eingang. Dahinter zieht es die meisten Besucher zu allererst nach rechts zu einem Haus, bei welchem schon einige Meter Touristen anstehen.

Ob sie wissen, dass dies der Eingang zum Waffenmuseum im Obergeschoss der kleinen Häuschen ist? Vielleicht. Ganz sicher aber wissen die meisten nicht, dass es ein paar Meter links einen zweiten Eingang zum Waffenmuseum gibt.

So kommen wir ganz ohne anzustehen in die Kammern und Gänge des Museums, betrachten die alten Wappenschilder, Lanzen und Rüstungen, bevor wir in den Museumsladen finden. In diesem werden neben Fellen und historischen Waffennachbildungen sogar ganze Ritterrüstungen zum Kauf angeboten.

Außerdem befindet sich am Ende des Gangs ein Bogenschießstand, bei dem man für ein paar Kronen Pfeile seine Treffsicherheit unter Beweis stellen kann.

Franz Kafka und sein Goldenes Gässchen

Nach dem Waffenmuseum gehen wir in das Haus Nr. 22. Als berühmtester Bewohner im Goldenen Gässchen hat hier Franz Kafka kurze Zeit im Haus seiner Schwester Otla gewohnt. Nachdem sich das Goldene Gässchen nach Auszug der letzten Bewohner in den 50er Jahren zu einer Museumsstraße wandelte,

befindet sich in dem Kafka-Haus heute ein Bücherladen, in welchem Kafkas Werke in mehreren Sprachen zum Kauf angeboten werden. Findet man sich nicht zurecht oder sucht etwas ganz Bestimmtes, kein Problem, die Verkäuferin versteht und spricht gut Deutsch.

Etwas schade finden wir, dass in der Gasse jede Menge Läden untergebracht sind. So auch ein Marionettengeschäft, in welchem eine Frau gleich mal den Hinweis bekommt, dass sie nur ein Foto für die Erinnerung aufnehmen dürfe. Ansonsten jedoch solle sie das Fotografieren bitte bleiben lassen. Gar enttäuscht äußert sich draußen eine junge Frau: »Das kann doch nicht sein, dass ich erst ein Haufen Eintritt zahle und dann drinnen nur noch mehr Geld ausgeben soll.«

Schon vor unserer Reise haben wir von anderen Pragbesuchern gelesen, dass sie sich ein Goldenes Gässchen anders vorstellen und lieber von einem weiteren Besuch absehen. Ob es sich mal rächt, die Attraktion so zu gestalten, dass es vielen wie eine Abzocke vorkommt? Bei unserem Besuch wenigstens wälzt sich der Touristenstrom noch unaufhaltsam durch das Gässchen, bevor er sich am hinteren Ende staut.

Ein Zurück scheint hier nur noch mit gesundem Ellbogeneinsatz möglich. Immerhin aber nehmen wir doch ein paar schöne Erinnerungen mit durch ein schweres Holztor, hinter dem ein kleiner Abgang (fast) direkt in den Folterturm führt.

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