Levada Nova und Moinho

Ponta do Sol auf der Sonnenseite von Madeira

Die Levada do Moinho führt von Lombada immer leicht ansteigend nach Norden bis zu ihrer Madre, also ihrer Mutter oder auch ihrem Ursprung. Nach den Eindrücken zu Beginn über eine Schlucht erfreuen am Wegrand wild wachsende Callas und andere Blumen. Bei einer normalen Levada-Wanderung wäre dort der Umkehrpunkt. Hier verhält es sich anders.

Ein kurzer Aufstieg ermöglicht den Wechsel hoch zur Levada Nova. Diese verläuft in weiten Teilen in südlicher Richtung und eröffnet uns mit mehreren kurzen Tunnels spannende Einblicke in die Bergwelt von Madeira. Wo die Levada Nova nach Osten schwenkt, besteht eine zweite Verbindung zurück zu unserem Ausgangspunkt in Lombada.

Alternative bei Nebel auf der Hochfläche von Madeira

»Erstens kommt es anders, als zweitens wie man denkt!« - Mit andern Worten: Lars am Rande eines Nervenzusammenbruchs. Aber erst einmal der Reihe nach: Am dritten Tag unserer Reise geht es zum Risco Wasserfall und den 25 Quellen von Rabaçal. Da dies eine der meist begangenen Touren von Madeira sein soll, brechen wir früh auf, um vor dem Besucheransturm dort zu sein. Inzwischen wissen wir ja, dass der Weg über den Encumeada-Pass gesperrt ist und nehmen also die Strecke über Porto Moniz. Auf der ER-110 geht es auf die Paúl da Serra, dem zentralen Hochland im Westteil der Insel. Doch kaum haben wir die Hochebene erreicht, da stecken wir auch schon im dichtesten Nebel. Einzig das Navi kann uns verlässlich zeigen, wo wir uns befinden. Auch die Umgebung von Rabaçal liegt unter einer fetten Nebelschicht, sodass wir erneut auf eine Alternative zurückgreifen müssen.

Levada-Wanderung bei Punta do Sol

Wir versuchen es auf der Sonnenseite. Bei Ponta do Sol gibt es eine schöne Levada-Wanderung entlang der Levada do Moinho und der Levada Nova. Der neue Zielpunkt ist schnell ins Navi eingegeben und wir hoffen auf besseres Wetter auf der Südseite. Tatsächlich verzieht sich der Nebel bei etwa 900 m über dem Meer. Es kommt sogar die Sonne heraus. Schön, so wollen wir das. Jetzt müssen wir nur noch die Capela do Esmeraldo im Ortsteil Lombada da Ponta do Sol finden. Und damit beginnen die richtigen Probleme. Unser Navi ist mit den übermäßig vielen Straßen auf Madeira völlig überlastet. Und dann noch die Täler dazwischen und die vielen Tunnel. Da wird auch die Technik nervös.

Irrfahrt zum Ausgangspunkt

Zuerst landen wir in Canhas. Luftlinie ist dies nicht weit vom Ziel entfernt, aber mit einem tiefen Taleinschnitt dazwischen. Dafür können wir auf der anderen Seite des Tals die Kirche sehen, zu der wir eigentlich wollen. Jetzt wissen wir zumindest, nach welchem Turm wir suchen müssen. Also wieder runter auf die Küstenstraße, rein in die Tunnel und beim nächsten Kreisel in die falsche Ausfahrt. Schon wieder stecken wir mitten in einem Wohngebiet. Die Straßen kleben an der Felswand und sind kaum breiter als unser Clio. Als wir wieder bergab fahren wollen, rennt eine Frau hinter uns her. Wild winkend deutet sie an, dass es hier zu steil wird und an der Stelle kein Auto herunter kommt. Super! Wie jetzt weiter? Ein paar über dem Abhang hängende Carports bieten die einzigen Wendemöglichkeiten. Erst der dritte Versuch bringt uns dann endlich zur richtigen Kirche.

Zum Glück finden wir wenigstens gleich einen Parkplatz. Aber Lars sagt kein einziges Wort mehr. Das macht mir Angst. Wenn mein sonst immer plappernder Norddeutscher ganz still wird, schrillen bei mir die Alarmglocken. Einzig sein wiederholter Hinweis, dass wir soeben bei einer Art Tante-Emma-Laden mit Straßencafé vorbeigefahren sind, lässt erkennen, dass wir besser eine Pause einlegen sollten. Hier kann er zur Ruhe kommen.

Denn nur weil er äußerlich so still wirkt, ist er innerlich noch lange nicht ruhig. Auch Rita macht sich Sorgen um ihren Schwiegersohn. Während wir den Kaffee schlürfen, rennt sie nochmals in den Laden und kommt mit viel zu viel Schokolade wieder zurück. Ja, der Mann hat sie nicht ganz verstanden. Dafür hat sie alles gekauft, was er ihr fragend in die Hand gedrückt hat. Aber die Schokolade wirkt Wunder und Lars redet wieder.

Hinter der Capela do Esmeraldo zur Levada do Moinho

Nach dieser Odyssee und der kleinen Rast kann es endlich losgehen. Hinter der Capela do Esmeraldo öffnet ein kleines Metalltor den Weg zur Levada do Moinho. Wir haben schöne Rückblicke zum Meer und zur Kirche von Lombada. Leider ist das Talende mit einer hässlichen breiten Straße und einem Kreisel verbaut, welche völlig überflüssig wirken. Aber nach ca. 20 Minuten blicken wir nur noch in das ursprüngliche Bachbett. Der Weg entlang der Levada ist sehr schmal, manchmal mit Drahtseilen gesichert und an wenigen Stellen fehlt er ganz. Die kurzen Stücke balancieren wir auf der Levada-Mauer. Insgesamt ist die ganze Strecke weniger gepflegt, als die bisher besuchten Levadas.

Während am Anfang noch Gärten die Levada säumen, wird sie nach und nach immer wilder. Je weiter wir in das Tal kommen, umso eindrucksvoller wird die Landschaft. Hin und wieder schwenkt der Wasserlauf in Seitentäler, wo Bäche vom Hang kommen und in die Levada geleitet werden. Wir passieren Geröllfelder und kleine Wälder. Aber der Weg ist immer eindeutig. Es gibt so einige abschüssige Stellen, aber nirgends geht es senkrecht nach unten. Die Abhänge sind meist mit dichtem Grün bewachsen.

Schließlich führt die Levada zum Flussbett herunter. Wer es von der etwas höheren Levada-Mauer herunter schafft, kann über riesige Flusskiesel bis zum Ursprung klettern. Wer Angst um seine Knochen hat, lässt das besser bleiben. Von der Levada Nova verläuft ein angenehmerer Weg bis zur Madre, der Levada-Quelle. Da wir die Hälfte der Tour hinter uns haben, ist hier aber ein schöner Platz für eine Pause, bevor wir über eine neue Treppe zur Levada Nova hochklettern.

Levada Nova - Ein spektakuläres Seitental

Die Levada Nova verläuft oberhalb der Levada do Moinho. So muss nicht, wie sonst bei Levadawanderungen üblich, auf gleichem Weg zurückgelaufen werden. Von hier oben führt die Levada auch bequemer zur Quelle als bei der Moinho, da die sicher 40 cm breite Mauer leichter zu begehen ist als die großen Flusssteine. Leider ist dieser Weg gesperrt. Ein Angst einjagendes Schild weist darauf hin. Da sonst keine Absperrung vorhanden ist, hält das natürlich niemanden vom Durchmarschieren ab. Grund für die Sperrung ist wohl ein größeres Bauwerk, über das stetig Wasser läuft und das dadurch moosig ist. Es ist glatt und Vorsicht ist geboten. Ganz hinten werden wir dafür mit einem Blick auf einen Wasserfall belohnt.

Nach dem Abstecher geht es wieder zurück und weiter in Fließrichtung entlang der Levada Nova. Sie hat einen ganz anderen Charakter als die Levada do Moinho. Relativ schnell kommen wir bis zu senkrecht abfallende Abschnitte. Da hier alles etwas felsiger ist, gibt es nur spärlichen Randbewuchs und die Felsen hängen an vielen Stellen über. Dafür bleibt die Levada-Mauer immer gleich breit und ist auch ohne Sicherheitsseil gut zu begehen. Meine Mutter ist nicht schwindelfrei und nimmt sich vor, zur Not die Schuhe auszuziehen und durch den Wasserlauf zu waten. Aber soweit kommt es auf der ganzen Strecke nicht.

Mit der Überraschung, die uns dann erwartet, hätten wir laut der Wanderbeschreibung nie gerechnet. In einer Schleife verläuft die Levada durch ein spektakuläres Seitental. Ein Wasserfall, der gut Wasser führt, stürzt von den Felsen ins Tal. Hier wird die mit Trittsteinen abgedeckte Levada durch eine Art Galerietunnel geführt. Wir können also hinter dem Wasserfall durchlaufen, ohne richtig nass zu werden. An manchen Stellen müssen wir zwar die Köpfe einziehen, aber das Bauwerk ist schon einzigartig.

Rückweg zur Igreja da Lombada in Ponta do Sol

Nach der Galerie führt die Levada durch einen etwas längeren Tunnel. Der Ausgang ist zwar sichtbar, aber eine Stirnlampe erleichtert trotzdem das Durchgehen und verhindert Kopfstöße. Trittsteine über dem Wasserlauf sorgen für trockene Füße. Hat man den Tunnel hinter sich, verläuft die restliche Wanderung nur noch im Freien. Allerdings ist die Levada in die steile Felswand gearbeitet. Immer wieder hängt der Fels über, ist aber hoch genug. Auch die Mauer ist breit genug zum Laufen und an den senkrechten und gefährlichen Stellen gibt es inzwischen wieder Sicherheitsseile.

Kurz vor dem Ort Lombada beginnt der Anbau von Gemüsegärten. Die Bauern nutzen das Levada-Wasser zum Bewässern der Gärten. Es ist schon beeindruckend, wie die Terrassen in das steile Gelände gearbeitet sind und unter was für Strapazen hier gearbeitet werden muss. Trotzdem wirkt alles gepflegt und liebevoll angelegt.

Beim Ortsrand bringt uns eine Treppe auf den Weg zwischen die Bebauung. Eng an eng stehen kleine Wohnhäuser im Hang und sind mit Wein und bunten Blumen verziert. Hier hat nicht jeder seine eigene Zufahrt bis zur Haustür. Wir können die Capela do Esmeraldo schon wieder sehen und entlang der Straße und kurzen Gassen geht es zurück zum Ausgangspunkt. Die wunderschöne Tour macht mit ihren Überraschungen den Stress vom Anfang gut, sodass auch Lars wieder wie gewohnt plappert. Vielleicht ist der Nebel in den Bergen inzwischen auch verflogen und wir können doch noch zu den 25 Quellen von Rabaçal.

Video zur Wanderung bei Ponta do Sol

Eindrücke unserer Wanderung entlang der Levada do Moinho und Levada Nova im Süden von Madeira.

Ausgangspunkt und Anforderung der Wanderung

Die Anfahrt erfolgt von der VE3 bzw. der ER 101. Bei Ponta da Sol zwischen zwei Tunneln im Kreisel der Beschilderung hoch zur Kirche und der Levada do Moinho folgen. Wo sich die Straße oben gabelt, geht es rechts zu Levada Nova, links zur Levada do Moinho. Parkmöglichkeiten bestehen bei der Kirche.

AusgangspunktKirche bei der Levada do Moinho
KoordinatenN 32.68930, W 17.09210
Gehzeit3 Stunden
Distanz9 km
Anstiegeca. 120 HM
GradT 2
Einkehrkeine
GPS-DatenWanderung Levada do Moinho gpx
kml-DatenWanderung Levada do Moinho kml

Wanderkarte zur Tour an der Ponta do Sol

Höhenprofil

Kommentare und Rückmeldungen