Zu den Vulkanen San Antonio und Teneguía

Rundwanderung durch das Schwarz der Lava

Die Südspitze von La Palma gleicht einer Mondlandschaft. Schwarze Lava bildet hier einen krassen Kontrast zur sonst so grünen Insel. Wer von Süden zum San Antonio schaut, sieht vor sich die mustergültige Form eines Schichtvulkans. Trotzdem ist er einfach zu erklimmen. Direkt unterhalb liegt der Teneguía.

Als jüngster aller Vulkane des kanarischen Archipels bildet er zugleich das jüngste Landgebiet Spaniens. Die Vorzüge des neu entstandenen Fläche nutzen die Palmeros für den Anbau von Weinreben. Sie sind von Naturmauern umgeben und zieren heute die Flanken der Caldera.

Centro de Visitante Volcán de San Antonio

Das Wetter ist wechselhaft bis launisch. Die Caldera des Taburiente ist seit Tagen von dichten Wolken verhüllt. Einzig für den südlichen Teil der Insel wird Sonnenschein vorhergesagt. Das macht Mut. So fahren wir eine halbe Stunde bis nach Fuencaliente und folgen dort den Schildern »Volcán Teneguía« und »Volcán San Antonio«.

Vorbei an den weißen Häusern des Dorfes Fuencaliente erreichen wir die Zufahrt zum »Centro de Visitante Volcán de San Antonio«. Auf den letzten Metern wandelt sich die Landschaft schlagartig. Während das Grün der Kiefern zurücktritt, prägt nun dunkles Lavagestein die neue Umgebung.

Wir sind keine Freunde von Besucherzentren. Nicht, dass uns der Eintritt reut. Doch zählen diese Einrichtungen zu den typischen Zielen der Ausflugsbusse. Allein dadurch geht es dort gerne zu wie in einem Taubenschlag.

Bei unserer Ankunft ist der Parkplatz jedoch so gut wie leer. Schon beim Einfahrtstor werden wir zur Kasse gebeten. Pro Person kostet der Eintritt für das Naturschutzgebiet fünf Euro. Das ist unserer Meinung nach in Ordnung.

Der leichte Aufstieg zum Aussichtspunkt des San Antonio

Wir drehen eine Runde durch das Informationszentrum. Mit Schautafeln und Modellen erfahren die Besucher alles über den Vulkanismus von La Palma. Das Hauptaugenmerk richtet sich natürlich auf die letzten Ausbrüche direkt vor der Haustür. Dann aber widmen wir uns der Praxis und spazieren hinauf zum höchsten Punkt unserer Tour.

Verglichen mit den gewaltigen Flanken des Taburiente ist der San Antonio mit einer Höhe von 632 Meter ein Hügelchen. Doch er bildet einen wunderschönen Kontrast zu den grünen Hängen im Hintergrund. Fast eben verläuft der Weg bis zum Aussichtspunkt des San Antonio. Einen derart leichten Zugang bieten weltweit nur wenige Vulkane.

Die Cumbre Vieja – der aktivste vulkanische Gebirgszug

Die Vulkanlandschaft des San Antonio und des Teneguía befindet sich in der Cumbre Vieja. Sie ist die jüngste Region der Insel, sogar von ganz Spanien. Die Südspitze von La Palma entstand vor etwa 125.000 Jahren durch die Aneinanderreihung mehrerer Vulkane. 1677 erfolgte der bislang letzte Ausbruch des San Antonio. Er war nicht besonders zerstörerisch, da die Lavaströme hauptsächlich zum Meer hin abflossen.

Allerdings verschüttete er eine heiße, heilkräftige Quelle der Altkanarier. Die Ausbrüche hielten gut ein Jahr an. Eine historische Beschreibung erzählt von Schwefelgestank, Donnern und andauernden Beben. Beim Centro lässt sich solch ein Beben anhand eines Simulators nachempfinden, und das ganz ohne Risiko eines Ausbruchs.

Fuenta Santa - Eine Quelle mit heilsamen Kräften

Die Quelle jedoch ließ den Palmeros keine Ruhe. Immerhin gab sie Fuencaliente den Namen. Viele Jahre haben die Insulaner nach der Quelle gegraben und gesucht. 2005 wurde man an der Playa de Echentive, in einer Tiefe von circa 187 Metern fündig. Noch immer werden ihr heilsame Kräfte nachgesagt, weshalb sie heute Fuenta Santa genannt wird. Was genau mit ihr geschehen soll, steht indes in den Sternen. Ein Thermalbad sollte erbaut werden. Doch dazu müssen sich Gemeinde und Regierung zunächst über die Finanzierung und Gewinnverteilung einig werden.

Wir selbst verweilen erst einmal auf dem höchsten Punkt der Caldera des San Antonio. Bis auf ein paar felsige Stellen ist der Weg zum Aussichtspunkt mit Vulkanasche bedeckt und für jedermann gut zu begehen. Der Schlacken- und Aschenkegel wird auf etwa 3000 Jahre geschätzt. Die Aussicht ist traumhaft, wenn auch wegen der Wolken am Morgen etwas trüb.

Außerdem zieht es wie Hechtsuppe. Aber nur so kennen wir die meisten Vulkane. Wir schauen hinein in den Krater. Er hat einen Durchmesser von mehr als dreihundert Meter. Als Besonderheit wächst darin ein Wäldchen Kanarischer Pinien. Durch ihre Anpassungsfähigkeit kommt die Spezies selbst mit einem solch kargen und wenig fruchtbaren Boden klar.

Abstieg zum Roque Teneguía

Während unseres ersten Besuchs bleiben ein paar wenige Wolken blöd über dem Krater hängen und beschatten ihn. Wir werden wohl am Mittag nochmals hierher kommen. So laufen wir zurück zum Besucherzentrum und dort quer über den Parkplatz zu einem Fußweg. Leider ist der Zugang durch ein Tor verschlossen.

Offenbar haben zu viele Besucher dieses Hintertürchen genutzt und sich so vorm Eintrittsgeld gedrückt. Wir sparen uns den Weg durch das Zufahrtstor und um den Parkplatz herum und klettern über die Mauer. Wichtig ist, die Eintrittskarten zu behalten, um später zurück zum Auto zu kommen.

Ein wunderschöner Lavaweg führt neben dem Centro hinab zur Küste. Schwarze Lava, grüne Kiefern und der azurblaue Ozean geben auch hier wunderschöne Kontraste. Unser Pfad mündet in eine quer verlaufende breite Piste. Vor uns sehen wir die Landstriche von Llanos Negros und Los Quemados. 1677 wurde dieser Teil von der Vulkanasche des San Antonio bedeckt. Heute erstreckt sich auf den fruchtbaren Böden das größte Anbaugebiet der Rebsorte Malvasier. Wir folgen der Piste nach links, immer entlang dem Hang des San Antonio. Nach 700 Metern wechseln wir rechts auf den deutlich erkennbaren Pfad zum Roque Teneguía.

Ein heiliger Ort und ein prähistorisches Zeugnis

Auch zum Roque Teneguía führt ein Lavaweg, der adrett mit größeren Lavabrocken eingefasst ist. Auffallend gelb hebt sich der Teneguía Felsen aus der ursprünglichen Steilküste ab. Der Phonolitfelsen ist die älteste Gesteinsformation dieser Gegend. Die Benahoaritas, die Ureinwohner La Palmas, sahen in diesem besonderen Felsen eine heilige Stätte. Bis zu ihrer Verschüttung sprudelte hier die heiße schwefelhaltige Quelle Fuente Caliente. Auf dem Felsen selbst sind mehrere Petroglyphen, Steinritzungen, zu sehen. Sie zeichnen den Roque Teneguía als ein geologisches und prähistorisches Zeugnis aus.

Neben dem Felsen führt eine Trittspur hinab zu einer überdeckten Wasserleitung. Es ist etwas mühsam, dorthin zu kommen, für trittsichere Wanderer aber gut machbar. Anschließend ist der weitere Weg über die Betonabdeckungen sehr bequem. Manche der Platten fehlen, sodass etwas Vorsicht geboten ist.

Die Wasserleitung eröffnet uns neue Eindrücke. Wir passieren von Flechten bedecktes Lavagestein. Unten am Meer schauen wir auf Bananenplantagen. Hinter uns steht der Roque Teneguía und vor uns der gleichnamige Vulkan. Schauen wir nach links, ragt dort der San Antonio mit seiner Schokoladenseite in den Himmel.

Aufstieg auf den Vulkan Teneguía

Bei einem Wasserbecken, spätestens nach 650 Meter, wechseln wir von der Wasserleitung rechts auf den tiefer liegenden Fußweg. Es ist der GR 131, der uns um den Vulkan Teneguía herum zum Leuchtturm Faro de Fuencaliente bringen würde. Wir begnügen uns jedoch mit dem Aufstieg auf den Teneguía. Über Lavaschollen gewinnen wir rasch an Höhe. Der Pfad ist fast überall gut sichtbar, beinhaltet aber auch ausgesetzte Abschnitte. Belohnt wird man für etwas Kraxelei mit einer traumhaft schönen Aussicht.

Beim Vulkan Teneguía betreten wir schließlich das jüngste Landgebiet Spaniens. Nach mehreren Wochen vulkanischer Aktivität begann am 26. Oktober 1971 die Eruption und hielt gut einen Monat an. Mit der Öffnung von Spalten spuckte der Vulkan sofort feine Lapilli, grobe Schlacke und vulkanische Bomben.

Die ausgestoßene Lava floss an mehreren Stellen bis ins Meer. Dabei wurden 29 Hektar an Neuland gewonnen. Im Windschatten einer Lavascholle machen wir kurz Pause und genießen die Aussicht. Anschließend steigen wir denselben Pfad wieder hinab bis zum GR 131. Dieser bringt uns zurück zur breiten Fahrpiste, wo wir rechts in Richtung Puertito abbiegen.

Durch die Weinlandschaft von Las Machuqueras

Die Fahrpiste führt uns in das Gebiet Las Machuqueras. Es sind die Malpaíses, die Ödlandschaften von La Palma. Wir kennen den Begriff bereits von der Caldera Colorada auf Lanzarote. Dort ist es das schlechte Land zwischen den Vulkanen. Hier auf La Palma eignet sich das Ödland für den Weinanbau. Nach dem Vulkanausbruch von 1971 verwandelten die Bauern die Gerölllandschaft zunächst in produktive Böden.

Heute wird der Weinanbau nach dem Vorbild des Tals von La Gería auf Lanzarote betrieben. Lange, als »Cadenas« (Ketten) bezeichnete Trockensteinmauern schützen die Reben vor den ständig wehenden Passatwinden. Einige Bodegas in und um Fuencaliente bieten Weine in herausragender Qualität an. So verspricht es eine Infotafel am Wegesrand.

Wieder hinauf in Richtung Fuencaliente

Wir bleiben vorerst auf der Piste in Richtung Puertito. Wo sich diese verzweigt, orientieren wir uns links. In der Ferne schimmert die Silhouette von La Gomera im Dunst. Wir wissen nicht genau, wie weit uns der Wanderweg führt. Doch bis zum Rastplatz Llanos de Los Tanques scheint der Weg dann doch etwas arg weit. Deshalb nutzen wir nach etwas mehr als einem Kilometer einen Abzweig links den Berg hinauf. Ein Kreuz weist darauf hin, dass dies kein Wanderweg sei. Wir nehmen dies zur Kenntnis und zugleich als Anhaltspunkt.

Der Weg ist zwar etwas steil, aber wir wollen ja wieder nach oben. Am Ende mündet dieser in einen quer verlaufenden Radweg. Links geht es dann gemächlich bergauf. Bald erreichen wir die Flanken des San Antonio und das Mäuerlein mit der Umzäunung des Naturschutzgebiets. Wir laufen auf Fuencaliente zu, bis wir die Zufahrt zu einer Schule erreichen. Nach gut 150 Meter links erreichen wir schließlich das Einfahrtstor zum Besucherzentrum des San Antonio. Mit dem Ticket vom Morgen werden wir wieder durchgelassen.

Video Wanderung bei San Antonio und Teneguía

Eindrücke unserer Rundwanderung bei den Vulkanen San Antonio und Teneguía auf La Palma. Die kurzweilige Tour steht mit ihren schwarzen Lavafeldern im Kontrast zur sonst so grünen Insel. Teils fühlen wir uns hier nach Lanzarote versetzt.

Anders als bei unserer morgendlichen Ankunft ist der Himmel jetzt blau, dekoriert mit wenigen Zierwolken. Wir gehen nochmals durch das Visitor-Center hindurch zum Zuweg des San Antonio. Wunderschön leuchtet das Grün der Pinien im Krater in der Sonne. Die grünen Berge und die weißen Häuser von Fuencaliente bieten einen herrlichen Kontrast zum düsteren Krater.

Im Süden blicken wir auf den Vulkan Teneguía, die Weinfelder der Cumbre Vieja und den heiligen Felsen Teneguía. Mit diesem Panorama endet eine weitere wundervolle Tour mit unterschiedlichsten Eindrücken. Manche der Bilder könnten auf Lanzarote, Insel der Feuerberge, entstanden sein. Es zeigt, wie abwechslungsreich La Palma ist.

Tourinfos zur Rundwanderung bei der Cumbre Vieja

Die Fahrt geht in den Süden der Insel La Palma, nach Fuencaliente. Dort ist das Centro de Visitante Volcán de San Antonio gut ausgeschildert.

Die Wanderung führt teilweise durch unwegsames Gelände. Wer das nicht mag, lässt den Roque und Vulkan Teneguía einfach aus und läuft über die Piste direkt in die Weinlandschaft von Las Machuqueras.

AusgangspunktParken beim Centro de Visitante Volcán de San Antonio
KoordinatenN 28.48697, E -17.84847
Gehzeit3 Stunden
Distanz9,1 km
Anstiege300 HM
GradT3
EinkehrUnterwegs keine Einkehr
GPS-DatenWanderung San Antonio gpx
kml-DatenWanderung San Antonio kml

Wanderkarte zur Tour durch die Cumbre Vieja

Höhenprofil

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