
Am 18. Juli 2003 war es soweit: Annette Buse und Lars Freudenthal setzten um, wofür sie sich schon Jahre zuvor heimlich verlobt hatten: sie heirateten.
Da es beide ständig in die Welt hinaus zieht, um fremde Länder, aber auch die eigene Heimat auf Reisen und Wanderungen kennenzulernen, wunderte es dann auch keinen, dass sie sich für ihre Hochzeit etwas ganz Besonderes ausgedacht hatten.
Wobei dann auch das Wetter ein wenig nachhalf: im Jahr 2003 hatte es in Tiengen von Ende April bis Mitte Juli nicht mehr geregnet.
In der Hitze dieses Sommers sollte es am Abend vor der Trauung eine »Entledigungsparty« geben. Denn nein, einen Haufen Scherben wollten beide nicht zusammenkehren.
Stattdessen gab es auf dem Grundstück von Lars’ Eltern ein ausgelassenes Sommerfest unter freiem Himmel. Hätte es nicht just einen Abend zuvor endlich geregnet, sie hätten den großen Hof wohl bewässern müssen, um ihn etwas abzukühlen.
Nach dem traumhaften Abend - bei dem lediglich niemand daran gedacht hatte, die zwei Buchskränze zu fotografieren, welche zusammen mit einer wunderschönen, gebundenen Girlande über der Einfahrt hingen - ging es dann am nächsten Morgen in aller Frühe von Tiengen zum Bodensee, genauer: zur Insel Reichenau, wo ein Schiff auf die beiden wartete, um sie zum Standesamt in Konstanz zu bringen.
Anmerkung: die Seiten zu unserer Hochzeit hat Elke (Lars’ Schwester) erstellt.
Der Erste tut´s um die Moneten,
der Zweite um sein hübsch´ Gesicht,
der Dritte ließ sich überreden,
der Vierte, weil er d´rauf erpicht.
Der Fünfte möchte´ zur Ruh´ sich setzen,
der Sechste ist nicht gern allein,
der Siebente will sich ergötzen,
der Achte denkt: Es muss mal sein.
Der Neunte tut´s aus Mitleidstriebe,
der Zehnte nur aus wahrer Liebe.
Der Elfte und der Zwölfte sind so dumm,
die wissen selber nicht, warum.
Zugegeben, die Fahrt zur Insel verlief etwas chaotisch: zuallererst fehlten Annettes Bruder und Eltern, die wir in Erzingen treffen sollten. Da Annettes Bruder in der Regel immer etwas spät dran ist, hatte er gedacht, die beiden verpasst zu haben und ist stattdessen vorweg gefahren.
Den Rest ihrer Hochzeitsgesellschaft, die ohne hin nur den engsten Kreis berücksichtigte,
hatte dann ihr Fahrer auf der Autobahn abgehängt. Mag sein, dass der Freund von Annettes Trauzeugin Angst hatte, dass die beiden es sich noch anders überlegen. Mag sein, dass er einfach nur mal schauen wollte, wie schnell Papas Auto ist; aber bei Tempo 220 hatten alle andere erstmal das Nachsehen.
Auf der Insel Reichenau trafen dann alle wieder zusammen. Nachdem die Torten im ausgewählten Restaurant sicher verstaut waren, ging es weiter zum Bootsanleger, wo die MS Alet bereits wartete.
Ein paar Minuten später legte das Schiff pünktlich Richtung Konstanz am Bodensee ab. Während kubanische Musik aus den Lautsprechern schallte,
gab es für uns alle eine unvergessliche Überraschung:
Auf etwa halber Strecke zwischen der Reichenau und Konstanz, bei Gottlieben, schwammen weit über 200 Schwäne auf dem Wasser. Zudem saß auf jedem Mast, der die Fahrrinne begrenzte, ein Kormoran, der seine Flügel in der Sonne trocknete.
Wir wissen nicht, wie sie das geschafft oder geplant haben: aber nachdem wir schon die Alet zu genau der vorgesehenen Zeit betreten hatten, legte das Schiff nach der wunderschönen Fahrt so pünktlich im Hafen von Konstanz an, dass die verbliebenen Minuten bis zur Trauung genau reichten, um die paar Meter vom Hafen bis zum historischen Rathaus zurückzulegen.
Zwei Minuten vor der Trauung kamen wir beim Standesamt an - nach 90 km mit dem Auto, fünf Minuten Wartezeit beim Erzinger Bahnhof, zehn Minuten Sammelzeit auf der Insel und rund einer Stunde auf dem Wasser! Damit ist klar: sollten die beiden mal irgendwann eine Reisegesellschaft anführen, brauchen die Teilnehmer gute Nerven.
Der Vorteil einer minutiösen Planung ist natürlich, dass es so gut wie keine Wartezeiten gibt. Dadurch konnten wir, kaum dass wir alle im Hof des historischen Rathaus’ von Konstanz angekommen waren, auch schon gleich in das hübsche Trauungszimmer vom Standesamt gehen.
Da waren sie also nun. Knapp fünf Jahre, nachdem sie in Tiengen zusammengekommen waren, durch Lars’ Studium in Dresden vier von sechs Semestern getrennt und durch seine erste Stelle nach dem Studium und vor der Selbständigkeit danach erst noch dabei, aus zwei kleinen Haushalten einen zu machen. Zusammen mit ihren Trauzeuginnen, Birgit und Tanja,
lauschten sie gespannt den Worten der Standesbeamtin, bevor es schließlich ernst wurde, die Ringe getauscht und die Braut geküsst wurde - und die Braut ihren Bräutigam küsste. Und als wenn es kein morgen mehr gäbe, die beiden gar nicht voneinander ablassen wollten... bis der Kuss schließlich von allen möglichen Seiten abgelichtet war.
Was sie in ihrer Aufregung nicht mitbekamen: während sie sich vorne auf sich konzentrierten, wurde in den hinteren Reihen um die Braut geschachert. Denn weil Annettes Schwiegervater zu den Zeit ein Gewächshaus voller Gurken hatte und Lars’ Schwiegervater gerne Gurken isst, hat letzterer versucht,
für sein Mädchen ein paar Gurken zu bekommen. Als sie sich nach einigem hin und her, verhandeln und dagegenrechnen schon auf nur zwei geeinigt hatten, flüsterte Annettes Papa zu Lars’ Papa »Drei«, just einen Moment vor dem Ja-Wort der beiden. Die Sache war besiegelt.
Was hat die beiden bloß zusammengeführt, dass sie trotz der semesterlangen Fernbeziehung zwischen Dresden und Tiengen durchgehalten haben, mag man sich fragen? Nun, der Schulhof war es eher nicht. Denn obwohl sie sich diesen sechs Jahre lang geteilt hatten
und wahrscheinlich mehr als tausendmal aneinander vorbeigelaufen sind, sie haben sich während der Schulzeit nie bemerkt. Auch die vielen gemeinsamen Kollegen und Freunde konnten dies nicht ändern.
Auch die Hobbys waren es wohl eher nicht. Denn während sie in der Stadtmusik spielte, kämpfte er im Handball um Tore und Punkte. Erst nach der Schulzeit und kurz vor seinem Studium sind sie sich aufgefallen, als er regelmäßig in dem Laden einkaufen ging, in dem sie sich ihr erstes Auto mühsam zusammen verdiente.
Dass sie später in einem Ingenieurbüro arbeitet, für das auch er tätig wird, stand damals noch in den Sternen. Das gemeinsame Interesse, was sie beide zusammengeschweißt hat, muss damit ganz woanders liegen - es könnte die gemeinsame Liebe fürs Reisen sein.
So haben sie es irgendwie geschafft, dreimal auf Hochzeitsreise zu gehen. Die erste schon vor der Hochzeit nach China. Ihre fadenscheinige Begründung: Bei der Hochzeitsreise streiten viele so sehr, dass sie sich später wieder trennen. Falls es denn so kommen solle, könne man sich die Hochzeit ja sparen. Natürlich wurde nicht gespart, sondern wünschten sich die beiden anstelle von Sachen für den Haushalt (in dem sie eh schon vieles doppelt hatten),
dass alle für eine große Reise zusammenlegen. Mit dem Geld ging es im nächsten Winter auf Rundreise nach Sri Lanka. Und weil es bis dahin ja noch so weit war, sind sie wenige Tage nach der Hochzeit in die Türkei geflogen, um Kappadokien kennenzulernen und sich von der Urlaubshochzeit auf dem Bodensee und der Gartenoase in Tiengen zu erholen.
Hiermit wird festgestellt, dass zwei Personen genauso billig leben können, wie eine:
sind hiermit autorisiert, es auszuprobieren und herauszufinden!
Außerdem sind sie autorisiert, unter folgenden Bedingungen in Treue zu leben:
Der Ehemann (hinterher genannt: der Gefangene) verpflichtet sich seiner Frau gegenüber (hinterher genannt: Hausherrin) alle Gehälter und alle Kartenspiel- und eBay-Einnahmen abzutreten, sein kleines Notizbuch mit Namen und Telefonnummern zu verbrennen und allen armen Verwandten der Hausherrin freie Kost und Logis zu gewähren.
Die Hausherrin verpflichtet sich im Gegensatz dazu:
eine warme Mahlzeit im Monat zu kochen, das Busgeld zu erstatten und Taschengeld für eine Cola :-) in der Woche zu zahlen. Außerdem geht sie keine weiteren Verpflichtungen ein, die sie nicht für nötig hält.
Konstanz, den 18. Juli 2003
Zeugen: sämtliche anwesenden Gäste
1. Ihr sollt Euch 1 sein.
2. Ihr sollt Euch nicht ent2en.
3. Ihr sollt Euch nicht 3teilen.
4. Ihr sollt Euch gut 4en.
5. Ihr sollt Eure 5er zusammenhalten.
6. Ihr sollt das 6. Gebot halten.
7. Ihr sollt Eure 7 Sachen zusammenhalten.
8. Ihr sollt Euch gegenseitig 8en.
9. Ihr sollt Eure Liebe auch nach der Hochzeit täglich er9ern.
10. Ihr sollt Euch nie die 10e zeigen.
Nach ein paar Fotos beim historischen Rathaus von Konstanz ging es zurück aufs Boot und nach dem ordentlichen Sektempfang mit deutlich schwungvollerer, aber immer noch kubanischer Musik zurück auf den Untersee vom Bodensee. Der Kapitän nutzte das Wetter für eine herrliche Fahrt bis in den Bereich,
wo der See wieder in den Rhein übergeht, bevor er die Reichenau ansteuerte. Seine Frau nutzte die Zeit derweil, um eine Flasche Sekt nach der anderen in die auch bei Ankunft immer noch vollen Gläser einzuschenken. Na, besser, als wenn die Gäste dürsten müssen.
Nach einem schönen Mittagessen mit Bodenseefisch und badischen Spezialitäten sowie einer nun sehr viel gemächlicheren Fahrt von der Reichenau nach Tiengen wartete im Keller von Lars’ Eltern der gut temperierte, badische Wein darauf, genossen zu werden.
Er wartete vergebens. Denn auch wenn es ein guter Tropfen war, so hielten sich nachmittags bei hochsommerlichen Temperaturen doch alle an den köstlichen kubanischen Mojitos.
Interessantes am Rande: Dass vor allem junge Frauen einen Schuhe-Tick haben, ist ja bekannt. So war jede von ihnen schon lange vor der Hochzeit in unzähligen Läden unterwegs, um das perfekte Paar für die Hochzeit zu finden. Da man ja vorher nie weiß, was für Wetter einen erwartet, haben sie teilweise auch gleich zwei neue Paar Schuhe gekauft, um für alle Fälle bestens gerüstet zu sein.
Nach dieser Hochzeit wissen wir nun auch, wie dieses perfekte Paar aussieht: barfuß!
Denn spätestens, als wir wieder in Tiengen, bei der Hochzeitsfeier im eigenen Garten waren, flogen alle Schuhe der unter 30-Jährigen in die Ecke. Vielleicht war dies mit ein Grund, warum wir den Tag alle zusammen so entspannt feiern und genießen konnten. Mit dazu beigetragen hat aber wohl auch die Kleiderordnung, die nichts weiter tat, als Sackos und Anzüge zu untersagen, was bei Temperaturen über 30 Grad Celsius sicher eine gute Entscheidung war.
So vergesst Ihr keinen Hochzeitstag
und welches schöne Ziel wird in dem Jahr bereist haben
Baumwollene Hochzeit - Blaue Reise in der Türkei
1 Jahr Sonntag 18. Juli 2004
Lederne Hochzeit - Nilkreuzfahrt in Ägypten
3 Jahre Dienstag 18. Juli 2006
Seidene Hochzeit - Rundreise durch Namibia
4 Jahre Mittwoch 18. Juli 2007
Hölzerne Hochzeit - Rundreise zu den Königsstädten in Marokko
5 Jahre Freitag 18. Juli 2008
Zinnerne Hochzeit - Wandern auf Teneriffa
6,5 Jahre Sonntag 18. Januar 2009
Kupferne Hochzeit - Mauritius
7 Jahre Sonntag 18. Juli 2010
Blecherne Hochzeit - Wandern auf den Azoren
8 Jahre Montag 18. Juli 2011
Töpferhochzeit - Rundreise durch Kanada
9 Jahre Dienstag 18. Juli 2012
Rosenhochzeit - Segeltour durch die Karibik
10 Jahre Donnerstag 18. Juli 2013
Stählerne Hochzeit - Große Irland-Rundreise
11 Jahre Freitag 18. Juli 2014
Leinen Hochzeit - Wandern auf La Réunion
12 Jahre Samstag 18. Juli 2015
Petersilienhochzeit - Rundreise durch Laos
12,5 Jahre Montag 18. Januar 2016
Elfenbeinhochzeit - Rundreise durch Südafrika
14 Jahre Dienstag 18. Juli 2017
Kristallhochzeit - Rundreise durch Kolumbien
15 Jahre Mittwoch 18. Juli 2018
Porzellanhochzeit
20 Jahre Dienstag 18. Juli 2023
Silberhochzeit
25 Jahre Dienstag 18. Juli 2028
Perlenhochzeit
30 Jahre Montag 18. Juli 2033
Seifenhochzeit
32 Jahre Mittwoch 18. Juli 2035
Leinwandhochzeit
35 Jahre Sonntag 18. Juli 2038
Aluminiumhochzeit
37,5 Jahre Samstag 18. Januar 2041
Rubinhochzeit
40 Jahre Samstag 18. Juli 2043
Goldene Hochzeit
50 Jahre Freitag 18. Juli 2053
Smaragdhochzeit
55 Jahre Donnerstag 18. Juli 2058
Diamantene Hochzeit
60 Jahre Mittwoch 18. Juli 2063
Eiserne Hochzeit
65 Jahre Mittwoch 18. Juli 2068
Steinerne Hochzeit
67,5 Jahre Montag 18. Januar 2071
Gnadenhochzeit
70 Jahre Dienstag 18: Juli 2073
Kronjuwelenhochzeit
75 Jahre Montag 18. Juli 2078
Zwei Menschen hatten sich gefunden,
verliebten sich in frohen Stunden,
sie gingen heut' zum Traualtar
und wurden hier ein glücklich Paar.
Der erste Tag voll Sonnenschein,
wir wünschen so soll's immer sein,
mit Liebe und mit frohen Sinn,
dass der Alltag geh dahin.
Und kämen die Sorgen und käme das Leid,
Ihr solltet gemeinsam sein bereit,
in treuer Kameradschaft es zu tragen
und niemals zu verzagen.
Wie der junge Baum treibt seine Triebe,
so zeigt sich auch bei Euch, tatsächlich Eure Liebe.
Mag Eure Sehnsucht und Treu' sich weiter erfüllen,
wir wünschen es heute, wie immer im Stillen.
Wir wünschen Euch zu Eurer Heirat und für Eure Ehe
Liebe, Glück und das Allerbeste
Jilliane-Sara, Jenny, Niklas, Annika, Fabian,
Frank und Elke