Woermann-Haus und der Damara-Turm

ein guter Überblick über das Seebad

Im Zentrum von Swakopmund kommen wir über der Bismarckstraße zum Woermann-Haus. Im Jahr 1905 erbaut, war es damals der Sitz der Damara & Namaqua Handelsgesellschaft. Vier Jahre später entwickelte sich hieraus die Firma Woermann, Brock & Co.

Nachdem das Gebäude von 1924 bis 1972 als Schülerheim genutzt wurde, drohte dem Haus der Abriss. Zum Glück setzten sich die Bürger für den Erhalt des Woermann-Hauses ein, weshalb das Gebäude 1975 saniert und hier die öffentliche Bibliothek von der Kolonialstadt Swakopmund untergebracht wurde.

Die Tür zum Damara-Turm ist verschlossen. Das aber ist für uns kein Problem, da wir den passenden Schlüssel ein paar Schritte weiter in der Information bekommen. Hinter uns sollen wir die Türe wieder verriegeln. Dies diene der eigenen Sicherheit, dass einem keine düsteren Gestalten folgen können. Zugleich bittet uns die Frau an der Information, vorsichtig zu sein, da das Schloss ein wenig Fingerspitzengefühl verlangt. Was sich Sekunden später bestätigt. Denn gelingt es uns noch ohne Mühe, die Türe von außen aufzuschließen, so erweist sich das Verriegeln von innen als aussichtslos.

Nach unerwartet vielen Stufen eröffnet sich uns ein guter Überblick über das Seebad. Passen der Leuchtturm und der alte Landungssteg auf der einen Seite noch gut zur Kulisse, wirkt das Hohenzollern-Haus vor den Dünen der Namib irgendwie fehl am Platz.

Zugleich ist dieser Kontrast einer der Gründe, warum so viele Touristen nach Swakopmund kommen. Denn wo in Afrika findet man schon einen Ort, der das deutschkoloniale Erbe bis heute erhalten hat? Mal ganz abgesehen davon, dass in der Stadt die meisten Einwohner Deutsch verstehen.

Das Swakopmunder Brauhaus beim Woermann-Haus

Wichtiger als die alten Gebäude und die Sprache aber scheinen den Einwohnern die deutschen Gewohnheiten zu sein. So ist Swakopmund eine der saubersten Städte, die wir auf unseren Reisen je besucht haben (von dem Staub, den der Ostwind am Tag unserer Ankunft in die Stadt geweht hatte, ist nur einen Tag später nichts mehr zu sehen).

Zugleich schätzen die Namibier immer noch die Deutsche Küche. Und natürlich das nach deutschem Reinheitsgebot gebraute Bier, welche jeden Abend zahlreiche Gäste ins Swakopmunder Brauhaus lockt. Was wir allerdings nicht so schön finden: im Brauhaus wird es abends ziemlich laut. Wer seine Ruhe haben will - hier wird er sie nicht finden.

Ein Stück Schwarzwald beim Leuchtturm von Swakopmund

Ob vom Hotel, vom Damara-Turm des Woermann-Hauses, der Mole oder von der Jetty: von beinah jedem Punkt in Swakopmund sehen wir den Leuchtturm. 1902 erbaut und 1910 erhöht ist er das unbestrittene Wahrzeichen der Stadt. Mehr noch: mit seinen Farben begeistert er Annette, die bei unserem Urlaub in Norddeutschland ja so gerne einen rotweiß gestreiften Leuchtturm gesehen hätte und doch bis zu unserer Reise durch Namibia warten musste.

Nachdem wir bereits am Mittag die meisten sehenswerten Gebäude in Swakopmund abgelaufen sind, in mehreren Läden und der Post waren, zieht es uns zum Café »Zum Leuchtturm-Wärter« direkt unterhalb des Turms. Spezialität des Hauses: Schwarzwälder Kirschtorte. Na, da können selbst wir Südschwarzwälder ja kaum nein sagen. Dazu eine Kaffee Latte, köstlich!

Also ehrlich, wir sind ja nun wirklich nicht Fans von der Marotte, in fernen Ländern die bei uns heimischen Gerichte zu essen. Aber eine Schwarzwälder Kirschtorte unter einem norddeutschen Leuchtturm zu bestellen, und das an der Küste Namibias, das hat doch was!

Die Anlage selbst ist schön gepflegt, ein paar Sittiche pfeifen in zwei Käfigen und Perlhühner, Enten und Hasen können sich frei auf dem Rasen frei bewegen. Zudem ist es hier recht ruhig und die Tische und Schirme sind so gestellt, dass wir zwischen Sonne und Schatten wählen können.

Für uns der richtige Ort, um abzuspannen und Ansichtskarten zu schreiben. Und natürlich auch, um gelegentlich nach den Maskenwebervögeln zu schauen, die sich an den Kuchenresten am Nachbartisch gut tun.

Leider hält die Idylle nicht lange. Denn kaum sind die ersten Karten geschrieben, zieht vom Meer Nebel auf. Für einen Moment kämpft die Sonne noch gegen die dichten Schwaden an und schafft es kurz, sie über dem Land wieder aufzulösen. Bald aber setzt sich die feuchte Luft durch und werden wir vom Nebel umhüllt.

Augenblicklich fällt die Temperatur um zehn Grad. Und zwar um wirkliche zehn Grad Celsius! Damit tragen wir im nächsten viel zu dünne Sachen und würden wir unsere sommerliche Kleidung (T-Shirt/Top, Shorts/Rock und Sandalen) gerne gegen dicke Pullis, lange Hose und festes Schuhwerk tauschen. Dennoch bleiben wir tapfer und schreiben alle Karten fertig, bevor wir in das nahe Museum flüchten. Das hat doch was!

Das Leben in der Kolonie - im Museum von Swakopmund

Noch ehe wir ein Wort gesagt haben, werden wir im Museum mit einem herzlichen »Guten Tag!« begrüßt. Sieht man uns an, dass wir Deutsche sind? Ich habe keine Ahnung. Wohl aber spricht die Frau an der Kasse ein Deutsch, wie es sonst nur in Niedersachsen zu hören ist.

Später verrät sie uns, dass ihre Familie in der fünften Generation in Swakopmund lebt. Ob sie aus Deutschland stammt? »Nein, ich bin Engländerin«, erklärt sie, »aber in Swakopmund müssen wir in der Schule alle drei Sprachen lernen: Englisch, Deutsch und Afrikaans.«

Das Museum selbst besteht seit 1951 und überrascht mit seiner Vielzahl an oft privat gespendeten Gegenständen und Abzeichen aus der Kolonialzeit. So finden sich neben einer Sammlung Orden alle in Südwestafrika einst gültigen Währungsmittel und einige Uniformen aus der Zeit.

Bedeutender ist die naturwissenschaftliche Sammlung in der oberen Etage, welche den Gegensatz zwischen Namib und Meer herausstellt sowie die Mineraliensammlung.

Uns persönlich gefällt der Bereich am besten, in dem das Leben in der Kolonie nachgestellt wird. Neben einer kompletten Apotheke und einer Zahnarztpraxis können wir direkt in die Wohnstuben und Küchen der Zeit schauen - und lernen ganz nebenbei, was es mit den Shell-Möbeln auf sich hat.

Denn bei Weitem nicht alle Kolonialisten waren bei ihrer Ankunft vom Reichtum gesegnet. Vielmehr galt es für die meisten, sich mit bescheidenen Mitteln eine Wohnung einzurichten. Viele griffen dabei auf alte Kanister zurück, aus denen sie Schubladen und Schränke bauten.

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